Feminismus im Spannungsfeld von Humanismus und Poststrukturalismus
In: Postmoderne - globale Differenz, S. 121-165
Der Feminismus ist einerseits mit von der Aufklärung herrührenden Konzepten verbunden und steht damit in einem Gegensatz zum postmodernistischen Denken; zugleich stellt er aber durch seinen prinzipiellen theoretischen Ansatz die "universale" Fassade von Subjektivität und Sprache in Frage und ist hierin postmodernistischem Denken nahe. "Dieser Konflikt wird in den unterschiedlichen Strömungen feministischen Denkens auf unterschiedliche Weise evident und tritt am deutlichsten hervor im Widerspruch zwischen einigen theoretischen Positionen und politischer Praxis." Die Autorin skizziert repräsentative feministische (französische und amerikanische) Positionen und untersucht den genannten Widerspruch als mögliche Quelle produktiven Weiterdenkens und Handelns. Der feministische Diskurs, so zeigt sich, bewegt sich zwischen Positionen die dem Humanismus und auch dem Poststrukturalismus verpflichtet sind. Einerseits sucht der Feminismus nach selbstbestimmter kultureller Identität von Frauen, andererseits gibt es das Bewußtsein über die Macht von Sprache und ein Erkennen dezentrierter Subjektivität. Hier ergeben sich Unterschiede zwischen amerikanischen und französischen Theoretikerinnen. Es zeigt sich, daß die (französische) Destruktion von Subjektivität für Frauen ebenso problematisch ist, wie die liberale Konstruktion eines Selbst; eine These, die an J. Kristeva und G. Spivak verdeutlicht wird. (ICD)