Wenige Stunden vor dem Ende der Präsidentschaftswahl in den USA steht die wirtschaftliche Erholung des Landes im Zuge der Covid-19-Krise auf wackeligen Beinen. Zwar deuten einige Vorlaufindikatoren auf eine weitere Expansion der US-Wirtschaft im Herbst 2020 hin. Doch die im Oktober erneut rasant gestiegenen Infektionszahlen gefährden die sich abzeichnende Stabilität und erfordern ein gezieltes Vorgehen, um die Virusausbreitung einzudämmen. Die Präsidentschaftskandidaten werben jeweils mit unterschiedlichen Ansätzen, sowohl im Umgang mit der Virusausbreitung als auch in der Wirtschaftspolitik. Ihre Stellung als Exportzielland Nummer eins für die deutsche Wirtschaft dürften die USA unabhängig vom Ausgang der Wahl bis zum Ende des Jahres 2020 jedoch verlieren.
Am 25. und 26. Mai ist Europa-Wahl. Wenn sich die Tendenz aus den letzten vier Jahrzehnten fortsetzt, wird die Mehrheit der Wahlberechtigten aller Voraussicht nach nicht die Wahlurne aufsuchen und stattdessen darauf verzichten, die Zukunft Europas mitzugestalten. Die Gründe dafür sind vielfältig. Auch politisch-ökonomische Erklärungen im Zusammenhang mit dem Principal-Agent-Problem auf EU-Ebene spielen eine wichtige Rolle. So führt die gefühlte Distanz der EU-Bürgerinnen und -Bürger zu den EU-Institutionen im direkten und übertragenen Sinne zu dem Gefühl, keinen Einfluss auf den politischen Prozess auf EU-Ebene nehmen zu können. Viele Wahlberechtigte sind zudem schlecht über europäische politische Fragen informiert, was zusätzlich das Problem verschärft und eine negative Auswirkung auf die Wahlbeteiligung haben könnte. Es bleibt eine Aufgabe der Politik und der Gesellschaft, durch eine Informationsoffensive und im Rahmen der europaweiten politischen Debatte dafür zu sorgen, dass das Verständnis für die Funktionsweise der EU verbessert wird, und die europäische Idee jeden Einzelnen in der EU erreicht. ; On May 25 and 26 is European Parliament election. According to the trend over the last four decades, most of the voters are unlikely to go to the polls and instead refrain from contributing to shape Europe's future. There are many reasons for the low election turnout. Political-economic explanations related to the principal-agent problem at EU level also play an important role. The perceived distance of the EU citizens to the EU institutions in a direct and figurative sense makes them feel that they cannot influence the political process at EU level. However, many voters are also poorly informed about European political issues, which in addition aggravates the problem and has a negative impact on voter turnout. It remains a task of politics and society, through an information campaign and in the context of Europe-wide political debate, to ensure that the understanding of the functioning of the EU is improved and that the European idea reaches every single person in the EU.
A changing landscape in trade policy in recent years is undoubtedly related to changing voter preferences. Based on Eurobarometer survey data, the present paper investigates both the factors determining the level of support for protectionism and the striking inconsistency of responses to questions related to free trade and protectionism. EU citizens are more likely to support protectionism when the economy runs smoothly and rejects protectionism if the national economy is not in the best shape. Unemployment, bad economic situations as well as negative feelings regarding immigration are identified as possible reasons to call for protectionism while respondents are favouring free trade at the same time. The inconsistent attitudes toward free trade and protectionism are a matter of lacking knowledge of political issues. Better educated EU citizens are all less likely to support free trade and protectionism at the same time. This applies to respondents who show a higher level of knowledge regarding basic EU-related facts as well as to those who discuss political matters with friends more often. A possible way to tackle this problem is a broad information strategy covering the topics of international econom-ics across several media channels. Especially radio, press and internet are identified as media which seem to contribute to a better understanding of these complex issues.
