Beschäftigungspotentiale einer ökologischen Modernisierung der Volkswirtschaft
In: Diplomarbeit
Inhaltsangabe:Einleitung: Arbeit und Umwelt gehören in unserer Gegenwart mit zu den wichtigsten Themen, die unser Handeln und gleichzeitiges Suchen nach zukunftsfähigen Lösungen bestimmen, um das Wirtschaftswachstum zu fördern und gleichzeitig die weitere einseitige Verschwendung des Naturraumes, der natürlichen Ressourcen und somit unserer Lebensgrundlagen verhindern. Die Bedeutung des Schutzes der Umwelt und ihrer natürlichen Regeneration hat hinsichtlich seiner globalen und nachhaltigen Bedeutung zunehmend auch weltweit an Beachtung gewonnen. Dies findet seinen Niederschlag in vielfältigen Absichtserklärungen, Plänen und Maßnahmen. Die Frage dabei ist, was unter Berücksichtigung der politischen, technischen, ökonomischen und sozialen Bedingungen unmittelbar und mittelbar zu tun ist und was zielgerichtet und schrittweise auch realisiert werden kann. Der Anteil der in der Volkswirtschaft für den Umweltschutz Tätigen wird sich dann auch folgerichtig kontinuierlich weiter erhöhen. Das Anliegen dieser Arbeit ist es zu untersuchen, inwieweit und welche Beschäftigungspotentiale bestehen oder neu entstehen, wenn auf der Grundlage des derzeitigen Erkenntnisstandes die Möglichkeiten der Umweltentlastung durch eine ökologische Modernisierung genutzt und ausgeschöpft werden. Es wird zugrundegelegt, dass jede Maßnahme der ökologischen Modernisierung direkt oder indirekt Möglichkeiten der Beschäftigung in sich birgt. Schon die innovative Auseinandersetzung mit der Thematik, das Herausarbeiten der Problemstellung und der Lösungsansätze erwecken und beanspruchen menschliche, geistige und körperliche Aktivitäten. Das setzt sich fort, wenn die Aufgabenstellung vorbereitet, daran gearbeitet und diese dann schließlich umgesetzt wird. Ihren Anteil daran haben nicht nur die Forscher und Erfinder, die eine Innovation auslösen und zum Tragen bringen, sondern begleitend und in der Folge eine Vielzahl von Beschäftigten verschiedener Qualifikation und Wirtschaftsbereiche. Die Vorhaben müssen schließlich geplant, durchgeführt, verwaltet und letztlich stabilisiert und betrieben werden. Der Umweltschutz hat Querschnittscharakter. Nahezu alle wirtschaftlichen Bereiche haben irgendeinen Bezug zum Umweltschutz. Es ist sehr problematisch, die für den Umweltschutz Tätigen durchgehend als solche zu identifizieren, abzugrenzen und in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung einzuordnen. Daraus erklärt sich, dass die Aussagekraft der Statistik dahingehend noch sehr unzureichend ist. Der Umweltschutz hat auch in der Literatur entsprechend den in den letzten Jahrzehnten zugenommenen Erkenntnissen, Einsichten und bedeutenden nachhaltigen Aktivitäten in einer Vielzahl von Beiträgen Berücksichtigung gefunden. Diese Beiträge enthalten eine Fülle von Angaben mit Analysen und vor allem Ermittlungen, wie sie weiträumig und vom Aufwand her nur von einschlägigen Institutionen dargelegt werden können. Damit steht aus den verschiedensten Quellen wohl umfangreiches Zahlenmaterial zur Verfügung, wenn auch mit dem Nachteil, dass dieses häufig nicht oder nur bedingt vergleichbar ist. Auf einige Gründe, worauf dieses zurückzuführen ist, werde ich im Rahmen dieser Arbeit