Aus der Einleitung: Am Beispiel des größten und medienwirksamsten Events der letzten Jahrzehnte in Deutschland - der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 - wird untersucht, welche Dynamisierung von städtischen Kontroll- und Sicherheitspolitiken sowie -praktiken im Kontext des Events auftreten. Dabei sollen Aussagen über die diskursiven Herstellungsweisen von Sicherheit bzw. Unsicherheit im Rahmen von Großereignissen generiert und die möglichen Auswirkungen von eventinduzierten Sicherheitsdiskursen auf städtische Raumstrukturen dargestellt werden. Darüber hinaus sollen auch Aussagen zu den Legitimierungsstrategien von Sicherheitsvorkehrungen ermöglicht werden, die im Kontext von Großveranstaltungen bisher nicht systematisch untersucht wurden. Dies wird für den Veranstaltungsort Hamburg exemplarisch durchgeführt. Zunächst werden dessen spezifische Ordnungs- und Sicherheitsdiskurse im Zusammenhang mit dem Stadtentwicklungsansatz "Leitbild Hamburg - Wachsende Stadt" betrachtet, um anschließend mögliche Festivalisierungseffekte im Zuge der WM darstellen zu können. Bei der Bearbeitung dieser Zielstellung werden verschiedene wissenschaftstheoretische Perspektiven unterschiedlicher disziplinärer Traditionen berücksichtigt: Erstens werden diskursanalytische Ansätze der Stadtgeographie und der sozialwissenschaftlichen Stadtforschung aufgegriffen, die die diskursive Verknüpfung neoliberaler Politiken mit Kontroll- und Sicherheitspolitiken in den Blick nehmen lassen. Zweitens werden kriminologische Ansätze berücksichtigt, insbesondere in Anlehnung an Deleuze (1993), die eine kontrollgesellschaftliche Perspektive einnehmen lassen.
Ausgehend von der These, dass Großevents zu einer Verstärkung von Sicherheits- und Kontrollpolitiken beitragen, befasst sich die vorliegende Untersuchung mit der Analyse solcher Dynamisierungseffekte am Beispiel der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Hamburg. Hierfür werden mehrere konzeptionelle Forschungsstränge miteinander verknüpft: Stadtentwicklung und Großevents (von Häußermann & Siebel 1993 unter dem Begriff "Festivalisierung von Stadtpolitik" konzeptionell zusammengeführt) sowie das Forschungsfeld zu städtischer (Un-)Sicherheit. Die Arbeit ist im Bereich der kritischen Stadtforschung zu verorten. Als theoretische Basis dienen die Konzepte von Disziplinar- und Kontrollgesellschaften, die sich auf Foucault (1975) bzw. Deleuze (1993) beziehen. Diese lenken den Blick auf gesellschaftlichen Entwicklungen und steigende Überwachung z.B. durch Videokameras, einer Verdrängung von so genannten Randgruppen aus Stadträumen und Effekte der (Selbst-)reglementierung von Verhalten. Zentrales Erkenntnisinteresse der Studie ist die Identifizierung und Analyse von Festivalisierungsdynamiken im Hinblick auf Kontroll- und Sicherheitspolitiken. Methodisch folgt die Untersuchung einem qualitativen Forschungsansatz, in dem ergänzend auch quantitative Analyseverfahren Verwendung finden. Der empirische Ansatz nähert sich den Forschungsfragen aus drei verschiedenen Blickwinkeln: Erstens, leitfadengestützte Experteninterviews mit lokalen Akteuren, die im Kontext ihrer jeweiligen Tätigkeit mit der WM 2006 in Hamburg befasst waren, zweitens, einer Analyse der lokalen Presseberichterstattung zu Sicherheitsaspekten im Kontext des Events und drittens, einer Dokumentenanalyse einschlägiger Publikationen staatlicher Organe zu WM-Sicherheitsthemen. Insgesamt zeigen die empirischen Ergebnisse nicht nur klar erkennbare Dynamisierungseffekte für Sicherheits- und Kontrollpolitiken im Zuge der WM 2006, sondern identifizieren auch die Produktion von Kontrollräumen als eine wichtige Strategie bei der Herstellung von Sicherheit. ; Do big events have an influence on control and security politics by using the particular dynamics within the preparation of these events? This present study searches for answers to this question by analysing whether and to what extent the WC 2006 was used for legitimating security politics. The theoretical background is based upon the ideas of disciplinary society (Foucault 1975) and control society (Deleuze 1993). This draws the attention to an increase of urban surveillance and its effects on self regulation behaviour as well as the exclusion of marginalized groups of inner cities. The study integrates interdisciplinary perspectives of urban development, big events and urban security. The own approach is built on two areas of urban research: First, it based on the idea of event driven urban policies, which refers to the work of the urban researchers Häußermann und Siebel (1993). They identified the implementation of big events as an important measure to speed up city development policies and labelled this neoliberal policy type as "the policy of the big events". Until now, research in this field focuses mainly on economic, infrastructural and image factors but not on its effects of urban security policies. Second, the own approach considers the intensive research in the field of urban security and control in general, especially triggered by urban politics which were heavily influenced by the broken windows paradigm not only in the USA but also in Europe. The main research question focuses on event driven security policies in the context of the WC 2006, their main actors, the legitimating processes and strategies within these policies and spatial effects on different levels. Regarding the methodology, the study follows a qualitative approach by using methods like expert interviews and qualitative content analysis of press articles and documents, supplemented by frequency-based quantitative analysis. The doctoral thesis discusses the discursive production of risks and security demands. Further, it identifies legitimating strategies and processes of security politics. In sum, the empirical results elucidate event driven effects on security politics and they identify the construction of areas under control as one important strategy for security production.
Der anthropogene Klimawandel verursacht weltweit deutliche Veränderungen von Ökosystemen und beeinflusst die menschlichen Lebensverhältnisse. Die damit verbundenen gesellschaftlichen Herausforderungen umfassen zum einen erhebliche Klimaschutzanstrengungen, zum anderen auch die notwendige Anpassung an den Klimawandel. Insgesamt gilt es, die Gesellschaft in Richtung Nachhaltigkeit zu transformieren. Ein überaus komplexer Prozesse, der nur unter breiter Beteiligung vieler gesellschaftlicher Akteure gelingen kann. Dafür reichen die bestehenden Strukturen und etablierten Verfahren nicht aus: Erforderlich sind vielmehr innovative Partizipationsverfahren, die staatliche und gesellschaftliche Akteure zusammenbringen.Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes haben verschiedene Beteiligungsverfahren auf deren Potenziale und Defizite hin untersucht und ausgewertet. Ihr Fokus lag dabei auf regionalspezifischen Erfahrungen. Auf Basis ihrer Forschungsergebnisse geben sie Empfehlungen für eine erfolgreiche Gestaltung und Durchführung von Partizipationsverfahren.
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Publiziert als Diskussionsbeiträge der Scientists for Future 5 (43 pp). Die Erstveröffentlichung (nur in Deutsch) erfolgte am 16. Dez. 2020, diese geringfügige Revision 1.1 (Deutsch und Englisch) am 16. Jan. 2021. GERMAN SUMMARY (English Summary further below): Die Zeit drängt. Ohne schnell wirksame Gegenmaßnahmen werden Erderhitzung und Biodiversitätsverlust Ausmaße annehmen, welche die Lebensweise von Menschen nicht abschätzbaren Risiken aussetzen. Obwohl die Herausforderungen weiten Teilen der Bevölkerung bewusst sind, werden dringend nötige Entscheidungen aufgeschoben oder nur teilweise umgesetzt. Eine Ursache hierfür sind fehlende Foren, in denen sich Bürger:innen mit Expert:innen austauschen und gemeinsam mögliche Szenarien und Lösungen erörtern können. Scientists for Future empfiehlt deshalb, mit geeigneten Formen von Bürger:innenversammlungen eine breite und demokratisch partizipative Beteiligung an Zukunftsgestaltung und -sicherung zu ermöglichen. Diese sollten auch unabhängig von einem Auftrag von Regierung oder Parlament initiiert werden. Wir rufen daher zu einem Gründungstreffen auf, um Planung und Durchführung einer Bürger:innenversammlung zum Thema Klima im Jahr 2021 zu ermöglichen. Eine sorgfältige Planung ist nötig, damit die Durchführung neutral und offen geschieht. Hierfür werden einige zentrale Kriterien beschrieben. ENGLISH SUMMArY: Time is pressing. Without quick and effective countermeasures, global warming and loss of biodiversity will assume proportions that expose people's way of life to incalculable risks. Although large parts of the population are aware of the challenges, urgently needed decisions are postponed or only partially implemented. One reason for this is the lack of forums where citizens can discuss possible scenarios and solutions with experts. Therefore, Scientists for Future recommends enabling a broad and democratic participatory involvement in shaping and securing the future by appropriate forms of citizens' assemblies. These should also be initiated independently of a ...