Im Rahmen des vorliegenden IW-Reports werden die Konsequenzen der aktuellen handelspolitischen Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft geschätzt und die Größenordnung ihrer gesamtwirtschaftlichen Effekte quantifiziert. Die Simulationen mit dem Oxford Economics Global Economic Model (OEGEM) zeigen, dass die deutsche Wirtschaft erheblich unter einer Eskalation des Handelskonflikts mit den USA leiden würde. In einem Worst-Case-Szenario, bei dem die USA das Zollniveau gegenüber der Europäischen Union (EU) und fünf weiteren wichtigen Handelspartnern um 25 Prozent erhöhen und die betroffenen Länder mit entsprechenden Ver-geltungsmaßnahmen reagieren, dürfte die globale Wirtschaftsleistung um fast 3 Prozent schrumpfen. Etwas stärker fällt der Effekt auf Deutschland mit 3,8 Prozent aus, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA könnte sogar um 4,1 Prozent zurückgehen. Des Weiteren werden die Ergebnisse einer Unternehmensbefragung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Kooperation mit der IW Consult aufgezeigt. Befragt wurden mehr als 1.100 Unternehmen in Deutschland nach ihren Erwartungen im Fall einer Zuspitzung des Handelskonflikts. Die Ergebnisse zeigen unter anderem, dass über 40 Prozent der befragten Unternehmen von negativen Effekten auf die Produktion und Beschäftigung in Deutschland ausgehen, sollte der Handelsstreit weiter eskalieren. Bei den US-Exporten gehen sogar über 81 Prozent der bereits in die USA exportierenden Firmen von Einbußen aus. Selbst auf die Investitionen und die bestehende Wertschöpfung deutscher Unternehmen in den USA dürfte die Zuspitzung des Handelskonflikts gemäß der Umfrage negative Effekte auslösen. ; The present IW report estimates the consequences of the current trade policy challenges for the German economy and quantifies the magnitude of their macroeconomic effects. Simula-tions with the Oxford Economics Global Economic Model (OEGEM) show that the German economy would suffer significantly from an escalation of the trade conflict with the US. In a worst-case scenario, where the US raises tariff levels by 25 per cent against the EU and five other major trading partners and they implement corresponding retaliatory measures, global economic output is likely to shrink by nearly 3 per cent. The effect on Germany is more pronounced at 3.8 per cent, while US GDP could even decline by 4.1 per cent. Furthermore, the results of a company survey of the German Economic Institute in cooperation with IW Consult are presented. More than 1,100 companies in Germany were asked what they expect in the event of an escalation of the trade conflict. The results show, among other things, that more than 40 per cent of the companies surveyed expect negative effects on production and employment in Germany, should the trade dispute continue to escalate. In terms of US exports, even more than 81 per cent of companies already exporting to the USA expect losses. According to the survey, the escalation of the trade conflict is likely to trigger negative effects, even on investments and the existing engagement of German companies in the USA.
