Weiche Standortfaktoren als Angelegenheit der kommunalen Wirtschaftsförderung
In: Recht - Wirtschaft - Steuern
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In: Diplomarbeit
Inhaltsangabe:Einleitung: Kommunale Wirtschaftsförderung ist heutzutage für viele Städte, Gemeinden und Kreise ein zentraler Aufgabenbestandteil. Der Aufgabenkatalog reicht von der Ansiedlungsförderung neuer Unternehmen über die Pflege bereits ansässiger Betriebe bis hin zur Existenzgründungsförderung. Dabei denken einige, dass Subventionen an Unternehmen hierbei das entscheidende Mittel der Kommunalpolitik seien. Andere wiederum sehen die Beratung und Betreuung von Unternehmen oder eine Gewerbeflächenpolitik als wichtiges Element der kommunalen Wirtschaftsförderung an. Diese Gesichtspunkte charakterisieren jedoch bei Weitem nicht das kommunale Handlungsfeld im Bereich der Wirtschaftsförderung. Die Kommunen übernehmen vielmehr unter Einsatz verschiedener Instrumente ein großes Spektrum an Aufgaben- zugleich sind sie in ihrem Handeln vor allem durch rechtliche Grenzen und knapper finanzieller Ressourcen eingeschränkt. Darüber hinaus stehen die kommunalen Akteure angesichts veränderter Rahmenbedingungen ständig vor neuen Herausforderungen. Die Globalisierung der Märkte sowie der wirtschaftliche Strukturwandel verschärfen zunehmend auch auf kommunaler Ebene den Konkurrenzkampf um Unternehmen und Einwohner und damit den Standortwettbewerb zwischen den Gemeinden. Um sich in Zukunft im Standortwettbewerb behaupten zu können, müssen die Standortgemeinden entsprechende Standortvorteile schaffen. Neben den klassischen harten Standortfaktoren wie kommunale Abgaben, Steuern und Kosten gewinnen hierbei insbesondere die weichen Standortfaktoren an Bedeutung. So haben sich beispielsweise die Anforderungen sowohl an die Wohnqualität als auch an die Güte und Vielfalt der Kultur- und Freizeitangebote erhöht. Es stellt sich folglich die Frage, inwiefern das Handlungsfeld "weiche Standortfaktoren" als kommunale Aufgabe der Wirtschaftsförderung verstanden werden kann. Welche Handlungsmöglichkeiten haben Kommunen, um eine erfolgreichen Entwicklung und Verbesserung weicher Standortfaktoren zu bewirken? Für welche Aspekte besteht besonderer Handlungsbedarf? Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Bedeutung und Gestaltung weicher Standortfaktoren im Rahmen der kommunalen Wirtschaftsförderung. Dabei soll ein Überblick über die einzelnen weichen Faktoren gegeben werden, die infolge ihres Bedeutungszuwachses im Standortwettbewerb die Gemeinden veranlassen, ihre kommunalen Handlungskonzepte neu auszurichten. Ziel dieser Arbeit ist es, neben diesem Überblick aus der Handlungsrelevanz bezüglich weicher Standortfaktoren und den Einflussmöglichkeiten auf weiche Standortfaktoren konkrete Handlungsmaßnahmen für die Kommunen zu erarbeiten, die auf eine grundlegende Verbesserung dieser 'außerökonomischen Faktoren' abzielen. Gang der Untersuchung: Diese Arbeit umfasst sechs Kapitel. Im Anschluss an die Einleitung führt das Kapitel 2 mit der Darstellung der theoretischen Grundlagen der kommunalen Wirtschaftsförderung näher in die Thematik ein. Zunächst wird der Begriff 'kommunale Wirtschaftsförderung' definiert, sodann erfolgt eine nähere Erläuterung des rechtlichen Handlungsrahmens, der kommunalen Akteure und Ziele sowie der instrumentellen