Buch, Brot und Denkmal - "Ethnic Memory" bei jugendlichen Migrantinnen der 2. Generation
In: Migration, Biographie und Geschlechterverhältnisse, S. 38-64
Der Beitrag reflektiert die Mechanismen, die reflexive Subjektivität sowohl als Eigenpositionierung als auch als Fremdzuschreibung noch einmal in einem Prozess biographischer Evaluation miteinander verbinden. Dieser Prozess wird bei jugendlichen Migrantinnen der 2. Generation näher untersucht. Die Autorin diskutiert das Zusammenspiel zwischen ethnischer Erinnerung und Identitätsarbeit unter multikulturellen Bedingungen. Dies geschieht in drei Stufen: In der ersten Stufe erfolgt die Wiederbegegnung mit dem "katastrophalen Akt" der örtlichen Veränderung, d.h. dem plötzlichen Bruch mit einer zur Gewohnheit gewordenen Lebenssituation. Danach findet eine Art Dekonstruktion statt, die mit Konflikten und angespannten Beziehungen zwischen den Generationen verbunden ist. Während dieses Stadiums untersucht das Individuum, wie die Metaphern, Bilder und kulturellen Bestandteile, die in der ethnischen Erinnerung aufgehoben werden, sich in Bezug auf das richtige Leben verhalten - im Hier und Jetzt. Die dritte Stufe umschließt so etwas wie eine Aussöhnung: Kontinuität und Wandel nebeneinander, entstanden durch eine Rekonstruktion. Am Beispiel von drei junge Frauen bzw. Mitgliedern ethnischer Minderheiten (Assyrerin, Armenierin, Ex-Jugoslawin/Serbin) wird gezeigt, wie die Prozesse der "Minorisierung" und Marginalisierung zu zahlreichen Spannungen und Konflikten führen und wie die jungen Frauen die Aufgabe lösen, die einzelnen Fragmente eines aufgesplitterten Lebens miteinander zu versöhnen. (ICA2)