Das Buch behandelt die Wechselbeziehungen zwischen Sport, Gesundheit und Public Health. Dabei geht es vor allem um drei Fragen: Welche Wirkungen hat körperliche Aktivität auf die private und öffentliche Gesundheit? Von welchen psychologischen und strukturellen Determinanten hängt das Ausmaß des Sport- und Bewegungsverhaltens ab? Und mit welchen Interventionen lässt sich das Niveau der köperlich-sportlichen Aktivität in der Bevölkerung erhöhen? Für die Praxis der Sport- und Gesundheitsförderung ist es von zentraler Bedeutung zu wissen, welche Faktoren für die Beteiligung am Sport ausschlaggebend sind. Denn nur dann können Interventionsmaßnahmen zielgerichtet und effizient eingesetzt werden. Vor dem Hintergrund des aktuellen Forschungsstandes werden in diesem Band vier Prinzipien einer theoriegeleiteten Sportförderung vorgestellt.
Zusammenfassung. Im vorliegenden Beitrag werden zwei Arten von Barrieren konzeptionell voneinander abgegrenzt, die in der Literatur zur Gesundheitsverhaltensänderung häufig nicht klar unterschieden werden: zum einen negative Konsequenzerwartungen (Erwartungen über die Folgen einer Verhaltensausführung), zum anderen situative Barrieren (Risikosituationen, die eine Verhaltensausführung erschweren). Das Überwinden der Barrieren erfordert volitionale Gegenstrategien, welche im Konzept des Barrierenmanagements zusammengefasst werden. Zu den situativen Barrieren sowie zum Barrierenmanagement wurden neue Skalen entwickelt, die hier vorgestellt und diskutiert werden. An 692 orthopädische Patienten wurden sechs Wochen nach einem stationären Rehabilitationsaufenthalt Selbstbeurteilungsfragebögen verschickt. Die Fragebögen enthielten unter anderem Items zu situativen Barrieren (13 Items) und Barrierenmanagement (15 Items) sowie zu negativen Konsequenzerwartungen, Selbstwirksamkeit, Absichtsstärke und Sportverhalten. Die faktorenanalytische Auswertung der situativen Barrieren führte zur Bildung der beiden Subskalen "Körperliche Barrieren" (Cronbachs α = .74) und "Psychosoziale Barrieren" (α = .83). Die entsprechenden Analysen zum Barrierenmanagement mündeten in die Konstruktion der Subskalen "Präventives Barrierenmanagement" (α = .71) und "Akutes Barrierenmanagement" (α = .68). Korrelations- und Regressionsanalysen mit den oben genannten Außenkriterien konnten die Validität der Skalen bestätigen. Die vorgelegten Messinstrumente erlauben eine systematische Analyse der motivationalen und volitionalen Prozesse der regelmäßigen Sportteilnahme. Neben ihrer theoretischen Bedeutsamkeit stellen die beiden Skalen auch für die sport- und gesundheitspsychologische Praxis viel versprechende Messinstrumente dar.
Zusammenfassung. Körperliche Inaktivität ist eine wichtige Ursache von Adipositas. Die Förderung eines körperlich-aktiven Lebensstils ist deshalb aus präventivmedizinischer Sicht ein wünschenswertes Ziel. Bisherige Interventionsprogramme konzentrierten sich vorwiegend auf die Verbesserung der Motivation. Programme für übergewichtige und adipöse Personen sollten jedoch verstärkt auch volitionale Faktoren in den Blick nehmen. Um herauszufinden, ob durch die Stärkung volitionaler Kompetenzen die Alltags- und Sportaktivität sowie die Determinanten körperlich-sportlicher Aktivität beeinflusst werden können, wurde in der vorliegenden Studie mit N = 50 übergewichtigen und adipösen Personen das Kurz-Bewegungsberatungsprogramm MoVo-LISA durchgeführt. Dazu wurden über einen Zeitraum von vier Monaten eine Experimental- (n = 21) und eine Wartegruppe (n = 29) dreimal befragt. Die Resultate zeigen signifikante Verbesserungen hinsichtlich der Sportaktivität, der Konsequenzerwartungen, der Zielintention, der Implementierungsintentionen und der volitionalen Selbstregulations-Fertigkeiten. Insgesamt liefern die Befunde überzeugende Belege für die kurz- und mittelfristige Wirksamkeit und die praktische Durchführbarkeit des MoVo-LISA Bewegungsberatungsprogramms in einem nicht medizinischen Setting.