Möglichkeiten der Kommunen. Darauf aufbauend widmet sich Kapitel 3 den Ansätzen der kommunalen Wirtschaftsförderung. Dabei wird zunächst das traditionelle Handlungsfeld skizziert. Hieraus lassen sich Defizite ableiten, die ebenso wie die veränderten Rahmenbedingungen auf eine notwendige Neuorientierung der kommunalen Aktivitäten hindeuten. Nachdem diese erläutert sind, werden im zentralen Kapitel 4 schließlich die weichen Standortfaktoren kommunaler Wirtschaftsförderung charakterisiert und analysiert. Zu diesem Zweck erfolgt eine Definition des Begriffs "weicher Standortfaktor" in Abgrenzung zu den harten Standortfaktoren; zudem wird die Beziehung der beiden Typen zueinander diskutiert. Sodann wird anschließend ein detaillierter Überblick über einzelne wichtige weiche Standortfaktoren gegeben. Darüber hinaus wird die Frage nach deren Rolle für die Arbeits- und Wohnortentscheidung von hochqualifizierten Arbeitnehmern erörtert. Im Anschluss daran befasst sich das Kapitel 5 mit den Möglichkeiten der kommunalen Einflussnahme auf die in Teil 4 vorgestellten weichen Standortqualitäten. In diesem Zusammenhang wird geklärt, bei welchen weichen Faktoren ein unmittelbarer Handlungsbedarf seitens der Kommunen besteht, bevor letztlich in einem weiteren Schritt konkrete Maßnahmen und Handlungsempfehlungen abgeleitet werden können. Das letzte Kapitel ist als abschließende Zusammenfassung angelegt.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: AbbildungsverzeichnisIII TabellenverzeichnisIV AbkürzungsverzeichnisV 1.Einleitung1 1.1Gegenstand und Zielsetzung der Diplomarbeit1 1.2Vorgehensweise2 2.Theoretische Grundlagen der kommunalen Wirtschaftsförderung4 2.1Zum Begriff der kommunalen Wirtschaftsförderung4 2.2Rechtlicher Handlungsrahmen6 2.3Akteure und Ziele8 2.4Instrumentelle Mittel11 2.4.1Bauleitplanung13 2.4.2Liegenschaftspolitik14 2.4.3Infrastrukturpolitik15 2.4.4Bau- und ordnungsrechtliche Instrumente16 2.4.5Finanz-, Steuer- und Tarifpolitik16 2.4.6Information, Beratung und Betreuung17 2.4.7Standortwerbung und -marketing18 3.Ansätze der kommunalen Wirtschaftsförderung20 3.1Traditionelle Ansätze der kommunalen Wirtschaftsförderung20 3.1.1Ansiedlungsförderung neuer Unternehmen21 3.1.2Bestandpflege ortsansässiger Unternehmen24 3.2Neue Anforderungen und Handlungsfelder27 4.Weiche Standortfaktoren33 4.1Zum Begriff Standortfaktor33 4.2Die Beziehung zwischen harten und weichen Standortfaktoren38 4.3Weiche unternehmensbezogene Standortfaktoren40 4.3.1Das Verhalten der kommunalen Verwaltung40 4.3.2Das Wirtschaftsklima43 4.3.3Das Image der Kommune44 4.4Weiche personenbezogene Standortfaktoren46 4.4.1Wohnen und Wohnumfeld47 4.4.2Kultur-, Freizeit- und Erholungsangebot49 4.4.3Die Attraktivität der Kommune und der weiteren Region52 4.5Zusammenhang zwischen weichen Standortfaktoren und hochqualifizierten Arbeitskräften53 5.Weiche Standortfaktoren als kommunale Aufgabe57 5.1Möglichkeiten der kommunalen Einflussnahme auf weiche Standortfaktoren58 5.2Kommunale Handlungsrelevanz60 5.3Konkrete Handlungsmaßnahmen62 5.3.1Investive Maßnahmen63 5.3.2Organisatorische Maßnahmen64 5.3.3Marketing-Maßnahmen65 Abschließende Zusammenfassung67 Literaturverzeichnis70 Anhang78Textprobe:Textprobe: Kapitel 4.3.1, Das Verhalten der kommunalen Verwaltung: Beim Verhalten der kommunalen Verwaltung ist die 'Unternehmensfreundlichkeit' das