Die aktuelle Lage der russischen Wirtschaft ist dramatisch. Um 3,7 Prozent ist die gesamtwirtschaftliche Leistung im Jahr 2015 eingebrochen. Eine Reihe von Faktoren haben zu der Abwärtsspirale beigetragen: darunter die Unsicherheit in Bezug auf die geopolitische Lage, die verhängten Wirtschaftssanktionen sowie der Ölpreisverfall und der damit verbundene Einbruch bei den Einnahmen aus dem Ölgeschäft. Auch wenn die aktuelle Zuspitzung der Wirtschaftskrise in Russland durch diese Faktoren akut beeinflusst wurde, wird die russische Wirtschaft durch eine Vielzahl schwerwiegender Struktur- und Governanceprobleme charakterisiert, die eine große Herausforderung für die wirtschaftliche Erholung und die langfristige Entwicklung Russlands darstellen. Die starke Abhängigkeit von dem Öl- und Gasgeschäft, Korruptionsprobleme, Rückschritte bei der Privatisierung und eine ineffiziente Nutzung des vorhandenen Humankapitals stellen einige Beispiele für Ansatzpunkte dar, die mehr Entschlossenheit vonseiten der Regierung erfordern. Die hohen Einnahmen aus dem Öl- und Gasgeschäft haben die Anreize geschmälert, ernsthafte Reformen in Gang zu setzen, und verhindert, dass die starke Abhängigkeit der russischen Wirtschaft von der Weltkonjunktur und dem Ölpreis verringert wurde. Die künftigen Wachstumsperspektiven des Landes hängen entscheidend von dem Reformwillen der russischen Regierung ab. Für 2016 prognostiziert der Internationale Währungsfonds (IWF) einen Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Leistung von 0,6 Prozent. Auch wenn der IWF für die darauf folgenden Jahre bereits von positiven Wachstumsraten ausgeht, dürfte das Wirtschaftswachstum mit 1,0 bis1,5 Prozent im mittelfristigen Vergleich sehr gering ausfallen. Damit das Land zurück auf den Wachstumspfad der Vorkrisenzeit kommen kann, müssen weitere Maßnahmen zur Behebung der strukturellen Schwächen der russischen Wirtschaft in Gang gesetzt werden. Dazu gehören mehr Entschlossenheit bei der Bekämpfung der Korruption, die weitere Liberalisierung der Märkte, Privatisierung sowie eine veränderte Anreizstruktur, um Forschung und Entwicklung im Privatsektor zu fördern. Die Wirtschaftspolitik soll die Transformation von einer ressourcenbasierten zu einer innovativen Ökonomie fördern und die entsprechenden Anreize für die Transformation gezielt setzen.
Drei Jahre nach Beginn des Verhandlungsprozesses über das geplante Freihandelsabkommen TTIP zwischen der EU und den USA breitet sich die Skepsis besonders im deutschsprachigen Raum weiter aus. Zwar unterstützt die Mehrheit der Bevölkerung den Freihandelsgedanken und protektionistische Maßnahmen haben ein schlechtes Image. Trotzdem findet sich etwa in Deutschland eine solide Mehrheit, die TTIP ablehnt. Die vorliegende empirische Analyse untersucht potenzielle Ursachen für Skepsis gegenüber TTIP. Diese geht mit einem schlechten Image des Globalisierungsprozesses und einem mangelnden Verständnis für seine ökonomischen Vorteile einher. Doch die Ergebnisse zeigen, dass die Ablehnung des Freihandelsabkommens auch durch ein geringes Vertrauen in die EU und durch die Unzufriedenheit mit der Art und Weise, wie Demokratie auf der EU-Ebene funktioniert, befeuert wird. Auch die Offenheit für Fremdgruppen ist positiv mit der Zustimmung zu TTIP korreliert. Zusammenfassend lässt sich aus der empirischen Analyse ableiten, dass hinter der TTIP-Skepsis eine Reihe von Ursachen steckt, die nur einen indirekten Bezug zu TTIP haben. Die Ablehnung des Freihandelsabkommens ist ein Teil des Protests gegen die Strukturen der EU, sodass mögliche Ansätze für mehr TTIP-Unterstützung darin bestehen, das Vertrauen in die EU auszubauen. Heutzutage werden die Errungenschaften der europäischen Integration als eine Gegebenheit empfunden und ihre Vorteile nicht richtig wahrgenommen. Zudem ist die gefühlte Distanz zu den Europäischen Institutionen mit einem verstärkten Gefühl verbunden, dass die EU-Bürger den politischen Prozess nicht beeinflussen können. Es ist somit nicht nur für die Zukunftsfähigkeit der EU von großer Bedeutung, die Funktionsweise der EUDemokratie zu verbessern und auch die positiven Seiten der europäischen Integration ins Gedächtnis zu rufen. Auch der Kampf um die Unterstützung für TTIP dürfte davon profitieren.
