Qualifikationsspezifische Arbeitslosenquoten - reale Entwicklung oder statistisches Artefakt?
In: IAB-Werkstattbericht 2002, 4
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In: IAB-Werkstattbericht 2002, 4
Zur Vorbereitung des Jahresgutachtens 20/2021 des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung wurde das IAB um seine Expertise zur Konjunktur und Situation auf dem deutschen Arbeitsmarkt sowie zur Bedeutung des Kurzarbeitergeldes und der Rücklagenpolitik der Bundesagentur für Arbeit in Zusammenhang mit der Corvid-19-Pandemie gebeten. Die Erkenntnisse, die das IAB im Herbst 2020 hierzu vorgelegt hat, werden in der vorliegenden Stellungnahme zusammengefasst. ; In preparation forthe Annual Report 2020/2021 ofthe German Council of Economic Experts,the IAB was asked to provide its expertise on the economy and the situation of the German labor market as well as on the importance of the short-time work allowance and the reserve policy of the Federal Employment Agency in view of the Corona crisis. The findings presented by the IAB in autumn 2020 are summarised in this statement.
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Dass die Chancen und Risiken auf dem Arbeitsmarkt ganz zentral von den vorhandenen Qualifikationen abhängen, ist seit langem bekannt. Ein wichtiger Indikator hierfür sind die qualifikationsspezifischen Arbeitslosenquoten, deren Aktualisierung mittlerweile jedoch erhebliche Probleme aufwirft. Denn seit dem Jahr 2005 haben sich die statistischen Datenquellen in einer Art verändert, die nur noch schwer Rückschlüsse auf die zeitliche Entwicklung des qualifikationsspezifischen Arbeitsmarktgeschehens zulassen. Da gleichzeitig auch noch die Hartz-IV-Reform in Kraft trat, besteht die Gefahr, die Wirkungen ökonomischer und sozialpolitischer Entwicklungen mit statistischen Artefakten zu verwechseln. Es ist deshalb unabdingbar, die in den Statistiken abgebildete zeitliche Entwicklung auf ihren Realitätsgehalt hin zu überprüfen. Dabei zeigt sich folgendes: Wegen diesen statistisch/methodischen Veränderungen können wir guten Gewissens die qualifikationsspezifischen Arbeitslosenquoten zwar nicht mehr in der gewohnten regionalen Differenzierung ausweisen, wohl aber für Gesamtdeutschland. Vor einer unkritischen Interpretation der Arbeitslosen- und Erwerbstätigenbestände im Zeitverlauf ist jedoch zu warnen. An unseren Grundaussagen ändert sich deshalb aber nichts. Für die Position am Arbeitsmarkt ist die Qualifikation nach wie vor entscheidender als das Geschlecht, das Alter oder auch der Landesteil in dem man lebt.
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Die Analyse der qualifikationsspezifischen Arbeitslosigkeit liefert seit Jahr und Tag den gleichen Befund: niedrige Qualifikation - hohes Arbeitsmarktrisiko, hohe Qualifikation - niedriges Risiko. Dieser Trend ist seit Jahrzehnten ungebrochen. Dabei verlaufen die langfristigen Beschäftigungsverluste der Geringqualifizierten ebenso (weitgehend) konjunkturneutral wie die massiven Arbeitsplatzgewinne bei den Hochqualifizierten. Selbst eine kräftige Konjunkturbelebung dürfte deshalb die Lage der Geringqualifizierten kaum merklich bessern. Der Niedriglohnsektor ist längst Realität. Zwischen 20 Prozent und 40 Prozent aller Erwerbstätigen ohne Berufsabschluss sind nurmehr geringfügig beschäftigt. Für viele ist das der einzige Job. Älteren Akademikern hingegen geht es alles in allem prima: Mit einer Arbeitslosenquote von 3,5 Prozent herrscht bei den 55- bis 64jährigen nahezu Vollbeschäftigung - und das bei einer Erwerbsbeteiligung von über 70 Prozent. Eine gute Ausbildung schützt also nicht nur vor Arbeitslosigkeit. Sie hilft offensichtlich, das Arbeitsvermögen bis zum Rentenalter länger und besser zu nutzen. Bleibt zu hoffen, dass wir über all den akuten Arbeitsmarktproblemen die Investitionen in die Bildung nicht vernachlässigen. Bildungsförderung bleibt - langfristig - die beste Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik.
