Geschlechterforschung in Moskau: Expertise, Aktivismus und Akademie
In: Wiener Studien zur Zeitgeschichte 2
13 Ergebnisse
Sortierung:
In: Wiener Studien zur Zeitgeschichte 2
Über Bürokratie spricht heute kaum noch jemand." – so leitete David Graeber sein Buch über dieses Phänomen ein. Dabei sind bürokratische Begegnungen in den Sozialwissenschaften seit den 1960er Jahren ein immer wieder aktuelles Thema, wie die Studien von Katz Hasenfeld Michael Lipsky bis Vincent Dubois zeigen. Diese Studien befassen sich mit Begegnungen zwischen zumeist staatlichen Bürokratien und Bürokraten einerseits und deren Gegenüber andererseits – "bureaucratic subjects" (Michael Lipsky). Anders als in der genannten einschlägigen Forschungsliteratur, die vor allem gegenwartsorientiert ist, wird in diesem Heft eine historisierende Perspektive eingenommen. Die Beiträge decken eine Periode vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart ab. Dabei geht es um klassische "street-level bureaucracy" im Sinne Michael Lipskys, also Fürsorgeeinrichtungen, Polizei und ähnliche, aber auch um die Bereiche von politischer Verwaltung, Eisenbahnen und öffentlichen Archiven im Zeitalter der Digitalisierung. Der regionale Fokus der hier versammelten Forschungen liegt auf Österreich bzw. der Habsburgermonarchie, Deutschland, Frankreich, Polen, Russland und der Schweiz. Seit dem späten 19. Jahrhundert begann der Staat mehr Kontrolle über und Einfluss auf seine Bürger*innen auszuüben. Diese reagierten auf den Aufstieg der staatlichen Bürokratie, indem sie auf ihre Weise und für ihre Zwecke nutzten, was der Staat anbot und vorschrieb. In der Interaktion mit Behörden kam und kommt es am häufigsten zum Kontakt zwischen Bürger*innen und Staat – verkörpert durch die entsprechenden Bürokrat*innen. So breit das Spektrum der in den Beiträgen erforschten Themen ist, gibt es doch Fragen, die in ihnen allen behandelt werden. So geht es etwa darum, welche Vorstellungen es vom idealen oder zumindest adäquaten Gegenüber der Behörde gibt und wie solche Vorstellungen in bürokratischen Interaktionen produziert und korrigiert werden. Es geht um Machtverhältnisse in diesen Interaktionen, um das Auseinanderklaffen von Theorie und Praxis des Umgangs miteinander. Über die Interaktion zwischen Bürokrat*innen und Klient*innen hinaus wird im Band auch das materielle Umfeld – architektonische und technische Bedingungen von bürokratischen Interaktionen – erforscht. ; Über Bürokratie spricht heute kaum noch jemand." – so leitete David Graeber sein Buch über dieses Phänomen ein. Dabei sind bürokratische Begegnungen in den Sozialwissenschaften seit den 1960er Jahren ein immer wieder aktuelles Thema, wie die Studien von Katz Hasenfeld Michael Lipsky bis Vincent Dubois zeigen. Diese Studien befassen sich mit Begegnungen zwischen zumeist staatlichen Bürokratien und Bürokraten einerseits und deren Gegenüber andererseits – "bureaucratic subjects" (Michael Lipsky). Anders als in der genannten einschlägigen Forschungsliteratur, die vor allem gegenwartsorientiert ist, wird in diesem Heft eine historisierende Perspektive eingenommen. Die Beiträge decken eine Periode vom ausgehenden 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart ab. Dabei geht es um klassische "street-level bureaucracy" im Sinne Michael Lipskys, also Fürsorgeeinrichtungen, Polizei und ähnliche, aber auch um die Bereiche von politischer Verwaltung, Eisenbahnen und öffentlichen Archiven im Zeitalter der Digitalisierung. Der regionale Fokus der hier versammelten Forschungen liegt auf Österreich bzw. der Habsburgermonarchie, Deutschland, Frankreich, Polen, Russland und der Schweiz. Seit dem späten 19. Jahrhundert begann der Staat mehr Kontrolle über und Einfluss auf seine Bürger*innen auszuüben. Diese reagierten auf den Aufstieg der staatlichen Bürokratie, indem sie auf ihre Weise und für ihre Zwecke nutzten, was der Staat anbot und vorschrieb. In der Interaktion mit Behörden kam und kommt es am häufigsten zum Kontakt zwischen Bürger*innen und Staat – verkörpert durch die entsprechenden Bürokrat*innen. So breit das Spektrum der in den Beiträgen erforschten Themen ist, gibt es doch Fragen, die in ihnen allen behandelt werden. So geht es etwa darum, welche Vorstellungen es vom idealen oder zumindest adäquaten Gegenüber der Behörde gibt und wie solche Vorstellungen in bürokratischen Interaktionen produziert und korrigiert werden. Es geht um Machtverhältnisse in diesen Interaktionen, um das Auseinanderklaffen von Theorie und Praxis des Umgangs miteinander. Über die Interaktion zwischen Bürokrat*innen und Klient*innen hinaus wird im Band auch das materielle Umfeld – architektonische und technische Bedingungen von bürokratischen Interaktionen – erforscht.
