"Entwicklungshelfer" kulturelle Bildung: wie unsere Gesellschaft profitieren kann
In: Perspektiven ds: Perspektiven des demokratischen Sozialismus ; Zeitschrift für Gesellschaftsanalyse und Reformpolitik, Band 22, Heft 1, S. 68-88
ISSN: 0939-3013
Der Autor zieht zunächst eine ernüchternde Bilanz der deutschen Bildungspolitik. Will die BRD in den internationalen Standards nicht weiter abgehängt werden, gibt es nur eine eindringliche Antwort: "Bildung, Bildung, Bildung". Die im Zuge des PISA-Schocks ausgelösten Forderungen nach mehr Leistungstests und Wissensanhäufung führen jedoch nur bedingt zu Verbesserungen der Situation. Kinder und Jugendliche müssen weniger getestet denn gefördert werden, statt des akribischen Vermittelns von Inhalten sollte mehr das Lernen, wie man lernt, im Mittelpunkt stehen. Statt des Auslegens eines kompletten Bildungsatlasses sollte mehr der Kompass angeboten werden, mit dem der Heranwachsende in unserer immer komplexer werdenden Welt zurechtkommt. "Bildung ist mehr als Pisa. Wir brauchen Bildung und Erziehung auch jenseits von Nützlichkeit und Verwertbarkeit", plädiert der Autor mit Johannes Rau. Die kulturelle Kompetenz, als eine "Schlüsselkompetenz für die Kunst des Lebens" anerkannt, bleibt auf der Strecke wie die kulturelle Bildung. Kultur gilt als Luxus, als Schöngeisterei. Angesichts der dramatischen Haushaltsnotlagen bewerten sie die städtischen Kämmerer wie die Finanzminister der Länder als freiwillige Leistung und damit als verfügbare Masse, die man schnell zusammenstreichen kann. Eine richtig verstandene ganzheitliche Bildung ist jedoch nicht nur auf theoretisches Wissen und beruflich unmittelbar verwertbare Inhalte, sondern auch auf ästhetische Erfahrung und Kompetenz sowie auf ethische Reflexion und Wertevermittlung auszurichten. (ICA2)