Die Überschreitung zugewiesener Räume: Auch ohne Bildungsaufstieg?
In: Geschlechterverhältnisse im sozialen Wandel : interdisziplinäre Analysen zu Geschlecht und Modernisierung., S. 305-312
Der Beitrag stellt Auszüge einer Forschungsarbeit der Autorin über Bildungsbiographien junger Frauen aus dem Arbeitermilieu im Ruhrgebiet dar. Dabei werden folgende Fragen untersucht: Welche wesentlichen Aspekte ermöglichen oder behindern die Entstehung von Handlungsfähigkeit? Wie gelingt den jungen Frauen ein eigensinniger Umgang mit vorhandenen Normen und Widersprüchen? Mit diesen Fragen wird der Blickwinkel nicht nur auf das Geschlecht, sondern auch auf die soziale Zugehörigkeit gerichtet. Denn Erfahrungs- und auch Handlungsspielräume sind nicht nur durch Geschlechternormen beeinflusst, sondern zugleich auch durch die realen Bedingungen und normativen Vorstellungen des jeweiligen sozialen Feldes der Akteurin. Diese stecken damit auch den Rahmen ab für Vorstellungen über zukünftige Lebensvorstellungen. In dem hier zugrundegelegten Verständnis sind junge Frauen heute Akteurinnen des sozialen Wandels, indem sie in eigensinniger Weise mit real vorhandenen Normen und erlebten Widersprüchen umgehen und dabei Handlungsfähigkeit erlangen. Am Beispiel einer jungen Frau, die im Arbeitermilieu des Ruhrgebiets der 70er bis 90er Jahre aufgewachsen ist, werden die Grenzen, aber auch die Möglichkeiten von Handlungsspielräumen aufgezeigt. Zum einen werden am Beispiel dieser Biographie Begrenzungen aufgrund der geschlechts- und milieuspezifischen Zugehörigkeit sichtbar. Anderseits ist Ilona eine junge Frau, die jenseits des konventionellen Weges eines sozialem Aufstiegs über Bildung zunehmend Handlungsfähigkeit entwickelt und dabei die ihr zugewiesenen sozialen Räume und Vorstellungen verlässt. (ICH).