Die Studie zur Hansestadt Lübeck ist ein Teilprojekt des Forschungsverbundes ´Wirtschaftliche Wechsellagen im hansischen Wirtschaftsraum 1300-1800´ (vgl. hierzu: ZA8187).
Die Studie zur Hansestadt Lübeck umfasst insgesamt 30 Zeitreihen aus dem Zeitraum zwischen 1284 und 1811, wobei die Mehrheit der Reihen den Zeitraum zwischen 1424 und 1609 abdeckt. Ihrer Funktion nach handelt es sich ausschließlich um Zeitreihen aus dem Sektor 3: Handel und Dienstleistung.
Zeitreihen in der Online-Datenbank HISTAT: - Anzahl Rechtsgeschäfte betr. Käufe / Verkäufe von Häusern, Grundstücken und Hausanteilen (1284-1700) - Anzahl Rechtsgeschäfte betr. Verluste wegen Zahlungsunfähigkeit an Häusern, Grundstücken und Hausanteilen (1320-1700) - Lübeck: Einnahmen der Kämmerei und der Stadtkasse aus dem Schoss in Mark lübisch (1424-1811) - Einnahmen aus der Lastadie (musste beim Stapellauf pro Schiffslast gezahlt werde, 1560-1590 2 s. pro Last) (1424-1609) - Einnahmen vom Seezoll an der Holstenbrücke (1424-1609) - Einnahmen aus dem Grabenzoll Holstenbrücke (1424-1527) - Einnahme aus dem Zoll nach Oldesloe am Bauhof (1558-1609) - Einnahmen der Kämmerei aus dem Stecknitzzoll (Grabenzoll am Bauhof / Lauenburger Zoll) (1424-1609) - Einnahmen aus dem Salzzoll (aus dem Transport Lüneburger Salzes auf dem Stecknitzkanal) (1525-1609) - Von den Bierherren an die Kämmerei abgelieferten Einnahmen aus dem Verkauf Hamburger Biers (1514-1609) - Aus der Akzise an die Kämmerei abgelieferte Einnahmen (1514-1609) - Gesamteinnahmen der Hansestadt Lübeck (1424-1609) - Gesamtausgaben der Hansestadt Lübeck (1424-1608) - Einnahmen aus dem Zoll am Burgtor (1424-1609) - Einnahmen aus dem gemeinen Zoll an der Holstenbrücke (1504-1609) - Einnahmen aus dem Holzzoll an der Holstenbrücke (1528-1609) - Einnahmen aus dem Zoll am Mühlentor (1483-1609) - Einnahmen aus dem Zoll zu Mölln (1424-1609) - Einnahmen aus dem Bürgergeld (1424-1609) - Einnahmen aus dem Ervebok ("Grundbuch") (1424-1497) - Einnahmen aus der Mattkiste, Molte (1522-1609) - Einnahmen der Weinherren (1424-1609) - Einnahmen aus dem Zehntenpfennig (1424-1609) - Ausgaben der Bauherren / Bauhof (1424-1609) - Von der Stadt aufgenommene Renten (1424-1609) - Ausgaben für Reisen "binnen landes" (1424-1609) - Ausgabe für Reisen "buten landes" (1424-1609) - Einnahmen aus "alter Schuld" (1501-1609) - Ausgaben für die "statwere" (Stadtbefestigung) (1481-1558) - Einnahme vom Hopfenzoll an der Holstenbrücke (1528-1627) - Silbergehalt der Mark lübisch (1423-1800)
Der Hansische Wirtschaftsraum ist definiert als der Raum zwischen England und Flandern im Westen und Westrußland im Osten, zwischen den skandinavischen Ländern im Norden und dem mitteldeutschen Raum im Süden, in dem das Gros der Hansekaufleute wirtschaftliche Interessen verfolgte.
´Das Forschungsprojekt ´Wirtschaftliche Wechsellagen im hansischen Wirtschaftsraum 1300-1800´ wurde von der Volkswagen-Stiftung im Rahmen ihres Förderungsschwerpunktes ´Forschungen zur frühneuzeitlichen Geschichte: Das Alte Reich im europäischen Kontext´ gefördert. Es handelt sich um ein internationales Verbundprojekt mit Zentrum an der ´Forschungsstelle für Geschichte der Hanse und des Ostseeraums´ am Amt für Kultur der Hansestadt Lübeck. 35 WissenschaftlerInnen aus zehn europäischen Ländern und aus Kanada sind an diesem Forschungsprojekt beteiligt. (…)
Als wirtschaftliche Wechsellagen bezeichnet man die langfristigen Schwankungen ökonomischer Variablen wie z.B. die Bevölkerungsgröße, den Ertrag der Landwirtschaft und das Preisniveau, wodurch es zu einer Strukturveränderung der Wirtschaft kam. Im vorindustriellen Zeitalter entstanden Auf- und Abschwünge durch das sich beständig verändernde Verhältnis von Produktion (vor allem im Agrarsektor) und Bevölkerungsentwicklung. (…)
Ziele des Projekts: Das Projekt will für den hansischen Wirtschaftsraum die intertemporalen Bezüge seiner wirtschaftlichen Struktur und ihre Veränderungen in ihren regionalen und 'internationalen' Bezügen anhand historisch-ökonomischer Zeitreihen verfolgen.
