Antwort auf Klaus Allerbecks Kritik
In: Leviathan: Berliner Zeitschrift für Sozialwissenschaft, Band 5, Heft 2, S. 293-296
ISSN: 0340-0425
Ausgangspunkt der Überlegungen von Kramer/Lehmann ist, daß das, was recht ungenau als "Mainstream" der empirischen Sozialforschung bezeichnet wird, wissenschaftlich nicht imstande ist, die Studentenbewegung und die politischen Veränderungen unter Jugendlichen in kapitalistischen Ländern in den späten 60er Jahren angemessen zu untersuchen. Am Beispiel der Arbeiten von Allerbeck und Kreutz wollen sie zeigen, daß auch jüngere Untersuchungen dies nicht zu leisten zu vermögen. Gerade der kritisch entwickelte Anspruch auf wissenschaftliche Exaktheit und Objektivität bei Allerbeck und Kreutz diene herrschaftsstabilisierenden Interpretationen der Wirklichkeit und verhafte sie dem restriktiven Wissenschaftsbegriff des Positivismus. Dem Vorwurf der Zitatenklitterung entgegentretend machen sie an drei Punkten ihre Kritik fest: 1) Allerbecks Politikbegriff rücke in die Nähe des bloßen Gefühlsengagements und trage nicht zur Klärung von Beweggründen und Selbstverständnis der Studentenbewegung bei. 2) Fragwürdig ist seine Theorie, daß politische Tradition des Elternhauses, Studienrichtung und Vorstellung über den künftigen Beruf ausschlaggebend für die Teilnahme an der Bewegung gewesen seien. 3) Seine rollentheoretische Erklärung, warum gerade die Studenten und keine andere soziale Gruppe sonst rebellierten, ist als Konstrukt der 'totalen Rolle' nicht haltbar. Der Vorwurf, A. wolle Sozialtechnologie betreiben, wird durch seine eigenen Aussagen (Zitatenbelege) bestätigt. (RR)