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In: Punkt: das Magazin für den EU-Arbeitsmarkt und die Förderung durch den ESF, Band 14, Heft Ausg. 71, S. 6-7
Die neuen Konzepte zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in Deutschland müssen langfristigen Erfordernissen Rechnung tragen. Hierzu zählen sowohl die Herausforderungen, denen sich Deutschland im Rahmen der Globalisierung gegenüber sieht, als auch der langfristige Strukturwandel hin zur Wissensgesellschaft. Nach wie vor werden die Chancen und Risiken auf dem Arbeitsmarkt entscheidend von der Qualifikation bestimmt. Je niedriger die formale Qualifikation, desto schlechter die Position auf dem Arbeitsmarkt. Dies gilt in West- wie in Ostdeutschland und für Frauen wie Männer gleichermaßen. Während die Arbeitslosenquote bei der mittleren Qualifikationsebene weitgehend der Gesamtbewegung folgt, zeigt sich die Spreizung der Arbeitsmarktchancen im langfristigen Trend insbesondere bei den oberen und unteren Qualifikationsebenen. Im Jahr 2004 war im Westen jede fünfte, im Osten sogar jede zweite Erwerbsperson ohne Berufsabschluss arbeitslos. Dahinter steht vor allem ein lang anhaltender Abbau von Einfacharbeitsplätzen. Der häufig geforderte Niedriglohnsektor ist für viele Geringqualifizierte längst Realität geworden, ohne dass sich an ihrer schlechten Beschäftigungssituation viel verändert hätte. Personen mit Hoch- und Fachhochschulabschluss trugen von 1975 bis 2004 das mit Abstand niedrigste Arbeitslosigkeitsrisiko. Die Akademikerbeschäftigung stieg in Westdeutschland in diesem Zeitraum um fast 190 Prozent. Akademiker tragen nicht nur das kleinste Arbeitslosigkeitsrisiko. Sie verdienen auch besser als andere, sind seltener 'unter Wert' beschäftigt, und haben häufig auch die interessanteren Jobs. Darüber hinaus können sie ihr Arbeitsvermögen auch länger und ergiebiger nutzen als andere. Vor dem Hintergrund des sich anbahnenden Fachkräftemangels bleibt jedoch zu hoffen, dass über die aktuellen Arbeitsmarktproblemen die Zukunftsinvestitionen in die Bildung nicht vernachlässigt werden. Denn aus gesellschaftlicher Sicht sind sie langfristig wohl die beste Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik und für den Einzelnen wahrscheinlich die rentabelste Investition seines Lebens. (IAB)
In: Punkt: das Magazin aus Berlin über die Europäischen Strukturfonds, Band 14, Heft 71, S. 6-7
ISSN: 1434-3991
Die neuen Konzepte zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in Deutschland müssen langfristigen Erfordernissen Rechnung tragen. Hierzu zählen sowohl die Herausforderungen, denen sich Deutschland im Rahmen der Globalisierung gegenüber sieht, als auch der langfristige Strukturwandel hin zur Wissensgesellschaft. Nach wie vor werden die Chancen und Risiken auf dem Arbeitsmarkt entscheidend von der Qualifikation bestimmt. Je niedriger die formale Qualifikation, desto schlechter die Position auf dem Arbeitsmarkt. Dies gilt in West- wie in Ostdeutschland und für Frauen wie Männer gleichermaßen. Während die Arbeitslosenquote bei der mittleren Qualifikationsebene weitgehend der Gesamtbewegung folgt, zeigt sich die Spreizung der Arbeitsmarktchancen im langfristigen Trend insbesondere bei den oberen und unteren Qualifikationsebenen. Im Jahr 2004 war im Westen jede fünfte, im Osten sogar jede zweite Erwerbsperson ohne Berufsabschluss arbeitslos. Dahinter steht vor