Imperiale Weltläufigkeit und ihre Inszenierungen: Theodor Bumiller, Mannheim und der deutsche Kolonialismus um 1900
Als der größte Binnenhafen Süddeutschlands und das industrielle Herz Badens wurde die Stadt Mannheim im Laufe des 19. Jahrhunderts auch zu einem Knotenpunkt transkontinentaler Verbindungen mit der kolonialen Welt der Südhalbkugel. Mannheims Wirtschaft verarbeitete Rohstoffe kolonialen Ursprungs, in den Magazinen der Reiß-Engelhorn-Museen zeugen Tausende von Objekten kolonialer Provenienz vom Jahrzehnte lang gehegten Traum, in der Stadt das Kolonialmuseum des deutschen Südwestens zu errichten. Der Sammelband untersucht die kolonialen Verflechtungen der Handels- und Industriemetropole aus biographischer Perspektive. Er setzt bei der schillernden Persönlichkeit des Mannheimer "Kolonialhelden" Theodor Bumiller an, analysiert kritisch seine Verstrickungen in koloniale Gewalt, die Verbindungen zwischen Korpsstudententum und Kolonialismus und seine vielfältigen Inszenierungen imperialer Weltläufigkeit. Weitere Beiträge kontrastieren Bumillers Biographie mit der subalternen Weltläufigkeit seines langjährigen komorischen Begleiters Silimu bin Abakari sowie anderen kolonialen Biographien Mannheimer Provenienz. Eine erste, dringend notwendige Auseinandersetzung mit den Verbindungen der Quadratestadt zum überseeischen Kolonialismus in den Jahrzehnten um 1900.