In 2020, EU companies imported intermediate products worth 2.4 trillion euros, which made up more than half of total merchandise imports of the EU. Compared to the pre-crisis year 2019, imports of intermediates decreased by 13 percent, partly driven by the lower fuel prices. A detailed analysis of trade in value added shows that in most EU countries more than half of the imported intermediate products come from other EU member states. Extra-EU sources of value added in domestic final demand and exports are particularly important in the smaller economies like Luxembourg and Malta, but also in the biggest EU member states Germany, France, Italy and Spain. Among the Non-EU countries, especially the USA, UK, China, and Russia contribute substantially in terms of value added to the production process of EU member states. The USA are the most important source of value added outside the EU for several countries like Ireland, the Netherlands, Belgium, Germany, France, Spain, etc. The UK is the top non-EU-provider of value added for Cyprus. China delivers the largest share of non-EU value added in some countries from Central and Eastern Europe like Slovenia, the Czech Republic and Poland. Russia is particularly important for the Baltic countries, Bulgaria and Slovakia. Among the EU member states, Germany is the most important source of value added for the domestic final demand and exports in most of the other EU countries - notable exceptions are Belgium and Ireland, where more value added comes from France than from Germany. The corona crisis has revealed the fragility of global value chains. Industries are increasingly and asymmetrically connected with each other. Value chains were internationalized to achieve efficiency and economies of scale. Outsourcing, offshoring and lean production lines with low inventory stocks, however, have made the European economy vulnerable to disruptions and shortages of supply chains. A disruption caused by an event such as the corona crisis can propagate along supply chains affecting direct and indirect suppliers as well as customers of disaster-stricken firms. Hence, the perceived trade-off between low prices of intermediate products and the increased risk of being dependent on complex global supply chains has gained new attention in the context of the pandemic. European policymakers are thus calling for a larger role of reshoring in some industries. However, the actual size and dimensions of reshoring in Europe and Germany in the past have been limited as this is only one of many possible strategies to increase resilience of value chains. This indicates a misalignment between the perspective of companies and priorities of policy makers. The design of the value chain network is a matter of economic decision-making and a potential structural change can only be initiated by companies in the course of reassessing the above-mentioned trade-off and of reconsidering the risks of international supply chains. Besides reshoring, other potential measures to increase resilience concern the diversification of supply chains, increasing stockkeeping, or adjusting delivery times. In terms of economic policy, state interventions are only reasonable for industries producing essentials (e.g. certain medicines or personal protective equipment). However, it is crucial that supply chains, which are already disrupted, are not further affected by additional trade conflicts. Protectionist measures covered in the strategy of restructuring supply chains motivated by the current crisis hence entail the danger of reversing the achievements in trade liberalization and specialization of the last decades.
Die Wahl Joe Bidens zum nächsten US-Präsidenten wurde innerhalb der internationalen Ge-meinschaft groß gefeiert. Die Geschichte der US-Handelspolitik zeigt, dass es vielen Demokraten gelungen ist, als US-Präsidenten den Handelsliberalisierungsprozess zu beschleunigen. Die Zu-sammenstellung der neuen Administration bestätigt die Absichten Joe Bidens, den konfrontati-ven Kurs seines Vorgängers gegenüber Verbündeten zu beenden und stattdessen auf Koopera-tion zu setzen, um gemeinsame Herausforderungen anzugehen, etwa in Bezug auf die Ausge-staltung der globalen Handelsregeln. Der Machtwechsel wird zwar den Ton der Handelspolitik ändern, jedoch weniger die Ausrichtung. Zum einen dürfte die Handelspolitik angesichts der innenpolitischen Herausforderungen eine nachrangige Rolle in den kommenden Jahren spielen. Zum anderen scheint der handelspolitische Plan des US-Präsidenten für die nächsten vier Jahre hauptsächlich ein Ziel zu verfolgen: einen Umgang mit dem weitgehend ungebremsten Aufstieg Chinas zu finden und für einen fairen Wettbewerb in der Zukunft zu sorgen. Der