Die Erklärung sozialen Verhaltens nimmt in den Sozialwissenschaften eine zentrale Stellung ein. Als wichtigste Erklärungsansätze gelten einerseits die Einstellungs-Verhaltens-Forschung mit der Unterscheidung eines spontanen und überlegten Informationsverarbeitungsmodus und andererseits Framing-Modelle im Kontext der modernen Rational Choice Theorie. In der Arbeit wird ein integratives Framing-Modell entwickelt und empirisch getestet, welches die theoretischen und empirischen Vorzüge von Einstellungs-Verhaltens-Modellen und der Rational Choice Theorie nach Maßgabe höchst möglicher Kompatibilitä
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In den Forschungsansätzen zur Erklärung menschlichen Verhaltens rückt in jüngster Zeit verstärkt das "soziale Verhalten" in den Mittelpunkt des Interesses. Dabei steht das Bemühen im Vordergrund, wesentliche Einflussgrössen des Verhaltens aufzudecken und zu systematisieren. Die vorliegende Arbeit untersucht den Erklärungs- und Prognosegehalt der verhaltenswissenschaftlichen Konstrukte "Einstellung" und "Involvement" für das soziale Verhalten und versucht eine Integration beider Variablen in einem multivariablen Erklärungskonzept. Die Betrachtungen basieren auf den Resultaten einer repräsentativen Befragung der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland.
In den Forschungsansätzen zur Erklärung menschlichen Verhaltens rückt in jüngster Zeit verstärkt das «soziale Verhalten» in den Mittelpunkt des Interesses. Dabei steht das Bemühen im Vordergrund, wesentliche Einflussgrössen des Verhaltens aufzudecken und zu systematisieren. Die vorliegende Arbeit untersucht den Erklärungs- und Prognosegehalt der verhaltenswissenschaftlichen Konstrukte «Einstellung» und «Involvement» für das soziale Verhalten und versucht eine Integration beider Variablen in einem multivariablen Erklärungskonzept. Die Betrachtungen basieren auf den Resultaten einer repräsentativen Befragung der Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland.
Das Einstellungskonzept zählt zu den am häufigsten verwendeten Konzepten in der sozialwissenschaftlichen Forschung. Bei der Einhaltung klar definierter methodischer Regeln verspricht es dem Forscher relativ leicht erhebbare, der statistischen Analyse zugängliche und in der Interpretation weitgehend unproblematische Daten. Diesem Vorteil stehen grundlegende Einwände gegenüber, die besonders in den letzten Jahren mit wachsendem Nachdruck erhoben worden sind. Besondere Aufmerksamkeit hat dabei die Beziehung zwischen sozialer Einstellung und sozialem Handeln auf sich gezogen, da in dem postulierten Handlungsbezug ein wesentlicher Grund für die Beliebtheit dieses Konzepts zu sehen ist, gerade hier aber auch eine Schwachstelle der Forschung liegt. Dieses Buch gibt einen Überblick über theoretische Ansätze in der Einstellungsforschung, zeigt die Grundlagen und Probleme der Einstellungsmessung auf, bespricht 25 zentrale empirische Studien über die Beziehung zwischen Einstellung und Handeln und analysiert die dort berichteten Ergebnisse hinsichtlich ihrer Verzerrung durch theoretische und methodische Faktoren. Auf dieser Analyse aufbauend versucht der Autor, eine empirisch begründete Aussage über den Handlungsbezug sozialer Einstellungen und damit über den Nutzen der Einstellungsforschung für die Handlungsanalyse zu machen. Abschließend wird die Möglichkeit einer Alternative zur Einstellungsforschung auf methodologischer Ebene diskutiert.
Nach der Theorie der sozialen Identität (Tajfel 2010) sind zwei hauptsächliche Mechanismen auszumachen, mittels derer der aktuelle soziale Wandel soziale Identitäten bedrohen können. Zum einen vermehren sich durch Prozesse wie Individualisierung, Pluralisierung der Lebensformen oder kultureller Diversifizierung die Optionen sozialer Kategorisierung, was zu einer Art "kognitivem Overload" und damit zu Verunsicherung führen kann (Hermans, Dimaggio 2007). Zum anderen erfahren zahlreiche soziale Kategorien eine deutliche Umwertung: Beispielsweise werden neue Familienformen aufgewertet, traditionelle Lebensweisen und Geschlechterrollen abgewertet. Verunsicherung und sinkende soziale Anerkennung (insbesondere auch die Abwertung als vormals superior erachteter Kategorien) wecken aber für weite Teile der Bevölkerung das Bedürfnis nach Vereinfachung und Wiederherstellung alter Anerkennungsordnungen (Fukuyama 2019), was "populistischen" Politikstilen entgegenkommt. Obwohl sich diese These zunehmender Beliebtheit erfreut, stehen empirische Belege der Auswirkungen der Bedrohung sozialer Identitäten weitgehend aus. Die aktuelle Studie will dieses empirische Defizit vermindern. Basierend auf einer deutschlandweiten Online-Studie (n=1003, geschichtet nach alten/neuen Bundesländern) untersucht sie die Effekte von Identitätsverunsicherung und Anerkennungsdefiziten hinsichtlich vierer bedeutsamer sozialer Kategorien auf unterschiedliche Dimensionen populistischer Einstellungen. Die Ergebnisse machen deutlich, dass die bislang übliche Gegenüberstellung einer eher ökonomisch ausgerichteten "Modernisierungsverliererthese" (Bisbee et al. 2019) und eine kulturalistisch ausgerichteten "Backlash-These" (Inglehart, Norris 2017) zur Erklärung populistischer Einstellungen eher Scheingegensätze beschreiben. Zentral für die Ausbildung populistischer Einstellungen sind Identitätsbedrohungen. Diese resultieren aus Verlusten sozialer Anerkennung, die sich sowohl aus reinen Wertkonflikten ergeben können (z.B. Abwertung traditionaler Lebensformen), als auch aus ökonomisch fundierten Konflikten (Abwertung gering qualifizierter Arbeit etc.). Die Theorie sozialer Identität legt damit einen bedeutsamen psychologischen Mechanismus offen, der erklärt, wie und unter welchen Umständen Prozesse sozialen Wandels sich in populistischen politischen Einstellungen niederschlagen.