In: Organization studies: an international multidisciplinary journal devoted to the study of organizations, organizing, and the organized in and between societies, Band 45, Heft 4, S. 624-627
Anhand einer diskursanalytischen Auswertung acht problemzentrierter Interviews mit Akteurinnen und Akteuren des Kampfes um das Frauenstimmrecht in den Schweizer Kantonen Appenzell-Innerrhoden und Appenzell-Ausserrhoden wird der Frage nachgegangen, wie individuelle Handlungsmächtigkeit im Kontext dieses gesellschaftlichen Veränderungsprozesses diskursiv hergestellt werden konnte. Als zentral für die Subjektpositionierung und das Erlangen einer warranting voice erwiesen sich dabei die Spannungsfelder zwischen "Provokation und Anpassung" sowie einer Veränderung von "innen oder von außen". Die jeweiligen Pole wurden zwar als sich gegenseitig ausschließend diskutiert, die Analyse macht jedoch deutlich, dass handlungs- und damit veränderungsmächtige Subjektpositionierungen erst im Vorgang der Aushandlung entstehen konnten. Die empirische Analyse zeigt damit detailliert auf, dass die sozialkonstruktionistische Position eines konstruierten Subjekts keinesfalls dessen Handlungsmächtigkeit verunmöglicht, sondern Handlungsmächtigkeit erst durch den Prozess der Subjektpositionierung ermöglicht wird.
Current constructions of heterosexual parenthood in western societies seem to be trapped in a change-retention dilemma. Many elements have changed, but many others have stayed the same. Although `new fathers' do change diapers, the mother is very often seen as the `main parent'. Parenthood is still constructed along the heterosexual gender binary that equates women with mothers and men with fathers. In this article, I analyse four different scenarios of parenthood that were discursively constructed in 21 interviews in Switzerland. I focus on the discursive construction of the subject positions `mother' and `father', the discourses drawn upon, and their potential to subvert the gendered construction of heterosexual parenthood when justifying certain versions of parenthood. Drawing on Judith Butler's concept of `gender trouble', I explore the possibilities for change and the dangers of reifying the gender binary, and critically discuss the possibilities and limitations of gender trouble in this context.
"Auch wenn es für Frauen inzwischen selbstverständlich ist, einen Beruf zu erlernen, ist es ebenso selbstverständlich, den Beruf wiederum aufzugeben, sobald eine Familie gegründet wird. Diese Retraditionalisierung der Geschlechterrollen und die damit verbundene geschlechtsspezifische Arbeitsteilung in Familien wird vor dem Hintergrund einer sozialkonstruktivistischen Theorie des Geschlechts - dem 'boing Gender' - analysiert. Anhand einer Sekundäranalyse von problemzentrierten Interviews werden die subjektiven Begründungen für die Rollenaufteilung von 21 Müttern und Vätern auf ihre Annahmen und Konstruktionsmechanismen bezüglich Elternschaft und Geschlecht untersucht. Ziel dieser Arbeit soll sein, die Prozesslogik der Vergeschlechtlichung von Elternschaft zu analysieren und damit aufzuzeigen, in welcher Form die Geschlechterdifferenz bei der Familiengründung und damit der Rollenverteilung zwischen den Eltern konstruiert wird." (Autorenreferat)
In diesem Open-Access-Sammelband wird angehenden und fortgeschrittenen Forschenden aufgezeigt, wie «doing» und «undoing gender» in Institutionen der frühen Kindheit erforscht und analysiert werden können. Thematisiert werden: zentrale theoretische Konzeptionen von doing und undoing gender verschiedener sozialwissenschaftlicher Theorietraditionen ein multimethodischer und multiperspektivischer Ansatz zur empirischen Untersuchung mit qualitativ-ethnographischen Forschungsmethoden Vielfältige analytische Zugänge: Raumanalyse, Sequenzanalyse, Dokumentenanalyse, sozialwissenschaftlich hermeneutische Analyse, Diskursanalyse, Analyse organisationaler Praktiken Erziehungswissenschaftliche und sozialpsychologische Perspektiven auf Kindertagesstätten als Arbeitsplatz und Organisation, Raum- und Spielangebote, Organisationsentwicklung und eine genderreflektierte Pädagogik
