"Bezahlte Haus- und Pflegearbeit, die von MigrantInnen geleistet wird, findet seit den 1990er Jahren in vielen europäischen Ländern zunehmende Verbreitung. Im Bereich der Altenpflege und -betreuung entwickelten sich besonders prekäre Arbeitsarrangements und migrantisierte Arbeitskräfte füllen jene Lücken, die immer weniger durch unbezahlte Arbeit abgedeckt werden. In Österreich wurde mit der Legalisierung der sogenannten 24-Stunden-Betreuung in Form des Personenbetreuungsgewerbes ein Modell, das sich infolge einer langjährigen informellen bzw. illegalisierten Praxis etabliert hatte, in das öffentliche Pflegesystem integriert und wird sogar mit öffentlichen Mitteln gefördert. In jüngster Zeit wurde diese Form der Beschäftigung in Österreich auch in Zusammenhang mit Menschenhandel diskutiert. So widmete sich eine Arbeitsgruppe im Rahmen der Task Force Menschenhandel dem Thema, und es gab auch eine Forschungsarbeit, die sich mit Menschenhandel und Arbeitsausbeutung im grenznahen Raum zu Ungarn beschäftigte, die auch die 24-Stunden-Betreuung behandelte. Im folgenden Beitrag soll daher die Regulierung und Praxis der 24-Stunden-Betreuung vor dem Hintergrund der rechtlichen Rahmenbedingungen, Politiken und Maßnahmen im Zusammenhang mit Menschenhandel und Arbeitsausbeutung in Österreich aus einer feministischen Perspektive analysiert werden. Dabei wird von der These ausgegangen, dass durch die Internationalisierung und Kriminalisierung von schweren Formen von Menschenhandel und schwerer Arbeitsausbeutung, geringere' Formen von Arbeitsausbeutung und prekäre Arbeitsbedingungen Gefahr laufen aus dem Blick zu geraten bzw. dethematisiert zu werden." (Textauszug, IAB-Doku)
Beschäftigte in der sogenannten 24-Stunden-Betreuung (Personenbetreuung) sind im Vergleich zu Beschäftigten im institutionellen Bereich der Langzeitpflege und Betreuung (stationäre Einrichtungen, mobile Dienste, etc.) von deutlich schlechteren Arbeitsbedingungen und niedriger Entlohnung betroffen. In dem Beitrag wird mit Hilfe eines intersektionalen Ansatzes untersucht, inwiefern die Kategorien Geschlecht, Klasse und Ethnizität in der Ausgestaltung und Legitimierung dieser Beschäftigungsform und der Schlechterstellung der Arbeitskräfte ihren Niederschlag finden. Ausgehend von den Praxen und Identitätskonstruktionen der Beschäftiger_innen und den Bezügen, die sie auf die Strukturkategorien und symbolischen Repräsentationen nehmen, wird dargelegt, wie Arbeitsteilung hergestellt und legitimiert wird. Die Untersuchung stützt sich dabei auf ein intersektionales Mehrebenenmodell, wie es von Gabriele Winker und Nina Degele (2009) entwickelt wurde.
"Der Artikel behandelt die Legalisierung der 24-Stunden-Betreuung in Österreich. Die Ausgangslage, die rechtlichen Veränderungen und die Auswirkungen für die Pflegekräfte werden analysiert. Die Fragestellung betrifft die sozialen Rechte, die den 24-Stunden-PflegerInnen zu- oder aberkannt werden. Gefragt wird, ob die Regulierung der 24-Stunden-Pflege als Fortschritt in dieser Hinsicht zu werten ist. Der Artikel kommt zu einem anderen Schluss: Vielmehr wurde die Rechtslage der gängigen Praxis der 24-Stunden-Pflege angepasst. Die Arbeitsbedingungen bleiben daher für die Pflegekräfte äußerst prekär. Grundlage des Beitrags ist eine Politikfeldanalyse mittels ExpertInneninterviews, qualitativen Interviews, Literatur-, Medien- und Dokumentenanalyse, die im Rahmen der Dissertation 'Der irreguläre Pflegearbeitsmarkt. Zum Transformationsprozess von unbezahlter in bezahlte Arbeit durch die 24-Stunden-Pflege' durchgeführt wurde." (Autorenreferat)
"Neuere sozialgerontologische und soziologische Forschungen legen nahe, dass nicht lediglich personale, sondern auch sozial-räumliche Faktoren für die Lebensqualität älterer Menschen verantwortlich zeichnen. Zusammen machen sie den objektiven Handlungskontext für subjektive Wahrnehmungen und Bewertungen eines Individuums aus, die handlungsrelevant sind. Mit Hilfe von Daten einer im Jahr 2010 durchgeführten Umfrage unter 593 zuhause lebenden älteren Frauen (60+) werden die sozial-räumlichen Aspekte als Erklärungsvariablen für die subjektive Lebensqualität untersucht. Die Analyse erweist: Die subjektive Lebensqualität älterer Frauen hängt in hohem Maße von der wahrgenommenen Sicherheit, sozialen Eingebundenheit und vom Gesundheitsstatus ab. Während Lebensqualität überwiegend durch sozial-räumliche Aspekte der Gemeinde/ Nachbarschaft erklärt werden kann, ist Unsicherheit von der Gemeindegröße und dem Ausmaß sozialer Aktivitäten/ Partizipation abhängig sowie zusätzlich bei vulnerablen Älteren mit niedriger Bildung und Gesundheit verbreiteter." (Autorenreferat)