Fokus der US-Handelspolitik auf China kann als Chance begriffen werden, die bestehenden Probleme der Welthandelsordnung gemeinsam anzugehen. Doch die Ausrichtung der US-Han-delspolitik auf China und der Wunsch nach mehr internationaler Kooperation wird zunehmend die Verbündeten direkt oder indirekt vor die Wahl stellen: Entweder werden sie die Konfronta-tion mit China mitgehen und auf diese Weise nicht nur die USA unterstützen, sondern auch die eigenen Probleme mit der chinesischen Art des Wirtschaftens angehen. Oder sie versuchen wei-terhin die Konfrontation mit China zu vermeiden, können dann jedoch weniger die Zukunft der Welthandelsordnung mitbestimmen und die Entspannung der bilateralen Beziehungen mit den USA wird weniger selbstverständlich. [.] ; The election of Joe Biden as the next US President was celebrated with great acclaim within the international community. The history of US trade policy shows that many Democrats, as US presidents, have succeeded in accelerating the trade liberalisation process. The composition of the new administration underlines the intentions of the newly elected US president to end Don-ald Trump's confrontational course towards allies and instead to rely on cooperation to tackle common challenges, for example with regard to the design of global trade rules. But even during the election campaign, the political discourse clearly showed that the change in power will change the tone of trade policy, but less so the direction. On the one hand, trade policy is likely to play a subordinate role in the next four years in view of the domestic political challenges. On the other hand, the US President's trade policy plan for the next four years seems to have one main objective: to deal with the largely undamped rise of China and to ensure fair competition in the future. [.]
The European Parliament outlines its view for a legislative initiative by the EU Commission for binding supply chain due diligence rules. A European solution is welcome as national rules lead to a diversion of trade barriers and distortions of competition in the internal market. Yet, it is key to define the scope of due diligence so as to avoid negative effects for the EU economy and third countries.
Ein Ländervergleich mit der Schweiz und Schweden zeigt deutliche Arbeitskräftepotenziale am deutschen Arbeitsmarkt auf, deren Entfaltung entsprechende Wachstumspotenziale eröffnen kann. Eine graduelle Erhöhung der Erwerbstätigenquote um 2,5 Prozentpunkte und der Jahresarbeitszeit um 11 Prozent (auf das Schweizer Niveau) könnte das preisbereinigte deutsche Bruttoinlandsprodukt nach zehn Jahren um bis zu 8 Prozent steigern, während die Schuldenstandsquote um mehr als 16 Prozentpunkte sinken könnte.
In vielen deutschen Unternehmen ist die Umsetzung von Nachhaltigkeit bereits fest verankert, indem sie die ökonomischen, ökologischen und sozialen Wechselbeziehungen ihrer Tätigkeiten analysieren, sich Ziele setzen und Kennzahlen, die über die unterschiedlichen Dimensionen ihres Geschäfts Auskunft geben, veröffentlichen. Doch die Komplexität und Unwägbarkeiten, die ein verschachteltes Netz aus internationalen Wirtschaftsbeziehungen mit sich bringt, machen die lückenlose Überwachung von globalen Lieferketten nahezu unmöglich. Es gibt zahlreiche Initia-tiven weltweit, um das nachhaltige Wirtschaften zu stärken. Mit der Einigung auf ein Lieferket-tengesetz in Deutschland sollen große Unternehmen in mehreren Stufen dazu verpflichtet wer-den, ihr eigenes Unternehmen sowie ihre Direktlieferanten auf die Einhaltung von Menschen-rechtsstandards zu prüfen. Und auch die EU plant, verbindliche Sorgfaltspflichten in der Liefer-kette einzuführen. Bereits im Verlauf des Jahres 2021 ist mit einem entsprechenden Entwurf zu rechnen. Im Rahmen einer Gesetzesinitiative schlägt das Europäische Parlament eine Gesetzge-bung vor, die über die anvisierten deutschen Regelungen für ein Lieferkettengesetz gehen. [.] ; In many German companies, the implementation of sustainability is already well established. However, the complexity and uncertainties of global value chains make their seamless monitor-ing almost impossible. There are already numerous initiatives to strengthen sustainable busi-ness practices. With the agreement on a supply chain law (Lieferkettengesetz) in Germany, large companies will be obliged to check their own company as well as their direct suppliers for com-pliance with human rights standards. Furthermore, the EU is planning to introduce binding due diligence requirements. A corresponding draft is expected in the course of 2021. Within the framework of a legislative initiative of the EU Parliament, legislation is proposed that goes be-yond the German regulations for a supply chain law. [.]
