"Stickstoff: Zu viel des Guten!" unter diesem Titel veranstalteten BMU und UBA von 2018 bis 2020 einen Dialog mit Bürger*innen, der Empfehlungen für ein "Aktionsprogramms zur integrierten Stickstoffminderung" entwickelte. In thematisch organisierten Regionalkonferenzen konnten 110 zufällig ausgewählte Bürger*innen etwas über die Stickstoffproblematik erfahren und Maßnahmen zur Reduktion von Stickstoffemissionen vorschlagen. Über die vertieften Diskussionen während einer Delegiertenkonferenz und ein online-Votum wurde ein Bürger*innen -Ratschlag mit 16 Maßnahmenvorschlägen erstellt, der an Bundesumweltministerin Schulze übergeben wurde. - Die Broschüre vermittelt Wissen zum Umweltthema Stickstoff, erläutert den Ablauf des Dialogprozesses und beschreibt die erarbeiteten Maßnahmenvorschläge und Empfehlungen.
Neben Biodiversitätsverlust, übermäßigem Landnutzungswandel und zu hoher CO2-Konzentrationen stellen Stickstoffbelastungen eine von vier Überschreitungen der von Rockström und Kolleg*innen am Stockholm Resilience Center definierten neun planetaren Grenzen dar (Rockström, Steffen et al. 2009). Der menschliche Einfluss hat in den letzten Jahrzehnten dazu geführt, dass sich die Verfügbarkeit von reaktivem Stickstoff in der Umwelt, global betrachtet, verdoppelt hat. In Europa hat sich der Eintrag von Stickstoff in diesem Zeitraum sogar verdreifacht (Sutton, Howard et al. 2011). Dies führt zu einer Reihe von Problemen, die dringend gelöst werden müssen. Dazu gehören der Verlust von aquatischer und terrestrischer Biodiversität, eine Beeinträchtigung der Luftqualität, die erhöhte Freisetzung von Klimagasen und eine erschwerte Nutzung des Grundwassers als Trinkwasser (BfN 2004, BfN 2012, BMUB und BMEL 2016, UBA 2017). Die Bundesregierung hat 2017 in ihrem Stickstoffbericht die Notwendigkeit eines integrierten Politikansatzes, bei dem alle Verursachersektoren ganzheitlich betrachtet werden sollen, und einer sektoren- und medienübergreifenden Strategie hinsichtlich der Stickstoffminderung unterstrichen. Sie hat die Entwicklung eines Aktionsprogramms zur konkreten Stickstoffminderung angekündigt. Es soll die Synergien zwischen den verschiedenen Programmen der Bundesregierung identifizieren und stärken (BMUB 2017). Konkrete Maßnahmen und politische Instrumente zur Stickstoffminderung wurden im UBA-Forschungsvorhaben "Maßnahmenvorschläge für ein Aktionsprogramm zur integrierten Stickstoffminderung" (UBA 2021a) entwickelt. Für den Erfolg des Aktionsprogramms ist die Sensibilisierung und Beteiligung der Bürger*innen jedoch ausschlaggebend. Bestehende Informationsdefizite und lokale Unterschiede im Ausmaß und in der Art der Betroffenheit führen dazu, dass in der Bevölkerung die Stickstoffproblematik bisher höchstens in Teilaspekten wahrgenommen wird. Bereits im Rahmen der 2016 vom BMUB durchgeführten Dialogforen wurde seitens der Teilnehmenden die zentrale Rolle der Kommunikation der Stickstoffproblematik und die Einbeziehung der Bevölkerung bei der Entwicklung von Strategien zur Stickstoffminderung betont (BMU 2020b). Das Bürger*innen-Beteiligungsverfahren "Auf dem Weg zu einer nationalen Stickstoffminderung" zielte darauf ab, die Entscheidungsgrundlage der Verantwortlichen um die Außensicht der Bürger*innen zu erweitern. Hierbei sollten lokales Wissen der Bevölkerung zu regionalen Problemschwerpunkten genutzt, zielführende Hinweise eingeholt sowie Maßnahmenvorschläge erarbeitet werden. Dabei stand die Anschlussfähigkeit an aktuelle wissenschaftliche und politische Aktivitäten im Vordergrund. Nicht zuletzt sollte das Verfahren zur Sensibilisierung der beteiligten Bürger*innen beitragen.
Das Projekt "Nachhaltiger Konsum im Dialog" widmete sich der Frage, mit welchen neuen Methoden die soziale Teilhabe und Beteiligung aller Bevölkerungskreise an nachhaltigem Konsum gefördert werden kann. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf jungen Menschen, Menschen mit Migrationshintergrund sowie mit geringem Einkommen. Im analytischen Projektteil wurde untersucht, wie sich die Beteiligung verschiedener sozialer Gruppen an nachhaltigem Konsum heute gestaltet und welche Formen sozialer Teilhabe dadurch realisiert werden. Dazu wurden verschiedene Methoden herangezogen: Eine Sekundäranalyse empirischer Untersuchungen, eine eigene empirische Untersuchung ("Verbraucher*innen-Panel" in Form von Fokusgruppen und einem Online-Dialog), eine Auswertung von Initiativen zu nachhaltigem Konsum sowie von Bürgerinnen- und Bürger-Dialogen mit Bezug zu nachhaltigem Konsum. Im praktischen Projektteil wurden neue Beteiligungsformate erprobt: In "Kurzzeitexperimenten" konnten Bürgerinnen und Bürger nachhaltige Konsumpraktiken alltagsnah erproben. In "Ideenschmieden" wurden von Bürgern und Bürgerinnen in Kooperation mit institutionellen Akteurinnen und Akteuren kreative Lösungen für Handlungsprobleme nachhaltigen Konsums entwickelt und anschließend mit Fachleuten sowie Stakeholderinnen und Stakeholder in einem "Fach- und Praxisdialog" erörtert. Der Bericht schließt mit drei Instrumentenvorschlägen als "Anregungen an die Politik": ein Förderprogramm für Kurzzeitexperimente, ein Vorschlag zur Integration der "Ideenschmieden"-Methodik in bestehende Bürgerinnen- und Bürger-Dialoge, und ein Vorschlag für ein "Teilhaberadar" als Prüfinstrument für Aspekte sozialer Teilhabe bei Politikvorhaben zu nachhaltigem Konsum.