Pandemic Preparedness – Ein Vorschlag für eine Forschungsinfrastruktur und ihre Funktionalitäten für ein resilientes Gesundheitsforschungssystem
In: Das Gesundheitswesen: Sozialmedizin, Gesundheits-System-Forschung, public health, öffentlicher Gesundheitsdienst, medizinischer Dienst
ISSN: 1439-4421
ZusammenfassungWährend einer Pandemie muss Resilienz nicht nur als Eigenschaft des
Gesundheitssystems, sondern auch des umgebenden Forschungsumfelds betrachtet
werden. Um verlässliche, evidenzbasierte Empfehlungen aus der
Universitätsmedizin an die Gesundheitspolitik und die Entscheidungsträger
bereitstellen zu können, müssen wissenschaftliche Erkenntnisse schnell,
integrativ und multidisziplinär generiert, synthetisiert und kommuniziert
werden. Die Resilienz der öffentlichen Gesundheitssysteme und der
Gesundheitsforschungssysteme sind somit eng verknüpft. Die Reaktion auf die
SARS-CoV-2-Pandemie in Deutschland wurde jedoch durch das Fehlen einer adäquat
vernetzten Gesundheitsforschungsinfrastruktur erschwert. Das Netzwerk
Universitätsmedizin (NUM) wurde zu Beginn der Pandemie mit dem Ziel gegründet,
Deutschland auf zukünftige Pandemien vorzubereiten. Ziel des Projektes
"PREparedness and PAndemic REsponse in Deutschland (PREPARED)" ist es, ein
ganzheitliches Konzept für eine kooperative, adaptierbare und nachhaltige
Gesundheitsforschungsinfrastruktur innerhalb des NUM zu entwickeln und damit
einen Beitrag zu einer umfassenden Pandemiebereitschaft zu leisten. Das
vorgeschlagene Konzept dieser Infrastruktur vereint vier Kern- und drei
Unterstützungsfunktionalitäten in vier verschiedenen Handlungsfeldern. Die
Funktionalitäten gewährleisten im Falle zukünftiger Gesundheitskrisen ein
effizientes Funktionieren des Gesundheitsforschungssystems und eine rasche
Übertragung entsprechender Implikationen in andere Systeme. Die vier
Handlungsfelder sind (a) Monitoring und Surveillance, (b) Synthese und Transfer,
(c) Koordination und Organisation sowie (d) Kapazitäten und Ressourcen. Die
sieben Funktionalitäten umfassen 1) eine Monitoring- und Surveillance-Einheit,
2) eine Pathogenkompetenz-Plattform, 3) Evidenzsynthese und vertrauenswürdige
Empfehlungen, 4) eine Einheit zur regionalen Vernetzung und Implementierung, 5)
eine Strategische Kommunikationseinheit, 6) Human Resources Management und 7)
ein Rapid Reaction & Response (R3)-Cockpit. Die Governance wird
als Kontroll- und Regulierungssystem eingerichtet, wobei agile
Management-Methoden in interpandemischen Phasen trainiert werden, um die
Reaktionsfähigkeit zu verbessern sowie die Eignung agiler Methoden für die
wissenschaftliche Infrastruktur für die Pandemiebereitschaft zu untersuchen. Der
Aufbau der PREPARED-Forschungsinfrastruktur muss vor der nächsten Pandemie
erfolgen, da Training und regelmäßige Stresstests grundlegende Voraussetzungen
für deren Funktionieren sind.