""Eine Welt ohne Wachstum ist möglich ..."" - Die Globale Zivilgesellschaft als Vermittlerin entschleunigender Nachhaltigkeit?
Zusammenfassung: Die vorliegende BA-Arbeit befasst sich mit dem Nachhaltigkeitsverständnis von exemplarischen Akteuren der "Globalen Zivilgesellschaft". Das derzeitige Streben nach Wirtschaftswachstum wird als ein Hauptfaktor des weltweiten Überverbrauchs an Ressourcen identifiziert. Daher eröffnet die Idee einer "entschleunigenden Nachhaltigkeit" Wege zur Überwindung von Umweltzerstörung und sozialer Ungleichheit. Potential zu deren Verbreitung liegt besonders in der "Globalen Zivilgesellschaft", hier als die globalisierungskritische Bewegung verstanden. Inwiefern sie diese Rolle erfüllt oder in Zukunft einnehmen könnte, wird an Hand des Nachhaltigkeitsverständnisses exemplarischer Akteure geprüft: der Internationale Gewerkschaftsbund, Via Campesina und Attac. Als theoretischer Anhaltspunkt für die empirische Untersuchung dient eine wachstumskritische Konzeptionalisierung von Nachhaltigkeit als "entschleunigende Nachhaltigkeit". Sie basiert auf einer Synthese von Ansätzen zu Postwachstum, Décroissance, Degrowth bzw. Suffizienz. Die vorrangige Methode der drei Fallstudien ist eine explorativ geführte Dokumentenanalyse, welche auf Positionspapiere, Protestaufrufe und Texte von Verantwortlichen der einzelnen (Bewegungs-)Organisationen zurückgreift. Ergebnis der Untersuchung ist, dass innerhalb der Globalen Zivilgesellschaft keine eindeutige Tendenz zur Vermittlung "entschleunigender Nachhaltigkeit" besteht. Insbesondere der Internationale Gewerkschaftsbund vertritt wie Teile von Attac den Ansatz eines "grünen" oder "nachhaltigen Wachstums". Zugleich lassen sich bei Attac starke wachstumskritische Tendenzen feststellen. Eine sehr deutliche Industrialisierungskritik, welche das aktuelle Wachstumsstreben massiv in Frage stellt, ist bei Via Campesina zu finden. "Entschleunigende Nachhaltigkeit" ist daher keine gemeinsame Forderung der "Globalen Zivilgesellschaft", wird aber zunehmend von ihren Akteuren vertreten. Abschließend thematisiert die Arbeit das Potential von "entschleunigender Nachhaltigkeit" für den globalen zivilgesellschaftlichen Protest. Die Idee, sich zur Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen vom Wachstumszwang zu lösen, könnte der "Globalen Zivilgesellschaft" einen neuen Orientierungspunkt zur Mobilisierung geben. Wachstumskritische Stellungnahmen im Zuge der letzten Klimagipfel-Proteste sind für den Autor erste Anzeichen in diese Richtung