eingehen. Auf diese Zahlen muss ich mich aber stützen; eigene Erhebungen, Ermittlungen bzw. Befragungen sind selbstverständlich schon aus zeitlichen Gründen nicht möglich. Nach der Darlegung der Grundlagen werde ich auf die einzelnen Handlungsfelder der ökologischen Modernisierung eingehen. Schwerpunkt ist dabei der Energiesektor. Die Mobilität, die Abfallwirtschaft, die Entwicklung des ländlichen Raumes sowie die umweltorientierten Dienstleistungen und der ökologischer Tourismus werden als weitere Ausgangsbasen für Innovationen und Beschäftigungseffekte abgehandelt. Im letzten Abschnitt werden die aufgefundenen Beschäftigungszahlen auf ihre Aussagefähigkeit hin kritisch untersucht. Anschließend werden die Beschäftigungspotentiale aus ökologischer Modernisierung in den Handlungsfeldern hinsichtlich ihrer Chancen und Hemmnisse beurteilt. Gesondert ausgewiesen wird der Export von Umweltschutzgütern. Das weite Handlungsfeld der politischen und ökonomischen Einflussnahme und deren Auswirkungen auf die Beschäftigung sind für die Entstehung von Beschäftigungspotentialen von großer Bedeutung. In diesem Zusammenhang werden die Rahmenbedingungen der Ökologisierung des Finanzsystems sowie einige Förderprogramme angeführt. Ein näheres und gründliches Eingehen auf diesen Komplex ist sehr anspruchsvoll und übersteigt die im Rahmen dieser Arbeit gegebenen Möglichkeiten.Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: Einleitung6 I.Grundlagen 1.Der Umweltschutz in der Volkswirtschaft8 2.Umweltschutz und Beschäftigung9 3.Ökologische Modernisierung als wichtiger Strategieansatz unserer Wirtschaftspolitik 11 II.Beschäftigungspotentiale durch ökologische Modernisierung in den Handlungsfeldern 1.Klimaschutz und Energiepolitik 12 1.1Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und rationellen Energienutzung 1.1.1Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung14 1.1.2Einsatz von Erdgas16 1.1.3Gebäudesanierung und energiesparendes Bauen 17 1.1.4Einsatz von energieeffizienten Geräten und Produkten 21 1.2Ausbau der erneuerbaren Energien 22 1.2.1Windenergie22 1.2.2Wasserkraft24 1.2.3Photovoltaik24 1.2.4Solarthermie 26 1.2.5Biomasse 27 1.2.6Geothermie 28 1.3Beschäftigungswirkungen der Nutzung erneuerbarer Energien und einer nachhaltigen Klimaschutzpolitik 29 2.Nachhaltige Mobilität 30 2.1Verkehrspolitische und planerische Leitbilder32 2.2Maßnahmen zur Förderung des umweltverträglichen Verkehrs 32 2.3Auswirkungen einer nachhaltigen Mobilitätspolitik34 2.3.1Nach Umweltbundesamt (UBA)34 2.3.2Nach M. Cames 35 2.3.3Nach Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)36 3.Abfallpolitik 37 4.Entwicklung des ländlichen Raumes39 4.1Neuorientierung ländlich geprägter Räume39 4.2Ökolandbau40 4.3 Vermarktung von Bioprodukten42 4.4Produzierendes und dienstleistendes Gewerbe 42 5.Umweltorientierte Dienstleistungen 44 5.1Energie- und Gebäudemanagement45 5.2Beratungsdienstleistungen 47 5.3Sonstige Dienstleistungen48 5.4Car - Sharing49 6.Ökotourismus 51 IIIBedingungen und Möglichkeiten der Realisierung von Beschäftigungseffekten 1.Zur Ermittlung der Beschäftigungszahlen in der Literatur55 2.Bewertung der untersuchten Handlungsfelder58 3.Beschäftigungspotentiale durch Export von Umweltschutzgütern67 4.