The adoption of the Paris Agreement in December 2015 calls for concerted efforts by the international community to restrain the increase in global average temperature to well below 2êC. Trade policy has the potential to contribute substantially to curbing climate change. However, the global trade system is suffering the deepest crisis in the history of the World Trade Organization (WTO). To revive multilateralism, it is crucial to pursue a positive approach based on the commitment to a common target like climate protection and reinforced by the urgency of that target. A Trade Club for Climate (TCC) or a Sector/Industry Climate Club (SICC) are alternative ways to address both the climate crisis and the crisis of the global trading system at the same time. They should be exclusive, appealing and based on the experience of the GATT and WTO negotiations. Starting the negotiations with a smaller number of countries to achieve a large progress is more feasible than involving all current WTO member states right from the beginning. The TCC could draw on the potential of trade policy to contribute to climate protection and should be an attempt to liberalise trade with environmental and climate goods and services. A SICC could focus on the main producing countries of specific industries, which would make negotiations about minimum levels of carbon prices more feasible. The discussion on the trade-climate nexus shows that there are several measures that can be taken to make trade policy work for climate. Eliminating tariffs and reducing non-tariff barriers on goods for climate protection, product labelling, green procurement and carbon border adjustment are only a few of them. The change of political power in the USA, the recent trade policy review in the EU and the increasing commitment of many other countries worldwide show that there cannot be a better time to initiate a TCC or SICCs for specific industries and launch negotiations.
Im Jahr 2019 importierten deutsche Unternehmen Vorprodukte im Wert von 606 Milliarden Euro, was gut 55 Prozent der gesamten Warenimporte Deutschlands ausmachte. Zwei Drittel der importierten Vorprodukte kamen aus anderen EU-Mitgliedstaaten, weitere 5,3 Prozent bzw. 5,0 Prozent aus den USA und China. Dabei entfallen jeweils knapp 16 Prozent der importierten Vorprodukte auf Teile und Zubehör von Investitionsgütern bzw. von Transportmitteln, weitere 16 Prozent beziehen sich auf primäre und verarbeitete Kraft- und Schmierstoffe. Auf Wertschöpfungsbasis machten importierte Vorleistungen im Jahr 2015 24,5 Prozent der in der inländischen Endnachfrage und 21,0 Prozent der in den deutschen Exporten enthaltenen Wertschöpfung aus. Der ausländische Anteil an der im Inland nachgefragten oder von deutschen Unternehmen exportierten Wertschöpfung ist besonders hoch im Bergbau (84,6 Prozent) und in der Land- und Forstwirtschaft (45,2 Prozent). Im Verarbeitenden Gewerbe ist er mit 35,1 Prozent ebenfalls weit überdurchschnittlich. Hier stecken hinter der inländischen Endnachfrage und den deutschen Exporten im Wert von 1000 Euro 38 Euro Wertschöpfung aus China, 30 Euro aus den USA und 18 Euro aus dem Vereinigten Königreich. Weitere 148 Euro kommen aus anderen EU-Mitgliedstaaten. Besonders abhängig von importierten Vorleistungen sind die Textilindustrie (63,4 Prozent ausländische Wertschöpfung) und die Elektronik (45,2 Prozent). In der chemischen und pharmazeutischen Industrie kommen 39,3 Prozent der Wertschöpfung aus dem Ausland, in der Automobilindustrie und dem Maschinenbau sind es 29,0 bzw. 28,2 Prozent. Die Corona-Krise hat die Fragilität internationaler Lieferketten offenbart. Industrien sind zunehmend asymmetrisch miteinander vernetzt. Wertschöpfungsketten wurden internationalisiert, um Größenvorteile zu erreichen. Outsourcing, Offshoring und schlanke