I. Die Erfassung ökonomisch historischer Zeitreihen aus dem hansischen Wirtschaftsraum aus dem Zeitraum zwischen 1300 und 1800 (…), die ausführliche Kommentierung der Originaldaten sowie die Gold- und Silberäquivalente der relevanten Rechengeldsysteme zur Umrechnung der Nominaldaten.
II. Statistische Analysen der Zeitreihen im Hinblick auf Konjunktur und Wechsellagen. Ökonomisch-historische Zeitreihen werden als sichtbare Indikatoren wirtschaftlicher Prozesse gesehen, die einer Analyse unterzogen werden. Erkenntnisziel ist die Zusammensetzung vorindustrieller Zeitreihen und die Klärung der Fragen, ob periodische Zyklen festgestellt werden können und ob diese Perioden - nach Raum und Zeit und Datenart verglichen - gleich- oder gegenläufig waren. (…)
III. Interpretationen dieser Zeitreihen unter ausgewählten historischen Fragestellungen. Mit Hilfe der Verlaufsformen der Zeitreihen soll vor allem ermittelt werden, welche Zeiträume gleicher und welche Zeiträume unterschiedlicher langfristiger konjunktureller Entwicklung es (bezogen auf vergleichbare Zeitreihen) im hansischen Wirtschaftsraum gab und in welchen Regionen diese gleich- und andersartigen Verläufe vorkamen.
IV. Vergleich der erzielten Ergebnisse mit vorliegenden Agrarpreisreihen, um den Zusammenhang zwischen der agrarischen Produktion als der zentralen wachstumsbestimmenden Größe der vorindustriellen Zeit und den Produktionskurven gewerblicher Güter und den Handels- und Investionsgüterkonjunkturen festzustellen.
Zentrale Regionen: Bis zum März 1997 sind rund 400 Zeitreihen erfaßt worden. In räumlicher Hinsicht bildeten sich drei zentrale Regionen heraus, die a) durch eine relativ dichte Überlieferung von Zeitreihen aus den anderen Regionen des Untersuchungsraumes hervorragen und b) sich aufgrund ihrer wirtschaftlichen Struktur voneinander unterschieden: 1. der niederländisch-englische Raum, gekennzeichnet durch eine dichte Gewerbelandschaft, die auf den Export von Tuchen, anderen Geweben sowie Metallfabrikaten ausgerichtet war; 2. der Bereich der wendischen Hansestädte (Hamburg, Lübeck, Lüneburg, Wismar, Rostock, Stralsund, Greifswald; einbezogen wird hier auch Stade), der primär vom Zwischenhandel geprägt war und nur wenig eigene Exportproduktion aufwies; 3. der preußisch/polnisch-livländische Raum, gekennzeichnet durch den Export von land- und waldwirtschaftlichen Rohstoffen und Halbfertigfabrikaten, die vor allem in die Zentren des Westens, nach beiden Niederlanden und nach England gingen.
Funktionen: Nach ihrer Funktion werden die Zeitreihen in die vier folgenden Kategorien gegliedert: - landwirtschaftliche Produktion und Bergbau (Sektor 1), - gewerbliche Produktion (Sektor 2), - Handel und Dienstleistung (Sektor 3) - und in Preisreihen. Pro Kategorie sind folgende Zeitreihen erhoben worden. Sektor 1: 50 Zeitreihen (Salz-, Silber-, Kupfer- und Bleiproduktion, Roherzförderung, Erträge der Bergwerke, Belegschaftszahlen; zeitlicher Schwerpunkt: spätes 16. Jahrhundert bis 1800) Sektor 2: 20 Zeitreihen (Tuch-, Bier-, Essig- und Münzproduktion) Sektor 3: 300 Zeitreihen (landesherrliche und städtische Zolleinnahmen unterschiedlicher Differenzierung, städtische Steuern auf den Verkauf unterschiedlicher Güter, Akziseeinnahmen unterschiedlicher Differenzierung, Wareneinfuhr und -ausfuhr, Warenumsätze, Schiffsfrequenzen, Geleitsgebühren, städtische Immobilien- und Rentenmärkte, Löhne u.v.a.m.). Preisreihen: 70 Zeitreihen (Tuche, Mieten, Lebensmittel wie Getreide, Butter, Ochsen, Heringe u.a.m., andere Verbrauchsgüter wie Feuerholz und Talg)."
Gekürzter Auszug aus: Hammel-Kiesow, Rolf (1997): Wirtschaftliche Wechsellagen im hansischen Wirtschaftsraum 1300-1800. Ein internationales Projekt an der Forschungsstelle für Geschichte der Hanse und des Ostseeraumes der Hansestadt Lübeck. Arbeitsgemeinschaft außeruniversitärer historischer Forschungseinrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland e.V., http://www.ahf-muenchen.de/Forschungsberichte/Berichte/HammelKiesow.shtml.