Ökonomische Rahmenbedingungen zur Schaffung von Arbeitsplätzen69 4.1Ökologisierung des Finanzsystems69 4.2Beschäftigungswirkungen durch Förderprogramme71 Fazit73 Literaturverzeichnis75Textprobe:Textprobe: Kapitel 4., Entwicklung des ländlichen Raumes: Neuorientierung ländlich geprägter Räume: Die Bevölkerung auf dem Land ist angewiesen auf existenzsichernde Arbeit und einen intakten sozialen Raum. Die Aufgabe, bestehende Arbeitsplätze auf dem Land zu erhalten und neue zu schaffen, muss auch Bereiche wie Vermarktung, Tourismus, Natur und Umweltschutz einbeziehen. Die Bundesregierung widmet diesem Anliegen größte Aufmerksamkeit und hat umfangreiche Projekte und Förderungsmitteln in Höhe von mind. 45,5 Mio. Euro im Zeitraum 2002 - 2005 initiiert, um u.a. durch Schaffung von Modellregionen innovative Entwicklungskonzepte durchzusetzen. Inhaltliche Schwerpunkte sind sowohl die Regional- und Direktvermarktung als auch die Förderung eines sanften und landschaftsbezogenen Tourismus. Die ökologisch - ökonomische Revitalisierung ländlicher Räume ist eine große Chance für die Erschließung neuer Beschäftigungs- und Einkommensfelder. Dabei geht um die Erzeugung nachwachsender Rohstoffe und erneuerbarer Energien und weiterhin um die Rückverlagerung von Verarbeitungs- und Vermarktungsstrukturen auf die landwirtschaftlichen Betriebe und um die Diversifizierung und Kombination ihrer Dienstleistungen, wozu auch der ländliche Tourismus zählt. Im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes (GAK)" sollen innovative Wirtschaftskonzepte für den ländlichen Raum, eine umweltverträgliche Bewirtschaftung, artgerechte Tierhaltung sowie Umwelt- und Naturschutzmaßnahmen schwerpunktmäßig unterstützt werden. Dabei ist die Förderung des ökologischen Landbaus allein nicht ausreichend. Die Umweltbilanz muss auf der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche verbessert werden. Folgende Instrumente sind hier erforderlich: die finanzielle Aufstockung der Agrarumweltprogramme, die Einführung von Abgaben auf den Düngemittel- und Pestizidgebrauch, die Stärkung des Vertragsnaturschutzes und die weitere Konkretisierung des Standards der Guten Fachlichen Praxis im landwirtschaftlichen Fachrecht und im Naturschutzrecht. Von zentraler Bedeutung ist eine Reform des europäischen Prämiensystems, hier müssen Fördergelder in den Bereich der ländlichen Entwicklung umgeschichtet werden. Der ländliche Raum besitzt in seiner Gesamtheit ein beträchtliches, noch weiter entwicklungsfähiges Wirtschaftspotential. Eine nachhaltige positive wirtschaftliche Entwicklung ist jedoch nur dann zu erwarten und auf die Zukunft hin tragfähig, wenn es gelingt, die Motivation der Menschen im ländlichen Raum für Entwicklungsaktivitäten zu verstärken und zu unterstützen. Dazu gehört die Erfahrung, dass wirksame Ansätze und positive Erfahrungen aus erfolgreichen Maßnahmen und Projekten noch nicht hinreichend öffentlichkeitswirksam transportiert werden. Das Erscheinungsbild des ländlichen Raumes ist vielerorts dadurch gekennzeichnet, dass mittels Windkraftanlagen erneuerbare Energie erzeugt wird. Zunehmend geht man aber dazu über, aus Biomasse pflanzlichen und tierischen Ursprungs durch Gärung Methangas zu gewinnen. Es werden Wärme, Kraftstoffe und Strom erzeugt, zurzeit hauptsächlich Wärme. (siehe Abschnitt II 