Zusammenfassung. Untersucht werden zwei Fragestellungen: Wie lässt sich die kontinuierliche Aufrechterhaltung einer Sportaktivität konzipieren? Und welche Rolle spielt dabei die Ziel-Selbstkonkordanz? In einer 13-Wochen-Längsschnittstudie mit Teilnehmern des Hochschulsports (N = 255) wurden die Skalen "Selbstbestimmung" und "Introjektionsneigung" (Selbststeuerungsinventar; Kuhl & Fuhrmann ) eingesetzt. Sie messen die Neigung zur Auswahl selbstkonkordanter Ziele. Das Kursteilnahmeverhalten wurde wöchentliche protokolliert (13 Messzeitpunkte). Clusteranalysen identifizierten vier Teilnehmergruppen: Dabeibleiber, Fluktuierer, Früh-Abbrecher und Spät-Abbrecher. Diese Gruppen unterscheiden sich hinsichtlich der Selbststeuerungsinventar-Skalen systematisch: Dabeibleiber weisen höhere Selbstbestimmung und niedrigere Introjektionsneigung auf als Spät-Abbrecher. Bei Früh-Abbrechern ist die psychologische Situation anders: Sie haben eine hohe Selbstbestimmung und niedrige Introjektionsneigung. Dropout ist hier weniger Ausdruck der Unfähigkeit, das, was man begonnen hat, zu Ende zu führen, als vielmehr der Fähigkeit, das, was man als falsch für sich erkannt hat, ohne Verzug zu beenden. Fazit: Non-Compliance ist nicht nur Folge fehlender Motivation oder Willenskraft, sondern oft Resultat einer an der Erfüllung selbstkonkordanter Ziele orientierten Selbstbestimmung.
Im vorliegenden Beitrag wird der neu entwickelte "Bewegungs- und Sportaktivität Fragebogen" (kurz: BSA-Fragebogen oder BSA-F) vorgestellt und hinsichtlich seiner Validität überprüft. Methode: Als Validierungskriterium dienten fahrradergometrische Parameter der Ausdauerleistungsfähigkeit (u. a. Leistung an der Individuellen Anaeroben Schwelle p [IAS] und errechnete VO2max), die im Rahmen einer randomisiert kontrollierten Interventionsstudie (N = 118) erhoben wurden. Ergebnisse: Der Index zur Gesamtaktivität korrelierte mit r = .32 bzw. r =.34 signifikant mit den Leistungsparametern VO2max bzw. p [IAS] (konkurrente Validität); der Index zur Sportaktivität trug signifikant (p < .01) zur Vorhersage der 12 Wochen später gemessenen Ausdauerleistungsfähigkeit bei (prognostische Validität); und die Interventionsstudie zeigte, dass die mit dem Modifikationsprogramm provozierten Verhaltensänderungen mit dem BSA-F sensitiv abgebildet werden konnten (Konstruktvalidität). Diskussion: Die Resultate unterstützen–zusammen mit den Ergebnissen früherer Studien–die Annahme, dass mit dem BSA-Fragebogen eine hinreichend valide Messung der Bewegungs- und Sportaktivität möglich ist. Das Instrument empfiehlt sich auch wegen seiner Ökonomie (zeit- und platzsparend) und klaren Struktur (leicht verständlich, einfach ausfüllbar) zum Einsatz in der gesundheits- und sportwissenschaftlichen Forschung.
Zusammenfassung. Untersucht wurde die spezifische Wirkung der Interventionstechnik "Planung sportbezogener sozialer Unterstützung" (PssU) im Rahmen eines betrieblichen Programms zur Sportförderung ("MoVo-work"). Die Mitarbeitenden (N = 69) wurden cluster-randomisiert 2 Gruppen zugeordnet: die Interventionsgruppe (IG) erhielt MoVo-work mit dem Modul PssU, die Kontrollgruppe (KG) MoVo-work ohne dieses Modul. Sportaktivität und soziale Unterstützung wurden vor (T1) und nach der Intervention (T2) erhoben, sowie nach 6 Wochen (T3) und 6 Monaten (T4). In der IG nahm der Anteil der sportlich aktiven Personen beim Vergleich T1 – T3 um 24 % zu (p < .05); in der KG dagegen nur um 9 %. Auch beim Vergleich T1 – T4 war in der IG noch ein Zuwachs an sportlich aktiven Personen von 8 % festzustellen, wohingegen in der KG deren Anteil sogar um 3 % abnahm. Es fanden sich keine Gruppenunterschiede hinsichtlich der wahrgenommenen sozialen Unterstützung. Die Resultate zeigen, dass betriebliche Bewegungsförderungsprogramme substanziell davon profitieren können, wenn sie auch die Ebene der sozialen Unterstützung berücksichtigen.