Die Zeit drängt. Ohne schnell wirksame Gegenmaßnahmen werden Erderhitzung und Biodiversitätsverlust Ausmaße annehmen, welche die Lebensweise von Menschen nicht abschätzbaren Risiken aussetzen. Obwohl die Herausforderungen weiten Teilen der Bevölkerung bewusst sind, werden dringend nötige Entscheidungen aufgeschoben oder nur teilweise umgesetzt. Eine Ursache hierfür sind fehlende Foren, in denen sich Bürger:innen mit Expert:innen austauschen und gemeinsam mögliche Szenarien und Lösungen erörtern können. Scientists for Future empfiehlt deshalb, mit geeigneten Formen von Bürger:innenversammlungen eine breite und demokratisch partizipative Beteiligung an Zukunftsgestaltung und -sicherung zu ermöglichen. Diese sollten auch unabhängig von einem Auftrag von Regierung oder Parlament initiiert werden. Wir rufen daher zu einem Gründungstreffen auf, um Planung und Durchführung einer Bürger:innenversammlung zum Thema Klima im Jahr 2021 zu ermöglichen. Eine sorgfältige Planung ist nötig, damit die Durchführung neutral und offen geschieht. Hierfür werden einige zentrale Kriterien ...
Publiziert als Diskussionsbeiträge der Scientists for Future 4: 1–13. Diese Erstveröffentlichung (nur in Deutsch) erfolgte am 16. Dez. 2020. Eine geringfügige Revision 1.1 (mit englischer Übersetzung) wurde am 16. Jan. 2021 unter doi:10.5281/zenodo.4417265 publiziert. Die Zeit drängt. Ohne schnell wirksame Gegenmaßnahmen werden Erderhitzung und Biodiversitätsverlust Ausmaße annehmen, welche die Lebensweise von Menschen nicht abschätzbaren Risiken aussetzen. Obwohl die Herausforderungen weiten Teilen der Bevölkerung bewusst sind, werden dringend nötige Entscheidungen aufgeschoben oder nur teilweise umgesetzt. Eine Ursache hierfür sind fehlende Foren, in denen sich Bürger:innen mit Expert:innen austauschen und gemeinsam mögliche Szenarien und Lösungen erörtern können. Scientists for Future empfiehlt deshalb, mit geeigneten Formen von Bürger:innenversammlungen eine breite und demokratisch partizipative Beteiligung an Zukunftsgestaltung und -sicherung zu ermöglichen. Diese sollten auch unabhängig von einem Auftrag von Regierung oder Parlament initiiert werden. Wir rufen daher zu einem Gründungstreffen auf, um Planung und Durchführung einer Bürger:innenversammlung zum Thema Klima im Jahr 2021 zu ermöglichen. Eine sorgfältige Planung ist nötig, damit die Durchführung neutral und offen geschieht. Hierfür werden einige zentrale Kriterien beschrieben. ; Volume 4 of "Diskussionsbeiträge der Scientists for Future". This publication contains only German text; the update 1.1 (2021) is available both in German and English translation.