Computerunterstütztes Pretesting von CATI-Fragebögen: das CAPTIQ-Verfahren
In: ZUMA Nachrichten, Band 27, Heft 52, S. 20-34
'Der vorliegende Beitrag stellt ein am Sozialwissenschaftlichen Umfragezentrum der Universität Duisburg-Essen entwickeltes computerunterstütztes, auf dem Prinzip des Behavior-Coding basierendes Pretestverfahren für CATI-Instrumente unter Feldbedingungen vor. Feldpretests (auch: Beobachtungs- oder Standardpretests) für CATI-Instrumente erfordern die Evaluation von CATI-Fragebögen im Rahmen einer computerunterstützten telefonischen Pretesterhebung. Die Registrierung der während der Pretestinterviews auftretenden Probleme mit einzelnen Fragen kann traditionell von den Pretestinterviewern entweder retrospektiv nach der Beendigung des telefonischen Pretests durch Ausfüllen eines speziellen Beobachtungsinstruments oder durch Paper- und Pencil-Notierung der Probleme während einer Frage-Antwort-Episode vollzogen werden. Weder von der retrospektiven Methode noch von der Methode des gleichzeitigen schriftlichen Eintrags sind, insbesondere bei schwierigen Erhebungsinstrumenten reliable Ergebnisse zu erwarten. Im zuletzt genannten Fall muss davon ausgegangen werden, dass der Interviewer in der Regel so sehr auf das eigentliche Interview und die computerunterstützte Eingabe der Antworten konzentriert ist, dass er mit der zusätzlichen Aufgabe, Probleme schriftlich festzuhalten, überfordert wäre. Das hier vorgestellte Verfahren versucht, diese Defizite zu umgehen und zugleich die Vorteile computerunterstützter Telefonumfragen für Pretests zu nutzen. Ein Vorteil besteht etwa in der Möglichkeit, größere, nach dem Zufallsverfahren von Gabler und Häder (1997) gezogene Preteststichproben zu verwenden, um anspruchsvollere statistische Verfahren schon in der Pretestphase einzusetzen. Ein weiterer Vorteil liegt in der raschen Verfügbarkeit eines Pretest-Datensatzes. Das hier beschriebene CAPTIQ-Verfahren (CAPTIQ: Computer Assisted Pretesing of Telephone Interview Questionnaires) erlaubt die sofortige computerunterstützte Codierung der Problemarten und liefert einen Datensatz, auf dessen Grundlage die Pretestergebnisse in ihrer longitudinalen Qualität sichtbar gemacht werden können. Dies geschieht mit Hilfe einer grafischen Darstellung, die als IPG (Interview Process Graph) bezeichnet wird. Ähnlich wie in einem Elektrokardiogramm lassen sich Probleme mit Anwortskalen, Antworttendenzen, Lernprozesse, etc, insbesondere bei längeren Itembatterien identifizieren.' (Autorenreferat)