Das Schließen der Repräsentationslücke? Die Wählerschaft des Bündnis Sahra Wagenknecht – Eine Analyse basierend auf Paneldaten; Closing the Representation Gap? The Electorate of the Bündnis Sahra Wagenknecht—An Analysis Based on Panel Data
In: Politische Vierteljahresschrift: PVS : German political science quarterly
ISSN: 1862-2860
ZusammenfassungDas Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) hat sich trotz seiner erst kürzlichen Gründung bereits zu einem relevanten Akteur im deutschen Parteiensystem entwickelt. Der vorliegende Beitrag liefert eine umfassendere Betrachtung der BSW-Wählerschaft, basierend auf Paneldaten der GLES. Durch die Verwendung von Paneldaten ist es nicht nur möglich die aktuellen Einstellungen der BSW-Anhänger:innen zu beschreiben, sondern auch deren Veränderungen im Zeitverlauf zu verfolgen. Die Analyse zeigt drei wesentliche Punkte: (1) Das BSW bekommt insbesondere Zulauf von ehemaligen Linken-Anhänger:innen sowie von Wähler:innen, die sich nach der Bundestagswahl 2021 von den etablierten Parteien abgewendet haben und zwischenzeitlich mit der AfD sympathisierten. Die Gründung des BSW und das Absinken der AfD in den Umfragen hängen somit zusammen. (2) Das BSW schließt eine Repräsentationslücke im deutschen Parteiensystem. Die jetzigen BSW-Anhänger:innen unterschieden sich schon vor mehreren Jahren – als die Gründung des BSW nicht zur Debatte stand – von den anderen Befragten, selbst wenn man für früheres Wahlverhalten kontrolliert. Dies gilt insbesondere für die Einstellungen zur Regulierung von Zuwanderung. (3) Die BSW-Anhänger:innen zeigten auch früher schon kritische Einstellungen zur (repräsentativen) Demokratie (niedrige Demokratiezufriedenheit und hoher Populismus). Insgesamt legen die Ergebnisse den Schluss nahe, dass das BSW über eine distinkte Wählerschaft verfügt, was zur weiteren Etablierung im deutschen Parteiensystem beitragen sollte.