elementare Stichwort. Dabei geht es vor allem um bürokratische Strukturen und um den Umgang mit Unternehmen. Während eine fehlende Flexibilität oder eine zu lange Dauer von Genehmigungsverfahren zur Verschlechterung der Standortqualität führt, rücken Kommunen mit unbürokratischen und schnellen Verfahren positiv ins Blickfeld der Unternehmen rücken. Neben Flexibilität wird aber auch eine entsprechende Kompetenz der Kommunalverwaltung erwartet. Gerade Existenzgründer sind darauf angewiesen, dass ihnen kompetente Bearbeiter bei behördlichen Angelegenheiten und unternehmerischen Belangen zur Verfügung stehen. Fehlende Professionalität in der kommunalen Verwaltung wird aber auch von erfahrenen Managern nicht selten beklagt. Vor allem sind es ökonomische Kompetenzprobleme, bloßes Reagieren statt Agieren und mangelnde Unterstützung, die kritisiert werden. Dementsprechend unzufrieden können die Unternehmen sein, was sich wiederum deutlich auf das Erscheinungsbild einer Kommune auswirken kann. Zum Schlagwort 'Unternehmensfreundlichkeit der kommunalen Verwaltung' gehört zudem eine ausgeprägte Service- bzw. Dienstleistungsorientierung. Hierbei stehen die unternehmerischen Bedürfnisse und Wünsche im Vordergrund. Kennt eine Gemeinde diese, so hat sie die Möglichkeit, ihr Dienstleistungsangebot darauf auszurichten. Prämisse dabei ist, eine hohe Kooperationsbereitschaft und eine gute Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure. Auf diese Weise soll eine hohe Zufriedenheit der Unternehmen mit dem kommunalen Leistungsangebot erreicht werden. Irrtümlicherweise wird das Leistungsangebot einer Kommune in diesem Bereich allerdings in einem zu engen Zusammenhang mit dem harten Standortfaktor 'lokale Abgaben und Steuern' gesehen. Mit dem Service einer Verwaltung ist eher ein unterstützendes Kommunalverhalten gemeint, wovon die Unternehmen durch Behördenunterstützung und 'kurze Wege' profitieren. Ohne Zweifel handelt es sich hierbei um die Qualität der kommunalen Verwaltung und stellt somit eine wichtige weiche Komponente dar. Das Deutsche Institut für Urbanistik untersuchte 1995 neun ausgewählte Städte (Augsburg, Berlin, Ingolstadt, München, Herne, Würzburg, Wolfsburg, Wien und Schweinfurt) hinsichtlich der Bedeutung weicher Standortfaktoren. Dabei wurden Expertengespräche sowohl mit Vertretern aus Kommunen, IHKs, Immobilienfirmen und Forschungsinstituten als auch mit Unternehmen geführt. Diese Fallstudien haben unter anderem aufgezeigt, dass letztlich zwei Sichtweisen bei der Bewertung dieses Faktors aufeinandertreffen: zum einen die Sicht der Kommunalverwaltung, die realistisch mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln bestimmte Ziele verfolgt und dabei die ihr vorgegebenen Grenzen nicht überschreiten darf, zum anderen die Sicht der Unternehmen, deren ökonomische Ziele mit den Vorstellungen der Gemeinde nicht übereinstimmen. Zum Beispiel müssen Kommunen aufgrund der gegenwärtigen Umweltdiskussion über eine 'Verkehrsvermeidung' nachdenken. Derartige Überlegungen sind häufig mit den ökonomischen Interessen der Unternehmen nicht vereinbar. Zudem haben Unternehmen teilweise unrealistische Vorstellungen über den kommunalen Handlungsspielraum beispielsweise im Bereich der Gewerbeflächen und –preise. Infolge solcher Interessenkonflikte besteht hier offensichtlich Handlungsbedarf bei