Deutschamerikaner und die Erfindung der Ethnizität
In: Amerika und die Deutschen: Bestandsaufnahme einer 300jährigen Geschichte, S. 149-164
Der Beitrag beschreibt den Versuch deutschamerikanischer Theoretiker in den 40er bis 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts, Assimilationsnormen für die in den USA lebenden Deutschen zu definieren und den Inhalt einer Gruppenidentität mit ausreichend breiter Basis zu formulieren, der alle Personen deutscher Herkunft umfassen und sie gleichzeitig von Nichtdeutschen unterscheiden sollte und dabei innerhalb der amerikanischen Gesellschaft realisierbar war. Die hierzu stattfindende Diskussion verlief in drei Phasen. Anfangs übertönten diejenigen, die für die Erhaltung deutscher Kultur in Amerika plädierten, die Stimmen zugunsten einer anglo-konformen Amerikanisierung. In einer zweiten Phase wurden Modelle eines ethnischen Separatismus diskutiert, aber schließlich zugunsten eines Schmelztiegel-Modells aufgegeben, das eine ethnische Präsenz innerhalb der amerikanischen Gesellschaft und deren kulturelle Bereicherung durch die Deutschen vorsah. In der dritten Phase wurde ein Ideal des kulturellen Pluralismus entwickelt, das allerdings insofern schwer realisierbar erschien, als daß sich die nachfolgenden Generationen rasch amerikanisierten und nicht im Rahmen der "erfundenen" Definitionen deutscher Ethnizität zu halten waren. (BF)