Der Aufsatz gibt einen Überblick über den aktuellen Erkenntnisstand auf der Basis empirischer Forschungen über ganztägige Schulen in Deutschland. Ausgehend von gesellschaftlichen und schulpädagogischen Begründungen und Zielen für Ganztagsschulen, werden im ersten Teil die Aufgabenfelder und pädagogischen Gestaltungselemente von Schulen in Ganztagsbetrieb kurz skizziert. Der zweite Teil systematisiert die verschiedenen Organisationsformen nach bestimmten Strukturmerkmalen. In Teil drei werden überblicksartig relevante Forschungsergebnisse über Organisationsformen, Akzeptanzgrad und Elternpräferenzen, pädagogische Gestaltung und Wirkungsfelder von Schulen mit ganztägiger Konzeption in Deutschland referiert. (DIPF/Orig.).
In dem Beitrag wird anhand subjektiver Deutungsmuster von Schülern aus Gruppeninterviews gezeigt, daß sich das schulische Verhalten von Schülern aus der Schülerperspektive völlig anders erklärt, als es individualisierende Problemzuschreibungen, die in herkömmlichen Theorien vertreten werden, nahelegen. Untersucht werden zwei Komplexe: (1) Zusammenhänge zwischen schulstrukturell bedingten Problemen der Schüler und Techniken der Schulalltagsbewältigung: Es wird überprüft, inwieweit sich abweichendes Verhalten als Ausdruck problemfördernder Schulstrukturen darstellt. (2) Zusammenhänge zwischen Erfahrungen mit Devianzzuschreibungen und Formen der Problemverarbeitung: Es wird festgestellt, welche subjektiven Wirkungen durch soziale Kontrolle und Etikettierungen hervorgerufen werden. An empirischen Beispielen wird dann belegt, daß je nach Situation die gleiche Handlung in einem Fall als Problemlösungsversuch, in einem anderen Fall als Aneignung von Schule interpretiert werden kann. Die verschiedenen Schülertaktiken als Reaktion auf die Anwendung der schulspezifischen Regeln werden untersucht. Das führt zu der Frage, welche subjektiven Wirkungen sich bei Schülern einstellen, die konkrete Erfahrungen mit sozialen Kontrollreaktionen der Lehrer machen mußten. Insgesamt wird gezeigt, daß die Schule aufgrund problemfördernder Strukturen und Prozesse an der Entstehung von Schülerproblemen und abweichendem Verhalten selbst beteiligt ist, d. h., daß sie - statt Probleme und Verhaltensweisen zu verhindern - diese erst schafft und fördert. (KW)
"Die Bielefelder Untersuchung erforscht Ausmaß und Formen von Gewalt bei Schüler/innen an Schulen in Abhängigkeit von Persönlichkeitsmerkmalen und sozialen Bedingungsfaktoren im schulischen und außerschulischen Umfeld. In der für das Land Hessen repräsentativen Untersuchung wurden im Herbst 1995 in verschiedenen Regionen insgesamt 3.540 Schüler/innen (jeweils ganze Schulklassen) im Alter von 11 bis 17 Jahren ( Schuljahrgänge 6, 8 und 9 bzw. 10) und 448 Lehrer/innen aus 24 ausgewählten Schulen per Fragebogen befragt. Dabei wurden sämtliche Schulformen der Sekundarstufe I entsprechend ihrem Schüleranteil im Land Hessen berücksichtigt. Diesen Befragungen ging 1994 eine Schulleitungsbefragung voraus. ... Im folgenden sollen neue Forschungsergebnisse über Ausmaß und Erscheinungsformen von Gewalt in Schulen vorgestellt werden, wobei in diesem Beitrag der schulische Kontext, also das Lern- und Sozialklima der Schule, in das Zentrum der Analyse von Bedingungsfaktoren gestellt werden. ... Fazit: Die Resultate dieser ersten bivarianten Analysen verdeutlichen, daß es sehr wohl nachweisbare, empirisch gesicherte Befunde dafür gibt, daß sozial-ökologische Aspekte der innerschulischen Lern- und Erziehungsumwelt relevant für die Produktion und Stützung von Schülergewalt sein können." (Autorenreferat)
Im ersten Abschnitt des Aufsatzes werden die erziehungswissenschaftlichen Ziele und Begründungen für eine erweiterte Schulzeit dargestellt. Als Begründungen werden angesprochen: a) Ganztagsschulen sind ein sozial- und wirtschaftspolitisches Instrument zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf und somit ein Teil sozialer Infrastruktur; b) sie stärken die sozialerzieherische Funktion der Schule; c) sie reagieren auf gewandelte Bildungsanforderungen (indem sie für erweiterte Wissensanforderungen eine erweiterte Zeitorganisation bieten); d) sie bieten die Chance zur Entwicklung der Lernkultur und der Förderungsintensität. Anschließend werden die pädagogischen Gestaltungselemente und die Konsequenzen für die Organisation von Ganztagsschulen beschrieben. Im zweiten Abschnitt werden die Forschungsergebnisse einer im Jahr 2004 vom Dortmunder Institut für Schulentwicklungsforschung durchgeführten Befragung von Ganztagsschulleitern vorgestellt. Es geht darum, a) welche Organisationsformen und Gründungsbedingungen vorkommen, b) wie die soziale Zusammensetzung der Schülerschaft ist und wer die Ganztagsangebote nutzt sowie andererseits, welche Professionen im Ganztagsbetrieb arbeiten, c) welche Elemente der pädagogischen Gestaltung (Lern- und Freizeitangebote, Förderung usw.) die Schulen bieten und d) wie es um Schulöffnung und Kooperation bestellt ist. (DIPF/Orig.)