Undeutsch: die Konstruktion des Anderen in der postmigrantischen Gesellschaft
In: X-TEXTE zu Kultur und Gesellschaft
Die Reformulierung der europäischen Geschichte, die nach dem Mauerfall einsetzte, verband postfaschistische und postsozialistische Narrative zu einer westlich-kapitalistischen Erfolgsgeschichte. Ein dritter Faktor, der ebenfalls einer Neubewertung bedurft hätte, blieb hierbei jedoch unbeachtet: die koloniale Vergangenheit. Fatima El-Tayeb nähert sich den aktuellen Diskussionen um die deutsche Identität durch ihre historische Kontextualisierung und die Frage nach deren Lücken. Sie untersucht die Auswirkungen dieser einseitigen Geschichtsaufarbeitung anhand der Produktion dreier rassifizierter Gruppen - Schwarze, Roma und Muslime - als »undeutsch« und zeigt so, dass ein postmigrantisches Deutschland nicht nur offene Zukunftsvisionen, sondern auch neue Vergangenheitsnarrative braucht.