Produktionslinien, verbunden mit geringen Lagerbeständen, haben die deutsche Wirtschaft anfällig für Unterbrechungen in den Lieferketten und Versorgungsengpässe gemacht. Es handelt sich also um einen Trade-off zwischen niedrigeren Preisen der Vorprodukte und dem erhöhten Risiko, abhängig von den weltweiten Lieferketten zu sein. Eine strukturelle Änderung der Wertschöpfungsketten liegt zuerst in der Hand der Unternehmen, die den Trade-off neu bewerten müssen und negative Externalitäten stärker einbeziehen sollten. Eine Maßnahme könnte die Diversifizierung der Lieferketten betreffen, um die Resilienz gegenüber Produktionsausfällen bei Vorprodukten zu erhöhen. Wirtschaftspolitisch wären staatliche Eingriffe ins Marktgeschehen nur in Bereichen zu prüfen, die für die Grundversorgung der Bevölkerung etwa mit Grundnahrungsmitteln oder Medizinprodukten von höchster Relevanz sind. Ein Gebot der Stunde ist es jedoch, die bereits gestörten Lieferketten nicht durch zusätzliche Handelskonflikte weiter zu beeinträchtigen. Eine krisenmotivierte Restrukturierung von internationalen Wertschöpfungsketten birgt die Gefahr, die Errungenschaften der letzten Jahre rückgängig zu machen. ; In 2019, German companies imported intermediate products worth 606 billion euros, which made up more than 55 percent of Germany's total merchandise imports. Two thirds of the imported intermediate products came from other EU member states, further 5.3 percent and 5.0 percent from the USA and China, respectively. Almost 16 percent of the imported primary products are parts and accessories for capital goods or of transport equipment; 16 percent refer to primary and processed fuels and lubricants. Imported inputs accounted for 24.5 percent of the value added included in final domestic demand and 21.0 percent of the added value contained in German gross exports in 2015. The foreign share of domestic demand and exports by German companies is particularly high in mining (84.6 percent) and in agriculture and forestry (45.2 percent). In manufacturing, it is also well above average at 35.1 percent. Behind a value of 1000 euros domestic final demand and exports there are 38 euros value added from China, 30 euros from the USA and 18 euros from the United Kingdom. Another 148 euros come from other EU member states. The textile industry (63.4 percent foreign added value) and electronics (45.2 percent) are particularly dependent on imported inputs. In the chemical and pharmaceutical industries, 39.3 percent of value added come from abroad, in the automotive and mechanical engineering sectors it is 29.0 and 28.2 percent, respectively. The corona crisis has revealed the fragility of international supply chains. Industries are increasingly and asymmetrically connected with each other. Value chains were internationalized to achieve economies of scale. Outsourcing, offshoring and slim production lines with low inventory stocks have made the German economy vulnerable to disruptions and shortages of supply chains. Hence, there is a trade-off between low prices of preliminary products and the increased risk of being dependent on global supply chains. A structural change of the value chain should be initiated by companies that need to reassess the trade-off and include negative externalities in their decision making. One measure concerns the diversification of supply chains in order to strengthen resilience against shortfalls in the production of input goods. In terms of economic policy, state interventions would only be feasible for industries producing essentials. However, it is imperative that supply chains, which are already disrupted, are not further affected by ad-ditional trade conflicts. A restructuring motivated by the current crisis entails the danger of reversing the trade achievements of the last decades.