Versöhnung, Aussöhnung, Normalisierung - Perspektiven der Entspannungspolitik in den 1960er- und 1970er-Jahren aus deutscher und polnischer Sicht
In: Versöhnung und Politik: polnisch-deutsche Versöhnungsinitiativen der 1960er-Jahre und die Entspannungspolitik, S. 245-268
Mit Blick auf den politischen Wandel in der Bundesrepublik seit Ende der 1960er Jahre zeichnet der Verfasser das Bild einer deutschen Außenpolitik, die von zwei grundlegenden Dimensionen geprägt war: dem Bestreben, der Politik mit einer auf die historische Schuld Deutschlands und das Existenzrecht Polens bezogenen Moral in Übereinstimmung zu bringen, und dem Versuch, die daraus entwickelte Neue Ostpolitik auf das problematische Verhältnis von Moskau und Warschau einzustimmen. Vielen damaligen Politikern war klar, dass eine grundlegende Verbesserung des Verhältnisses zu Polen nur gelingen würde, wenn die Grenzfrage geregelt und die aus der NS-Geschichte herrührende Haftungsverpflichtung gegenüber Polen anerkannt würden. Der Verfasser zeigt, wie sehr die Verhältnisse innerhalb des Ostblocks durch die von Bonn bereits mit der Großen Koalition begonnene Entspannungspolitik in Bewegung gebracht wurden, so dass nach anfänglicher Verschärfung der Beziehungen zwischen Warschau und Bonn sich doch ab 1968 in Warschau eine beachtliche Bereitschaft entwickelte, als eigenständiges Entscheidungszentrum aufzutreten und zu handeln. (ICE2)