This article presents a discourse analysis of recent legislative changes in the fields of child custody and child support in Switzerland. We identified four interpretative repertoires in these documents: Equality of women and men, child's welfare, inequality of mothers and fathers and individual familial solutions. Between these repertoires, we identified several ideological dilemmas: Equality of women and men directly contradicts the inequality of mothers and fathers, while the principle of governmental non-intervention into the private sphere of the family is being questioned by the high importance attributed to the child's welfare. This discourse analysis shows that the widely discussed ideal of the equality of women and men does not hold up against the hidden subtext of the inequality of mothers and fathers. The dilemma is solved by declaring the implementation of the ideal of equality as an individual problem. In this reading, mother and child are still connected in an essentialist way, while the image of the father undergoes marginal changes only. ; Im vorliegenden Artikel werden die aktuellen Diskussionen um die Revision des Sorgerechts und des Kindesunterhalts in der Schweiz diskurspsychologisch untersucht. Konkret lassen sich in den untersuchten Dokumenten vier interpretative Repertoires identifizieren: Egalität, Kindeswohl, Ungleichheit von Mutter und Vater und individuelle familiäre Lösungen. Zwischen diesen Repertoires lassen sich deutlich ideologische Dilemmata erkennen: Egalität der Eltern und Ungleichheit zwischen Vater und Mutter widersprechen sich, und die Nichteinmischung des Staates in die familiale Privatsphäre wird durch die hohe Gewichtung des Kindeswohls tangiert. Die Diskursanalyse zeigt, dass sich die ausführlich diskutierte Vorstellung von der Egalität der Eltern nicht durchsetzen kann gegen den verborgenen, nie thematisierten Subtext des Unterschieds zwischen Mutter und Vater. Gelöst wird das Dilemma, indem die diskutierten Ideale und Leitbilder als individuell zu realisierende erklärt werden. Mutter und Kind werden hier in essentialistischer Weise miteinander verknüpft und Veränderungen höchstens in marginaler Weise am Vaterbild zugelassen.
Unser Beitrag versteht sich als Inter-Text zwischen ausgewählten FQS-Artikeln – welche in der einen oder anderen Art die Identitätspolitik qualitativer Forschung zum Ausdruck bringt – und der breit angelegten Qualitätsdiskussion sozialwissenschaftlicher Forschung. Anhand einer Diskursanalyse wird untersucht, wie die Bedeutung "qualitativer Forschung" durch deren Verknüpfung mit dem positivistischen Verständnis von Forschung eingeschränkt wird. Das Ziel dabei ist, zwei besonders rigide binäre Hierarchien kritisch zu beleuchten und zu zeigen, wie diese konträr zu einem kreativen/ästhetischen Verständnis von (qualitativer) Forschung verlaufen. Die Untersuchung sieht sich zudem als Versuch, den Horizont qualitativer Forschung durch die Erweiterung von deren Begrifflichkeit zu öffnen. Dazu wird in einem ersten Schritt auf die binäre Unterscheidung von qualitativer und quantitativer Forschung eingegangen. Es wird dabei verdeutlicht, dass diese Trennung – nicht zuletzt aufgrund der Reifizierung quantitativer Qualitätskriterien – zu einer chronischen Nachrangigkeit des qualitativen Wissenschaftsverständnisses führt. In einem zweiten Schritt wird auf die binäre Unterscheidung zwischen qualitativer Forschung und "Nicht-Forschung" – wie beispielsweise Kunst, Journalismus oder Dichtung – eingegangen, wobei diskutiert wird, dass diese Unterscheidung in erster Linie im Dienste der wissenschaftlichen Legitimation qualitativer Forschung steht. Ausgehend von der Prämisse, dass beide binäre Unterscheidungen zu einem eingeschränkten Verständnis und oft auch zu einem untergeordneten Status qualitativer Forschung führen, werden ausgewählte postmoderne Ansätze herbeigezogen, um ein alternatives Verständnis von (qualitativer) Forschung und Forschungsqualität zu etablieren. Wir schließen unseren Beitrag mit einem Appell für eine "Politik der Differenz", welche sich unter anderem für die Erweiterung der Identität qualitativer Forschung – anhand der Vervielfältigung ihrer Genres, Stile und Tropoi – stark macht. URN: ...