BASE
In: Administory: Journal for the History of Public Administration : Zeitschrift für Verwaltungsgeschichte, Band 3, Heft 1, S. 61-79
ISSN: 2519-1187
Abstract
Research on emotions in the 20th century has shown that in the period after WWI there has been a general tendency to control and suppress the display (if not the experience) of emotions. Based on various sources such as conduct books, autobiographical prose, and disciplinary files this article highlights the role emotions played in civil service in interwar Austria. Emotions could be a disturbance of administrative procedure and everyday office life, but they clearly served to regulate power and gender relations between colleagues, and to define personal boundaries. Specific focus is placed on the interrelation of emotions and political affiliations of government employees, on the particularities of greeting in the office, and on "Beamtengefühl" – a special feature of this socio-professional group.
In: L'Homme Schriften. Band 025
Es macht einen Unterschied, ob jemand in Saratov, Moskau, Wien oder New York über Geschlechterverhältnisse in Russland forscht. In diesem Band wird die globale Arbeitsteilung in den Sozial- und Geisteswissenschaften diskutiert: Wo entstehen Theorien, wo werden sie angewendet? Wer liefert – oder ist selbst – empirisches Datenmaterial? Welchen Stellenwert haben in Russland arbeitende Forscher_innen in dieser Konstellation? Anhand zahlreicher Interviews mit russischen, amerikanischen, deutschen, englischen und österreichischen Protagonist_innen dieses Feldes werden die Grenzen und Möglichkeiten transnationaler, russlandbezogener Geschlechterforschung aufgezeigt. Darüber hinaus gibt die Autorin Einblicke in die aktuelle Situation der Geschlechterforschung in Russland. When conducting research on gender relations in Russia it makes a difference whether one is located in Saratov, Moscow, Vienna or New York. The author tackles questions of the global division of labour within the social sciences and humanities: Where are theories developed, where do they get applied? Who delivers – or even becomes – the empirical data for research? What is the status of Russia-based scholars within this constellation? The limits and possibilities of transnational Russia-related Gender Studies are expounded, based on the analysis of numerous interviews with Russian, American, Austrian, German, and English protagonists in this field. Furthermore, the reader is provided with insights into the current state of affairs of Gender Studies in Russia
In: L' homme: European review of feminist history : revue europénne d'histoire féministe : europäische Zeitschrift für feministische Geschichtswissenschaft, Band 28, Heft 2, S. 127-136
ISSN: 2194-5071
In German speaking countries the notion of retirement (Ruhestand) was first used within the context of civil service – one of the first professional groups for whom the state provided a guaranteed old age pension. This paper addresses some questions and desiderata with a view to research on Austrian civil service in the interwar period. At a time when old age pensions for this group had already been established, political change and economic hardship posed a challenge to assumed normal careers. People decided to or were forced to retire considerably earlier than expected. This could bring about financial losses, sometimes the necessity to earn one's livelihood in different ways and sometimes, in the case of the national-socialist purges starting in 1938, even ended in physical annihilation. A closer look is taken at the highest rank of Austrian civil servants (Sektionschefs) of said period. I argue that it will be crucial to draw upon a variety of sources – census data, personnel files, autobiographies as well as contemporary fiction – and not to shy away from using sociological tools such as status passage for further research on civil servants and retirement. ; In German speaking countries the notion of retirement (Ruhestand) was first used within the context of civil service – one of the first professional groups for whom the state provided a guaranteed old age pension. This paper addresses some questions and desiderata with a view to research on Austrian civil service in the interwar period. At a time when old age pensions for this group had already been established, political change and economic hardship posed a challenge to assumed normal careers. People decided to or were forced to retire considerably earlier than expected. This could bring about financial losses, sometimes the necessity to earn one's livelihood in different ways and sometimes, in the case of the national-socialist purges starting in 1938, even ended in physical annihilation. A closer look is taken at the highest rank of Austrian civil servants (Sektionschefs) of said period. I argue that it will be crucial to draw upon a variety of sources – census data, personnel files, autobiographies as well as contemporary fiction – and not to shy away from using sociological tools such as status passage for further research on civil servants and retirement.
BASE
In: L' homme: European review of feminist history : revue europénne d'histoire féministe : europäische Zeitschrift für feministische Geschichtswissenschaft, Band 15, Heft 1
ISSN: 2194-5071
In: Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften 32,1 (2021)
In: L' homme
In: Schriften Band 25
In: Gesellschaft der Unterschiede Band 32
Je nach historischer Epoche, räumlichem Kontext und gesellschaftlicher Schicht variiert die Verteilung von Arbeit und Nicht-Arbeit im Lebenslauf. Dieser Band relativiert gängige Vorstellungen von der Normalität des Arbeitens, indem er danach fragt, wie Individuen und Gruppen mit diesen Maßstäben, aber auch mit den Veränderungen in der gesellschaftlichen und ökonomischen Organisation von Arbeit umgehen: Wie reagieren sie, wenn sie den Standards von Normalitätskonzepten oder -fiktionen nicht genügen? Wie kommt es zu Abweichungen, Konkurrenzen und Wandel?Die Beiträger_innen ermöglichen einen multidisziplinär ausgerichteten Blick auf die aktuellen Debatten über Arbeit, Prekarität und sozialen Wandel.
In: Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung Band 75