Angesichts der gesellschaftlichen Entwicklungen wird inzwischen auch aus feministischer Perspektive ein wachsender Bedarf artikuliert, das Verhältnis zwischen Religion, Staat und Politik neu zu überdenken. Dabei wird eine Reihe von Kritiken am Säkularismus formuliert, unter anderem, dass er nie in 'reiner Form' existiert habe, ein konstitutiver Zusammenhang zwischen Säkularismus, Kolonialismus und Rassismus bestehe und er zur Zementierung der traditionellen bürgerlichen Geschlechterordnung beigetragen habe. Diese Kritiken am Säkularismus sind zweifellos berechtigt. Problematisch erscheint mir jedoch, wenn daraus die Konsequenz einer Verabschiedung des Säkularismus gezogen und von einer postsäkularen Zeit gesprochen wird. Demgegenüber votiere ich vor dem Hintergrund der zu beobachtenden Revitalisierung von Religionen für ein Festhalten am Säkularismus. Allerdings ist dafür eine hegemonie(selbst)kritische Reformulierung des Säkularismus im Rahmen eines pluralen Universalismus nötig.
Der Beitrag beschäftigt sich mit der Annahme, dass die Idee der Gleichheit als eine Errungenschaft der bürgerlichen Aufklärung eine in sich dialektische Struktur enthält, die Gleichheit in Ungleichheit, Anerkennung in Ausgrenzung umschlagen lässt. Dies illustriert die Autorin anhand eines kleinen historischen Tableaus und zeigt, wie sich diese ambivalente Dynamik des modernen Gleichheitsdiskurses bereits im Prozess seiner Etablierung im 18. Jahrhundert erkennen lässt. Die Ausführungen umfassen folgende Punkte: (1) die Kritik an der Intoleranz und die Idee vom Naturrecht bei Montesquieu, (2) das Gedicht 'Nathan der Weise' (1778) von Lessing, (3) die Erklärung der der Menschen- und Bürgerrechte von 1789, (4) die Entstehung des Diskurses der qualitativen Geschlechterdifferenz, (5) der normative Diskurs über Männlichkeit sowie (6) die moderne Rassentheorie. In dem historischen Rückblick wird deutlich, wie eng im modernen bürgerlichen Verständnis von Gleichheit die Garantie von Gleichheit und ihr dialektischer Umschlag in Ungleichheit und Ausgrenzung miteinander verbunden sind. Das Scharnier für dieses Umschlagen liegt in der diskursiven Logik der modernen Gleichheitsdiskurse selbst. (ICG2)
Um einschätzen zu können, ob sich die Familie in Deutschland und in Teilen Westeuropas in einem tief greifenden Wandel befindet, nimmt die Autorin zunächst eine historische Einordnung vor. In dieser Weise lassen sich zudem eine Reihe immer wieder angeführter Behauptungen über angeblich zentrale Funktionen der Familie überprüfen: Hat die Familie früher diese Aufgabe im Gegensatz zu heute wirklich erfüllt? Und von welcher Familie ist eigentlich die Rede, wenn von "der" Familie gesprochen wird, die sich derzeit verändert? Die Autorin diskutiert u.a. die These über die selbstverständliche Versorgtheit der älteren Menschen in der früheren Großfamilie, die These von der hohen Bedeutung intensiver emotionaler Beziehungen zwischen den Eheleuten und ihren Kindern, die These von der Familie als Ort großer Intimität und Privatsphäre sowie die These von der "neuen Unübersichtlichkeit" aufgrund der großen Vielfalt neuer Familienformen. Im zweiten Teil ihres Aufsatzes überprüft sie die Anzeichen eines strukturellen Wandels der Familie, z.B. die Pluralisierung familialer Lebensformen, die Lockerung von Ehe, Familie und Heterosexualität sowie die Veränderungen der Geschlechterverhältnisse in den Familien bezüglich der familialen Arbeitsteilung und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. (ICI)
In der feministischen Debatte um Gleichheit und/oder Differenz unterscheidet und diskutiert die Autorin fünf historische Phasen bei dieser Problemstellung: (1) Gleichheit; (2) Differenz; (3) Gleichheit oder Differenz; (4) Gleichheit und/oder Differenz; (5) Gleichheit und Differenz. Mit diesen Positionen läßt sich grob folgende Entwicklung beschreiben: Während es in der "klassischen" Phase um die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern oder um die positive nicht-hierarchische Anerkennung der Frau in ihrer Verschiedenheit ging, gewinnt im postmodernen Diskurs der 90er Jahre zunehmend die Frage kultureller Differenzen (also Rasse, Klasse, Ethnizität etc.) an Gewicht. Die Autorin konstatiert nach ihren Ausführungen als Fazit für die Frauenbewegung bzw. -forschung, daß "wir" mit der Frage nach Gleichheit und/oder Differenz an einen aporetischen Punkt angelangt sind, an dem "wir" eingestehen müssen, "daß das Problem nicht zu lösen ist und die einzige Möglichkeit darin besteht, eine ständige kritische Reflexion auf dieses Problem zu institutionalisieren." (pre)
Nach der Entdeckung der "kulturellen Konstruktion von Geschlecht" und dem Zusammenhang von sexuellem Körper und seinen sozialen Inszenierungen und Zuschreibungen bleibt eine heftig diskutierte Frage die nach der "Materialität" der Körper. Feministinnen haben sich frühzeitig gegen die drohende "Auflösung" des Körpers in postmodernen feministischen Diskursen gewehrt. Damit wird das durch die feministische Kritk gewonnene Terrain nicht preisgegeben, Körper auch materiell im Modus ihrer kulturellen, sozialen und historischen Konstruktion zu thematisieren. Wenn es kein "materielles Substrat" gibt, an dem geschlechtliche Zuschreibungen verankert werden können, wie ist dann die "Realität" von geschlechtlichen Körpern zu verstehen? Im vorliegenden Beitrag schlägt die Autorin vor, die gesellschaftliche Konstruktion von zweigeschlechtlichen Körpern und damit auch von Geschlechtsidentitäten und -rollen nicht als Resultat willkürlicher Inszenierungen zu verstehen, sondern als Prozeß und historisch-subjektives Ergebnis von kulturell vertrauten Alltagspraktiken. (pmb)