Emigration, Biographie und Psychoanalyse: emigrierte PsychoanalytikerInnen in Amerika
In: Zeitschrift für politische Psychologie: ZfPP ; offizielles Organ der Sektion Politische Psychologie im Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) ; offizielles Organ der Walter-Jacobsen-Gesellschaft e.V. für Politische Bildung und Politische Psychologie (WJG), Band 11, Heft 1/3, S. 91-120
ISSN: 0942-9867
"Vor dem Hintergrund eines sechsmonatigen Forschungsaufenthaltes in den USA (New York und Boston) analysieren die Autoren das breite Spektrum von Bewältigungsstrategien von Emigrationserfahrungen. Einführend werden die psychischen Grundlagen zur Ausformung von Gefühlen der Angst vor dem bzw. der Faszination am Fremden analysiert. Es folgen knappe Darstellungen zum Schicksal der von den Nazis in die USA vertriebenen Psychoanalyse. Auf der Basis psychoanalytisch fundierter Tiefeninterviews mit - größtenteils jüdischen - Psychoanalytikern, welche noch unmittelbar vom Nationalsozialismus bedroht worden sind, wird der Einfluss dieser traumatischen Erfahrungen auf deren persönlichen und beruflichen Lebensweg sowie deren psychoanalytische und politische Anschauungen zu erfassen versucht. Sowohl ein ausgeprägter Selbstbehauptungswille in der neuen Heimat, den demokratischen USA, als auch ein Festhalten an den vertrauten europäischen Lebens- und Denkgewohnheiten sind als Abwehrmechanismen zur Bewältigung des Traumas des Heimatverlustes erkennbar. Theoretische Rigidität sowie pointierter Individualismus erscheinen als weitere Mechanismen, um die eigenen Emigrations- sowie insbesondere die Erfahrungen mit dem Holocaust abzuwehren. Abgeschlossen wird der Beitrag durch eine Analyse der Auswirkungen des 11. September 2001 auf die eigene psychoanalytische Identität dieser psychoanalytischen Emigranten." (Autorenreferat)