Islam- und Muslim:innenfeindlichkeit unter jungen Menschen in Deutschland: Eine Frage der religiösen Selbstverortung?
In: Zeitschrift für Religion, Gesellschaft und Politik: ZRGP, Band 6, Heft 2, S. 463-490
ISSN: 2510-1226
ZusammenfassungDer Beitrag untersucht das Verhältnis zwischen (christlicher) Religiosität und Vorurteilen gegenüber Muslim:innen unter jungen Menschen in Deutschland. Dafür wird ein repräsentativer Datensatz von Befragten (N = 2868) im Alter von 14 bis 29 Jahren ausgewertet. Zum einen wird überprüft, inwiefern sich die Effekte verschiedener Dimensionen von Religiosität im Blick auf Islam- und Muslim:innenfeindlichkeit unterscheiden. Zum anderen geht der Beitrag der Frage nach, ob sich vorhandene Effekte als stabil erweisen, wenn weitere Erklärungsfaktoren berücksichtigt werden. Für junge Menschen kann aus den vorliegenden Ergebnissen geschlossen werden, dass Religiosität an sich für die Ausprägungen von Vorurteilen gegenüber Muslim:innen eher eine geringe Rolle spielt. Ein dogmatisches Verständnis von Religion ist hingegen von erheblicher Bedeutung. Der Effekt erhält seinen besonderen Stellenwert dadurch, dass er sich auch unter Berücksichtigung politischer Orientierungen als stabil erweist. Unter diesen ist es die politische Selbstpositionierung, der die höchste Erklärungskraft überhaupt zukommt. In der Gesamtsicht scheint die religiöse Selbstverortung unter jungen Menschen vor allem dann eine Rolle zu spielen, wenn ein dogmatisches Religionsverständnis zugrunde liegt.