allem ein lang anhaltender Abbau von Einfacharbeitsplätzen. Der häufig geforderte Niedriglohnsektor ist für viele Geringqualifizierte längst Realität geworden, ohne dass sich an ihrer schlechten Beschäftigungssituation viel verändert hätte. Personen mit Hoch- und Fachhochschulabschluss trugen von 1975 bis 2004 das mit Abstand niedrigste Arbeitslosigkeitsrisiko. Die Akademikerbeschäftigung stieg in Westdeutschland in diesem Zeitraum um fast 190 Prozent. Akademiker tragen nicht nur das kleinste Arbeitslosigkeitsrisiko. Sie verdienen auch besser als andere, sind seltener 'unter Wert' beschäftigt, und haben häufig auch die interessanteren Jobs. Darüber hinaus können sie ihr Arbeitsvermögen auch länger und ergiebiger nutzen als andere. Vor dem Hintergrund des sich anbahnenden Fachkräftemangels bleibt jedoch zu hoffen, dass über die aktuellen Arbeitsmarktproblemen die Zukunftsinvestitionen in die Bildung nicht vernachlässigt werden. Denn aus gesellschaftlicher Sicht sind sie langfristig wohl die beste Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik und für den Einzelnen wahrscheinlich die rentabelste Investition seines Lebens. (IAB)
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Band 54, Heft 28, S. 3-10
ISSN: 0479-611X
World Affairs Online
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft B 28, S. 3-10
ISSN: 2194-3621
"Für die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland gewinnt der Umfang und die Struktur des Humankapitals zunehmend an Bedeutung. Ihren Ausdruck findet diese Entwicklung in einem beständigen Anstieg der Qualifikationsanforderungen des Beschäftigungssystems. Das künftige Arbeitskräfteangebot wird jedoch langfristig mit dieser Dynamik auf der Bedarfsseite kaum Schritt halten. Der drohende Fachkräftemangel kann nur durch ein Bündel gegensteuernder Maßnahmen abgemildert werden." (Autorenreferat)
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft B 28, S. 3-10
ISSN: 0479-611X
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Heft B 28/2004
ISSN: 0479-611X
In: Aus Politik und Zeitgeschichte: APuZ, Band 28, S. 3-10
ISSN: 0479-611X
"Für die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland gewinnt der Umfang und die Struktur des Humankapitals zunehmend an Bedeutung. Ihren Ausdruck findet diese Entwicklung in einem beständigen Anstieg der Qualifikationsanforderungen des Beschäftigungssystems. Das künftige Arbeitskräfteangebot wird jedoch langfristig mit dieser Dynamik auf der Bedarfsseite kaum Schritt halten. Der drohende Fachkräftemangel kann nur durch ein Bündel gegensteuernder Maßnahmen abgemildert werden." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Für die Konkurrenz- und Leistungsfähigkeit des Hochtechnologie- und Hochlohnsstandorts Deutschland gewinnt der Umfang und die Struktur des Humankapitals zunehmend an Bedeutung. Ihren Ausdruck findet diese Entwicklung in einem beständigen Anstieg der Qualifikationsanforderungen des Beschäftigungssystems, ein Trend, der nach allen aktuellen Bedarfsprojektionen auch weiter anhalten wird. Das künftige qualifikationsspezifische Arbeitskräfteangebot wird jedoch langfristig mit dieser Dynamik auf der Bedarfsseite kaum Schritt halten können. Dagegen spricht nicht nur der demographische Wandel, sondern ebenso die Qualifikationsentwicklung der Bevölkerung. Denn die mittleren und höheren Altersgruppen stellen heute bereits das Gros