Wie lassen sich nach vierzig Jahren Sozialismus die politischen Orientierungen in den neuen Bundesländern charakterisieren? In welcher Weise erleben und bewerten die Bevölkerungen Ost- und Westdeutschlands die bestehenden Ungleichheitsverhältnisse? Welche Unterschiede bestehen in den Einstellungen zur Familie und zur Rolle der Frau zwischen Haushalt und Beruf? Wie ausgeprägt sind die kirchlich-religiösen Bindungen der neuen Bundesbürger? Die Beantwortung dieser und anderer Fragen steht im Mittelpunkt des Bandes. In acht Beiträgen werden Ergebnisse der erstmals in Gesamtdeutschland durchgeführten ALLBUS Basisumfrage 1991 vorgestellt.
"Die Bundesrepublik Deutschland entwickelte sich nach dem zweiten Weltkrieg von einer instabilen zu einer vergleichsweise stabilen demokratischen Gesellschaft. Die DDR machte in dieser Zeit eine andere, eine autoritäre und totalitäre Entwicklung durch. Die hier aufgeworfene Frage gilt den Chancen und Bedingungen einer nunmehr gesamtdeutschen stabilen Demokratie. Auf dem Weg dorthin müssen, das zeigen erste Untersuchungen, eine Reihe von Konflikten bearbeitet oder zumindest stabilisiert werden, um so geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen. Dazu gehört auch die Angleichung der Lebenslagen in den beiden Regionen Deutschlands. Die zwei zentralen gesellschaftlichen Probleme werden dabei die Synchronisation von Teilkulturen und die zeitliche Anordnung der Problemlösungen sein. Aus der Sicht des Jahres 1992 zeigen sich zwar massive Probleme, aber sie erscheinen lösbar oder zumindest stabilisierbar, vorausgesetzt, der Gesellschaft bleibt genügend Zeit dafür." (Autorenreferat)
'Das subjektive Wirtschaftsklima, also die Frage für wie gut oder wie schlecht die Bürger die wirtschaftliche Lage einschätzen, war in der Bundesrepublik seit den achtziger Jahren von einer im großen und ganzen positiven Stimmung geprägt. Die Bürger schätzen ihre eigene wirtschaftliche Lage im Durchschnitt zwischen 'gut' und 'indifferent' ein. Die Einschätzung der gesamtwirtschaftlichen Lage verbesserte sich von 'schlecht' zu Beginn der achtziger Jahre auf 'gut' im Jahr 1990. In diesem Jahr wurde auch zum ersten Mal die gesamtwirtschaftliche Lage der Bundesrepublik besser als die eigene wirtschaftliche Lage eingeschätzt. In den Jahren 1990 und 1991 konnten auch die Bürger in den fünf neuen Bundesländer nach der subjektiven Einschätzung der Wirtschaftslage befragt werden. Während die Einschätzungen der gesamtwirtschaftlichen Lage nahezu identisch sind, beurteilen sie ihre individuelle Wirtschaftslage wesentlich schlechter als die Westdeutschen. Noch erheblich schlechter als ihre individuelle Lage wird von den Ostdeutschen die ihres Bundeslandes eingeschätzt. Die Erwartungen an die wirtschaftliche Entwicklung im nächsten Jahr sind in allen Teilen Deutschlands positiv.' Die Analysen stützen sich auf Befragungen aus den Jahren 1982-1991 (u.a. ALLBUS = Allgemeine Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften). (IAB2)
"Der Autor formuliert einen methodologischen und erkenntnistheoretischen Einwand. Er reflektiert die prinzipielle Schwierigkeit, die Gegenwart anders als auf vergangene Begriffe zu bringen. Mohler spricht damit ein Problem an, das sich gerade dann stellt, wenn von Diskontinuität des sozialen Wandels gesprochen wird. Bereits im Versuch, das immer Neue mit sprachlichen Mitteln gesellschaftstheoretisch zu erklären, liegt eine Tendenz, dieses Neue unreflektiert in alte theoretische Gefäße umzugießen. Mohler fordert daher, daß sich die Forschung gerade im hier zur Diskussion stehenden Bereich sehr genau ihrer sprachlichen und daher auch erkenntnistheoretischen Vorannahmen versichern sollte." (Autorenreferat)
Vierzig Jahre nach seinem Inkrafttreten sind die Deutschen auf ihr Grundgesetz genauso stolz wie die Briten auf ihre Monarchie. Danach gefragt, auf was man als Deutscher bzw. Brite stolz sei, antwortete die Mehrheit der Deutschen: zuerst auf das Grundgesetz, dann auf die Wirtschaft und als Drittes auf die wohlfahrtsstaatlichen Einrichtungen. Für die Briten stehen nach der Monarchie die wissenschaftlichen Leistungen und die wohlfahrtsstaatlichen Einrichtungen an zweiter und dritter Stelle. Am wenigsten stolz sind die Briten bei einer Auswahl unter sieben Möglichkeiten auf das wirtschaftliche System und die Deutschen auf ihr Parlament. Die Unterschiede zwischen den beiden Ländern sind noch deutlicher, wenn man die Ergebnisse getrennt nach Geschlecht, Alter und Bildung betrachtet.