der kommunalen Wirtschaftsförderung. Durch mehr Transparenz kommunaler Entscheidungen könnten Unternehmen das Verhalten der Verwaltung in vielen Situationen besser nachvollziehen. Zudem wurde in den Fallstudien konstatiert, dass 'die Unternehmensfreundlichkeit der Kommunalverwaltung in keiner der untersuchten Städte besonders gut beurteilt' wurde. Während in München die Forscher Defizite vor allem in der fehlenden Flexibilität der Verwaltung und in der Dauer von Genehmigungsverfahren sehen, sind es in Berlin die mangelnde Abstimmung zwischen den Kommunalverwaltungen sowie eine kaum funktionierende Koordination von Maßnahmen und das Fehlen gemeinsamer Ziele in der Stadtpolitik, die von Unternehmen beklagt werden. Letzteres resultiere aus einem Nichtvorhandensein von kollektiven Richtlinien, die als Ausgangsbasis dienen könnten. Zudem setzten die Kommunen ihren Schwerpunkt bei der Akquisition vorzugsweise auf technologieorientierte Unternehmen. Diese Unternehmen fordern aber zunehmend spezielle Qualifikationen der Facharbeiter. Diesen Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern können die Kommunen oft nicht decken. Hinzu kommt, dass bei einer derart gezielten Akquisition vielfach andere notwendige Aktivitäten hinsichtlich der Bestandspflege vernachlässigt werden. Wäre hier nachgebessert worden, hätten die Verwaltungen manche Betriebsverlagerungen oder gar Standortschließungen verhindern können. Es kann folglich die Notwendigkeit einer Verbesserung im Hinblick auf den Faktor 'Verhalten der kommunalen Verwaltung' für die kommunale Wirtschaftsförderung festgestellt werden. Das Wirtschaftsklima: Unter dem Faktor 'Wirtschaftsklima einer Gemeinde' wird neben der Unternehmensfreundlichkeit der Verwaltung auch die Wirtschaftsfreundlichkeit anderer Institutionen subsumiert. Gemeint sind hier insbesondere die Wirtschaftsförderungsgesellschaften, aber auch die unmittelbare Stadtspitze (Oberbürgermeister, Kämmerer u. a.). Auch und ganz besonders von ihnen erwarten die Unternehmen eine kompetente Unterstützung bei wirtschaftlichen Fragen. Entsprechend dem erwünschtem Verhalten der kommunalen Verwaltung sind Schnelligkeit, Professionalität und Qualität entscheidende Indikatoren, die die wirtschaftliche Dynamik beeinflussen. Dies ist deshalb so wichtig, weil den Unternehmen auf diese Weise eine gewisse Planungssicherheit verschafft wird. Das heißt, die Genehmigungsverfahren werden ohne Verzögerungen durchgeführt und weitere behördliche Leistungen ohne Zeitverlust eingehalten. Ist eine zeitgerechte Gestaltung seitens der Kommunen nicht möglich, hat diese weiche Komponente unmittelbare Auswirkungen auf die harten Faktoren: z. B. könnte der dadurch verspätete Produktionsbeginn für ein Unternehmen zusätzliche, unvorhergesehene Kosten mit sich bringen. Bereits zugesagte Liefertermine bei den eigenen Kunden könnten zudem nicht eingehalten werden. Demzufolge sind Antragsbearbeitungen zeitgerecht von den Kommunen vorzunehmen, sodass den Unternehmen eine gewisse Planungssicherheit gewährleistet wird. In der oben benannten empirischen Untersuchung des Difu stellte sich heraus, dass gerade diese Planungssicherheit in vielen der untersuchten Städte nicht gegeben ist. Besonders in Würzburg waren die Unternehmen unzufrieden. Nur in Wien wurde das Wirtschaftsklima von den ansässigen Unternehmen positiv bewertet.