des qualifizierten Arbeitskräfteangebots. Ein halbwegs ausreichender Ersatz an qualifizierter Erwerbsbevölkerung wäre jedoch nur zu erwarten, wenn sich die nachrückenden geburtenschwachen Jahrgänge deutlich besser qualifizieren würden als die demnächst ausscheidenden Älteren. Gerade dies ist derzeit aber nicht in Sicht, denn aus der Bildungsexpansion von einst ist zwischenzeitlich in weiten Teilen Stagnation geworden. Diese pessimistische Einschätzung wird auch durch aktuelle Projektionsergebnisse der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK) gestützt, nach der bereits bis zum Jahr 2015 insbesondere auf dem Akademikerarbeitsmarkt und in abgeschwächter Form auch bei betrieblich ausgebildeten Fachkräften mit einer Mangelsituation zu rechnen ist, die nur durch ein Bündel gegensteuernder Maßnahmen abgemildert werden kann. Hierzu zählt neben einer Verbesserung der Beschäftigungsmöglichkeiten von Frauen und älteren Arbeitnehmern sowie einer gesteuerten Zuwanderungspolitik insbesondere die Mobilisierung von Reserven auf allen Ebenen der allgemeinen wie beruflichen Bildung sowie der Weiterbildung.
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In: Handbuch Arbeitsmarkt 2013. Analysen, Daten, Fakten., S. 4-60
Das Kapitel E des Handbuchs Arbeitsmarkt 2013 enthält Daten zu folgenden Bereichen: 1. Wachstum, Beschäftigung, Produktivität 2. Arbeitszeitrechnung (Jahresarbeitszeit und Arbeitsvolumen, durchschnittliche Arbeitszeit und ihre Komponenten) 3. Arbeitsmarktbilanz (Arbeitskräftebilanz nach dem Beschäftigungskonzept 1991-2010) 4. Regionaldaten (Arbeitslosenquoten und Beschäftigungsentwicklung nach Kreisen) 5. Bildung und Ausbildung (qualifikationsspezifische Arbeitslosigkeit und Erwerbstätigkeit von Männern und Frauen) 6. Soziale Grundsicherung.
In: Fachbeiträge im Internet
In: IAB Forschungsbericht : Ergebnisse aus der Projektarbeit des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Band 09/2007
"Dass die Chancen und Risiken auf dem Arbeitsmarkt ganz zentral von den
vorhandenen Qualifikationen abhängen, ist seit langem bekannt. Ein wichtiger
Indikator hierfür sind die qualifikationsspezifischen Arbeitslosenquoten,
deren Aktualisierung mittlerweile jedoch erhebliche Probleme aufwirft.
Denn seit dem Jahr 2005 haben sich die statistischen Datenquellen in einer
Art verändert, die nur noch schwer Rückschlüsse auf die zeitliche Entwicklung
des qualifikationsspezifischen Arbeitsmarktgeschehens zulassen.
Da gleichzeitig auch noch die Hartz-IV-Reform in Kraft trat, besteht die
Gefahr, die Wirkungen ökonomischer und sozialpolitischer Entwicklungen
mit statistischen Artefakten zu verwechseln. Es ist deshalb unabdingbar,
die in den Statistiken abgebildete zeitliche Entwicklung auf ihren Realitätsgehalt
hin zu überprüfen. Dabei zeigt sich folgendes: Wegen diesen
statistisch/methodischen Veränderungen können wir guten Gewissens die
qualifikationsspezifischen Arbeitslosenquoten zwar nicht mehr in der gewohnten
regionalen Differenzierung ausweisen, wohl aber für Gesamtdeutschland.
Vor einer unkritischen Interpretation der Arbeitslosen- und
Erwerbstätigenbestände im Zeitverlauf ist jedoch zu warnen. An unseren
Grundaussagen ändert sich deshalb aber nichts. Für die Position am Arbeitsmarkt
ist die Qualifikation nach wie vor entscheidender als das Geschlecht,
das Alter oder auch der Landesteil in dem man lebt." [Autorenreferat]