1.2.5) Ökolandbau: Seit Jahrzehnten nimmt die Zahl der Beschäftigten in der Landwirtschaft ab (Verringerung der Anzahl der Betriebe um jährlich 3%). Trotz der etwa gleichbleibenden landwirtschaftlich genutzten Fläche sinkt die Zahl der Arbeitskräfte in der deutschen Landwirtschaft kontinuierlich. Im Jahre 1994 waren dort 740.000 Menschen tätig, im Jahre 2000 nur noch 600.000 (siehe Tabelle 5: Innovative Ansätze zur Schaffung von Arbeitsplätzen im Umweltschutz). Einziger Wachstumsbereich ist der ökologische Landbau. Die Zahl der Ökobetriebe betrug 2002 15.626. Mittlerweile werden 4% der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche im Ökolandbau bewirtschaftet. Ökobetriebe haben einen um 35% höheren Bedarf an Arbeitskräften als konventionelle Höfe. Im Zeitraum 1994 - 2000 ist die Zahl der Beschäftigten von 19.000 auf 30.000 gestiegen. Eine Untersuchung des Verbandes "Bioland" besagt, dass der ökologische Landbau bis zu 60% mehr Arbeitsplätze schaffen kann als der konventionelle Landbau. Die Umstellung auf Biolandbau erzielt positive Beschäftigungseffekte. Die Zahl der Beschäftigten steigt um 50 - 60% sowohl bei den Auszubildenden und Praktikanten, bei Saisonarbeitern als auch bei den Festangestellten. Der größte zusätzliche Arbeitsplatzeffekt wird durch den Ausbau der hofnahen Verarbeitung und intensiverer Vermarktungsformen erreicht. Grundsätzlich bietet der Ökolandbau beste Voraussetzungen für weitere neue Arbeitsplätze. Dazu ist zusätzliches, gut ausgebildetes Personal unabdingbar. Ausgehend vom Erreichen des Agrarwendeziels (10% bebaute Fläche nach ökologischen Kriterien bis 2005, 20% im Jahre 2010) prognostiziert das Öko - Institut zusätzlich brutto etwa 52.000 Arbeitsplätze. Um dieses hochgesteckte Ziel zu erreichen, sollten auf der Nachfrageseite alle Absatzwege für ökologische Produkte gestärkt werden. In anderen Bereichen in diesem Zusammenhang wegfallende Arbeitsplätze (z.B. in der chemischen Industrie, die Dünge- und Pflanzenschutzmittel herstellt) dürften damit mehr als kompensiert werden. Vermarktung von Bioprodukten: Im Lebensmittelhandel haben sich die Naturkostwaren infolge der stärkeren ökologischen Ausrichtung zu einem eigenständigen Marktsegment entwickelt. Die Produkte werden sowohl von den landwirtschaftlichen Betrieben direkt angeboten als auch über die verschiedenen anderen Angebotsformen, vom Naturkostgeschäft bis zum Supermarkt oder Bauernmarkt. Viele Betriebe haben sich hiermit ein zweites Standbein geschaffen. In der Naturkostbranche wurde im Jahre 2001 ein Umsatz von 890 Mio. Euro erwirtschaftet. Man rechnet mit jährlichen Steigerungssätzen von zwischen 5 bis 10 %.Vom Bundesverband Naturkost Naturwaren e.V. (BNN) wurden für das Jahr 2001 wurden folgende neugeschaffene Arbeitsplätze angegeben: 9.000 Beschäftigte im Naturkosteinzelhandel, 1.200 im Großhandel und 23.000 in der Naturkostverarbeitung. Angesichts der geringeren Produktivität in der Naturkostkette und deshalb, weil die Kunden dann andere Produkte weniger kaufen, ist an anderer Stelle ein Rückgang der Beschäftigten zu berücksichtigen. Belastbares Zahlenmaterial liegt nicht vor. Insgesamt gesehen würde der Nettoeffekt gering sein. An anderer Stelle wird für das Jahr 2003 eine Zahl von 40.000 Beschäftigten im Naturkosthandel angegeben.