Der Mensch kommt aus dem Pleistozän: warum wir Hierarchien schätzen, aber nicht die da oben
In: Merkur: deutsche Zeitschrift für europäisches Denken, Band 62, Heft 7, S. 636-639
ISSN: 2510-4179
Der Autor beschäftigt sich in seinem Essay mit der Entstehung von Dominanzhierarchien in menschlichen Gruppen, welche seiner Meinung nach bis in das Pleistozän zurückreicht. Dieses bezeichnet ein Erdzeitalter von vor 1,6 Millionen Jahren bis vor zehntausend Jahren, als die ersten Städte entstanden sind und Ackerbau und Schrift erfunden wurden. Da sich in jener geologischen Epoche auch die menschliche Persönlichkeit und die Sozialität entwickelten, ist sie für die Evolutionspsychologie von grundlegender Bedeutung. Anhand des Wissens über die Gesellschaften der Jäger und Sammler vom Pleistozän bis zur Gegenwart kann gezeigt werden, wie Hierarchien im sozialen Zusammenleben entstehen und wie das Streben der Menschen nach relativer Autonomie bei gleichzeitiger Kooperation in kleinen Gruppen zu erklären ist. Es gehört indessen zur Erbschaft aus dem Pleistozän, dass viele Menschen den elitären Werten gegenüber, die sie mit den Reichen in Verbindung bringen, Ressentiments empfinden. Der Autor vertritt hingegen die Auffassung, dass die Verteidigung des Elitismus in einem modernen demokratischen Staat eine Verteidigung der Werte des Geschmacks und der Bildung ist, die für das menschliche Zusammenleben bereichernd sind. (ICI2)