In dem Beitrag geht es um die Erklärung des seit Mitte der 60er Jahre in der BRD beobachtbaren Wertewandels durch Wertkonflikt oder Wertdiffusion. Er basiert auf interpretativer und quantitativer Inhaltsanalyse von Leitartikeln der Jahresend- und -anfangsausgaben der FAZ von 1949 bis 1984 sowie dem Vergleich mit zwei kontroversen Umfrageergebnissen von Inglehart (1977) und Klages (1984). Die Inhaltsanalyse belegt die These, daß es sich bei dem Wertwandel um eine Diffusion der bereits weit vor 1965 bei der herrschenden Elite dominanten Werte in weitere Bevölkerungsteile handelt. Die These von Klages, der einen Wertkonflikt mit folgendem Strukturwandel der Werte annimmt, ist nicht aufrechtzuerhalten. (HD)
'Vierzig Jahre nach seinem Inkrafttreten sind die Deutschen auf ihr Grundgesetz genauso stolz wie die Briten auf ihre Monarchie. Danach gefragt, auf was man als Deutscher bzw. Brite stolz sei, antwortete die Mehrheit der Deutschen: zuerst auf das Grundgesetz, dann auf die Wirtschaft und als Drittes auf die wohlfahrtsstaatlichen Einrichtungen. Für die Briten stehen nach der Monarchie die wissenschaftlichen Leistungen und die wohlfahrtsstaatlichen Einrichtungen an zweiter und dritter Stelle. Am wenigsten stolz sind die Briten bei einer Auswahl unter sieben Möglichkeiten auf das wirtschaftliche System und die Deutschen auf ihr Parlament. Die Unterschiede zwischen den beiden Ländern sind noch deutlicher, wenn man die Ergebnisse getrennt nach Geschlecht, Alter und Bildung betrachtet.'
Abstract. The main focus of this paper is a comparison of results from studies on cycles in value change of the British and West German political systems. While the British data span more than two hundred years and the German data not more than 35 to 65 years, the British data are taken as a reference or constant. The comparison results in the observation that there is no indication of a general cyclical process of value change. This result contrasts with former results of British and American studies, which indicated a common cyclical process for these two nations.
Der Beitrag setzt sich mit dem Problem der dauerhaften Archivierung offener Fragen aus Umfragen auseinander, wie sie von Allerbeck und Hoag in einen entsprechenden Beitrag in Heft 1/87 dieser Zeitschrift gefordert wurden. Die Forderung an sich und auch die Beispiele werden aus der Sicht der konventionellen wie der computerunterstützten Inhaltsanalyse relativiert, indem der Optimismus der Autoren bezüglich der Handhabbarkeit von Datenmanagementprogrammen gedämpft wird. Nachdem die allgemeine Position und damit Unterscheidung zum Ansatz von Allerbeck/ Hoag skizziert ist, wird auf zwei Argumentationen näher eingegangen: Der erste Aspekt betrifft die Unterschätzung inhaltsanalytischer Verfahren. Der zweite Punkt setzt sich mit dem kruden Vergleich zwischen konventioneller und computerunterstützter Inhaltsanalyse auseinander. Abschließend werden einige Schwierigkeiten aufgezeigt, in die Forscher unvermutet kommen können, wenn sie die von Allerbeck und Hoag propagierten Datenmanagementprogramme als einfache Hilfsmittel betrachten. (RW)