Der Spontaneismus in der Studentenbewegung weist Spezifica auf, die auf die soziale Rolle der Intelligenz verweisen. Spontanes Bewußtsein ist hier nicht, wie in der Arbeiterbewegung, gewerkschaftliches Bewußtsein, was sich auch in der Abwehr vieler Studenten gegenüber einer Politik der gewerkschaftlichen Orientierung äußert. Die Untersuchung spontaneistischen Bewußtseins führt den Autor zu dem Schluß, daß es keine zusammenhängende spontaneistische Theorie gibt, daß andererseits diese Ideologie sich naturwüchsig unter den gegebenen Bedingungen ständig reproduzieren muß. (BG)
Die frühen 1970er Jahre werden heute gemeinhin über ihre bildstarken Züge erinnert, also über die kulturrevolutionären Nachbeben der Jugendrevolte, die unter der Chiffre "68" mythisiert worden ist und das äußere Erscheinungsbild der Epoche prägte, die Alltagsmoral zutiefst umwandelte und die Ästhetik der Lebenswelt auffallend veränderte. Diesen lauten Manifestationen stand aber eine ebenso zukunftsbezogene, jedoch ganz anders geartete Denkweise in den politischen und administrativen Institutionen gegenüber, die zwar leiser, aber nicht weniger wirkungsmächtig war, und welche heute weitgehend vergessen ist. Gemeint ist jene Fortschritts-, Planungs- und Prognoseneuphorie, die, selbst ein Erbe der 1960er Jahre, den Menschen heute fremd und fast schon unverständlich geworden ist und welche zu dieser Zeit durch den Beginn der Umweltbewegung gerade ins Kippen kam. In schroffem Gegensatz zum Spontaneismus der Revolte bestimmten nämlich damals hochformalisierte Planungs- und Prognosekalküle das konzeptionelle Denken weiter Kreise der manageriellen und polittechnokratischen Eliten, und zwar nicht nur, was sich mehr oder weniger von selbst versteht, in den Planungsbehörden des ehemaligen Ostblocks, sondern auch in den Stäben und außeruniversitären Beratungsinstituten der liberalkapitalistischen Metropolen des Westens, wie im vorliegenden Beitrag näher gezeigt wird. (ICI2)
Intro -- Inhalt -- CHRISTINE BLÄTTLER / RALF KÖHNE /ANGELIKA MESSNER: Theoretische Neugierde -- RALF KONERSMANN: Keinen Grund haben -- TIANJUE LI: Der Mensch in der Mitte der Welt -- 1. Blumenberg bei Mühlau, eine Geschichte der Synergie -- 2. Philosophische Einblicke in die Literatur -- 3. Blumenbergs Vortrag Der Mensch in der Mitte der Welt (1953), ein Prototyp -- Ein Exkurs zu den Verfahren: Funktionale Anekdote -- 4. Der Titel, eine wahre Kleinigkeit? -- RÜDIGER ZILL: Ethik als Selbstbestimmung -- HANS BLUMENBERG: Ethische Grundhaltungen -- PETRA GEHRING: Metaphorik -- ANSELM HAVERKAMP: Concupiscentia verborum -- 1. Novitas et curiositas verborum -- 2. Concupiscentia oculorum -- 3. Curious perspective -- 4. Coda -- BIRGIT RECKI: "Rigorismus der Wahrheit"? -- 1. Der Preis der Wahrheit -- 2. Naivität und politischer Spontaneismus -- 3. Demontage einer mythischen Figur oder: Das Glück, sagen zu können, was man sieht -- 4. Arbeit am Mythos? -- 5. Rigorismus der Wahrheit - tu quoque! -- 6. Das Problem des Moralismus -- CORNELIUS BORCK: Blumenbergs Wissensphilosophie -- 1. Blumenbergs Wissenschaftsgeschichte und ihre Rezeption in der Bundesrepublik -- 2. Paradigmen als Arbeitsprogramm statt wissenschaftlicher Revolutionen -- 3. Wissensphilosophie im Zwischenraum von Wissenschaft und Wahrheit -- PINI IFERGAN: Blumenberg on Theory -- CHRISTINE BLÄTTLER: Technik der Theorie -- 1. Himmelswissen -- 2. Theoretisches Eingreifen -- 3. Weltbildverweigerung ohne Ikonoklasmus -- OLIVER MÜLLER: Auf dem Weg zu einer Anthropologie der Theorie -- 1. Zur Genese der theoretischen Einstellung, oder: Wie wir zu Theoretiker*innen wurden -- 1.1 Zur "Entstehung des theoriefähigen Systems Mensch" -- 1.2 Die Entstehung menschlicher Theoriefähigkeit aus der Betrachtung des Himmels -- 1.3 Die Dynamisierung theoretischen Verhaltens durch die Neugierde.
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