Unser Beitrag versteht sich als Inter-Text zwischen ausgewählten FQS-Artikeln – welche in der einen oder anderen Art die Identitätspolitik qualitativer Forschung zum Ausdruck bringt – und der breit angelegten Qualitätsdiskussion sozialwissenschaftlicher Forschung. Anhand einer Diskursanalyse wird untersucht, wie die Bedeutung "qualitativer Forschung" durch deren Verknüpfung mit dem positivistischen Verständnis von Forschung eingeschränkt wird. Das Ziel dabei ist, zwei besonders rigide binäre Hierarchien kritisch zu beleuchten und zu zeigen, wie diese konträr zu einem kreativen/ästhetischen Verständnis von (qualitativer) Forschung verlaufen. Die Untersuchung sieht sich zudem als Versuch, den Horizont qualitativer Forschung durch die Erweiterung von deren Begrifflichkeit zu öffnen. Dazu wird in einem ersten Schritt auf die binäre Unterscheidung von qualitativer und quantitativer Forschung eingegangen. Es wird dabei verdeutlicht, dass diese Trennung – nicht zuletzt aufgrund der Reifizierung quantitativer Qualitätskriterien – zu einer chronischen Nachrangigkeit des qualitativen Wissenschaftsverständnisses führt. In einem zweiten Schritt wird auf die binäre Unterscheidung zwischen qualitativer Forschung und "Nicht-Forschung" – wie beispielsweise Kunst, Journalismus oder Dichtung – eingegangen, wobei diskutiert wird, dass diese Unterscheidung in erster Linie im Dienste der wissenschaftlichen Legitimation qualitativer Forschung steht. Ausgehend von der Prämisse, dass beide binäre Unterscheidungen zu einem eingeschränkten Verständnis und oft auch zu einem untergeordneten Status qualitativer Forschung führen, werden ausgewählte postmoderne Ansätze herbeigezogen, um ein alternatives Verständnis von (qualitativer) Forschung und Forschungsqualität zu etablieren. Wir schließen unseren Beitrag mit einem Appell für eine "Politik der Differenz", welche sich unter anderem für die Erweiterung der Identität qualitativer Forschung – anhand der Vervielfältigung ihrer Genres, Stile und Tropoi – stark macht.
"Mit Blick auf Konstruktionen von 'Familienfreundlichkeit' im Kontext verschiedener neuer Schweizer Wettbewerbe zur Auszeichnung 'familienfreundlicher' Unternehmen werden die im Konstruktionsprozess jeweils verwendeten Verständnisse untersucht. Leitend ist dabei die Frage nach Veränderungspotenzialen hinsichtlich geschlechtsspezifischer Arbeits-, Verantwortungs- und Raumteilung. Durch ein multiperspektivisches, qualitatives Vorgehen werden bei den untersuchten kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) sechs unterschiedliche interpretative Repertoires herausgearbeitet und deren jeweilige Funktionen und Konsequenzen für den Argumentationszusammenhang diskutiert. Dabei wird die jeweils verfolgte Zielsetzung als zentral angesehen. Wird in einem Fall explizit ein gleichstellerisches Anliegen, verbunden mit einer Veränderung der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung und Rollenvorstellungen verfolgt, so scheinen 'familienfreundliche' Maßnahmen in anderen interpretativen Repertoires für diese Zielsetzung geradezu kontraproduktiv zu wirken." (Autorenreferat)
'Doing gender' is a much used term in research on gender, work and organizations. However, translating theoretical insight into empirical research is often a challenging endeavour. A lack of clarity with regard to the conceptualization and operationalization of key terms in turn often limits the theoretical and empirical purchase of a concept. The aim of this article is therefore to provide a systematization of empirical approaches to 'doing gender'. This systematization leads to a topology of five themes that is derived from empirical research in the field. The five themes identified are structures, hierarchies, identity, flexibility and context specificity, and gradual relevance/subversion. Each theme explores a different facet of 'doing gender'. This topology helps empirical researchers to be more specific about which aspects of 'doing gender' they are referring to. This in turn can help to unfold the theoretical potential of the concept of 'doing gender'.