Juvenile Law and the Age of Criminal Adulthood in Japan
Die Frage, ob die Strafmündigkeit, d.h. der Zeitpunkt, ab dem jugendlicheTäter wie Erwachsene behandelt werden, auf 18 Jahre herabgesetzt werdensoll, wird in Japan intensiv debattiert und beschäftigt aktuell die Gesetzgebungskommissiondes japanischen Justizministeriums. Die heutige, iminternationalen Vergleich hohe Altersgrenze von 20 Jahren im Jugendschutzgesetzvon 1948 steht in der Tradition der seinerzeit weithin verbreitetenPolitik von Erziehungs- und Resozialisierungsmaßnahmen anstelle einerstrengen Bestrafung junger Täter. Die heutige Diskussion ist vor dem Hintergrundder anhaltenden Sorge der Öffentlichkeit vor einer hohen Jugendkriminalitätzu sehen, obgleich diese in Wirklichkeit im letzten Jahrzehnterheblich zurückgegangen ist. Ferner spielt eine große Rolle, dass zum einendas aktive Wahlrecht im Jahr 2015 auf die Vollendung des 18. Lebensjahresherabgesetzt wurde und zum anderen eine Änderung des Eintritts derVolljährigkeit im japanischen Zivilgesetz auf ebenfalls 18 Jahre in Kürzeerwartet wird. Auch die Kritiker einer Absenkung der Strafmündigkeit gehendavon aus, dass diese im Zuge dieser allgemeinen Entwicklung unvermeidlichsein wird.Der Beitrag gibt einen Überblick über die aktuelle Praxis des Jugendstrafrechtsin Japan und schildert den öffentlichen Druck, von schützendenMaßnahmen Abstand zu nehmen. Er beleuchtet dabei die bereits umgesetztenReformen des Jugendschutzgesetzes, die allerdings die Praxis des Jugendrechtsnoch nicht stark verändert haben, auch wenn den Opfern jugendlicherTäter und deren Familien nunmehr qualifizierte Rechte eingeräumt werden.Es folgt eine Erörterung der zentralen Argumente für und gegen die Herabsetzung der Strafmündigkeit, wie sie unter anderem in einer umfassendenStudie des Justizministeriums aus dem Jahr 2016 zusammengestellt sind.Ferner werden die vorgeschlagenen neuen Formen der Bestrafung für 18-und 19-jährige Täter bewertet, welche nach wie vor eine korrigierende Erziehungund Schutz statt Bestrafung vorsehen und damit den Rehabilitationscharakterdes Jugendgesetzes erhalten. Die vom Untersuchungsausschussdes Justizministeriums vorgeschlagenen Alternativen sind von demGedanken geprägt, eine Inhaftierung nicht mehr mit Zwangsarbeit zu verbinden,um Gefangenen jeden Alters ausreichend Zeit für wirkungsvolleRehabilitierung zu geben, die individuell nach den jeweiligen Bedürfnissenzugeschnitten werden soll. Dieser Ansatz bildet den Referenzrahmen für dieGesetzgebungskommission. Eine Änderung der Strafmündigkeit sowie dieNeudefinierung der Folgen einer Inhaftierung würden für das Jugendstrafrechtin Japan eine große Wende bedeuten und die bei weitem die größteReform des Strafgesetzes seit dessen Inkrafttreten im Jahr 1907 darstellen. ; The question whether the age of criminal adulthood – when offenders are treatedas adults – should be lowered to 18 is before the Ministry of Justice LegislativeCouncil and is more widely debated in Japan. The present age of 20, highby international comparisons, in the Juvenile Act 1948 reflects policies of welfareand educative rehabilitation towards juvenile delinquency, broadly supportedat the time of that law, rather than a strict criminal justice and punishmentapproach. Discussion occurs against a background of continuing concernabout the prevalence of juvenile crime, though in reality there has been anenormous drop over the last decade, reduction in 2015 of the voting age to 18and the change of the age of adulthood to 18 in the Civil Code, anticipated veryshortly. Even amongst opponents of reducing the age of criminal adulthoodthere is an expectancy it will happen.This article describes the current system of juvenile justice in Japan; recountspressure of this century to move away from the protective methods itemploys; sets out amendments to the Juvenile Act that resulted, but which, inpractice, have not fundamentally altered the administration of juvenile law,though qualified rights have been given to victims and their families; gives anaccount of arguments, referring to a Ministry of Justice study, produced at theend of 2016, and other sources, for and against reducing the age of criminaladulthood; assesses the consequences of lowering the age to 18; and considersnew forms of adult sentences for 18- and 19-year olds that have been suggested,containing corrective education and protection, rather than punishment,preserving much the rehabilitative spirit behind the Juvenile Act. Connected tothese alternatives, put forward by the Ministry of Justice study group and formingpart of the terms of reference for the Legislative Council, is the idea thatsentence of imprisonment should no longer include forced labour, so as toallow prisoners of whatever age sufficient time to receive effective rehabilitation,assessed according to their individual needs. Alteration of the age ofcriminal adulthood would amount to a significant change in Japanese criminaljustice. Redefining imprisonment, as a consequence, would be a watershed, byfar the most major amendment of the Penal Code since its introduction in 1907.