Weltentwürfe: Ludwig Binswangers phänomenologische Psychologie
In: Phänomenologisch-psychologische Forschungen 17
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In: Phänomenologisch-psychologische Forschungen 17
In: Philosophische Bibliothek Band 538
Alle geisteswissenschaftlichen Disziplinen verwenden Begriffe wie Wahrnehmung, Erinnerung, Phantasie, Bewußtsein, Raum und Zeit usw. Die Klärung dieser Begriffe wird in ihnen jedoch nicht geleistet, sondern immer schon als geleistet vorausgesetzt. Das menschliche Bewußtsein ist in vielen Hinsichten ein opakes und schwer erschließbares Forschungsgebiet. Das Generalthema der Phänomenologie Husserls ist die Aufklärung der Art und Weise, wie wir uns in den subjektiven Akten des Bewußtseins auf Objektives beziehen können. Husserl will in den Vorlesungen über Phänomenologische Psychologie die Einsicht wecken, daß es ungeprüfte Voraussetzungen in allen Geisteswissenschaften gibt, die nur durch eine apriorische Wissenschaft vom Bewußtsein, d.h. von der Phänomenologie, wirklich begründet werden können, weil sie der empirischen Psychologie reine, apriorische Fundamente geben kann. Die hier durchgeführten Analysen können als psychologische bezeichnet werden, wenn man die Psychologie im weitesten Sinne als 'Wissenschaft von allgemeinsten Formen und Gesetzen geistiger Tatsachen' begreift. Sie sind außerdem apriorisch, denn durch die eidetische Variation lösen sie sich von der empirischen Faktizität des einzelnen beobachteten und analysierten Beispiels. Die Vorlesungen über Phänomenologische Psychologie wurden von Husserl im Sommersemester 1925 an der Universität Freiburg im Breisgau gehalten. Der Text wird seitenidentisch nach dem Band IX der Reihe Husserliana, Edmund Husserl, Gesammelte Werke, wiedergegeben. Edmund Husserl wird 1859 als Sohn einer jüdischen Tuchhändlerfamilie in Prossnitz geboren. Er nimmt nach dem Abitur das Studium der Mathematik, Astronomie, Physik und Philosophie in Leipzig auf, das er ab 1878 in Berlin fortsetzt. Es folgt die Promotion in Wien und - angeregt durch den Einfluß Franz Brentanos - die Habilitation mit einer psychologisch-mathematischen Arbeit bei Carl Stumpf in Halle. Nach verschiedenen Lehrtätigkeiten erhält Husserl 1906 eine Professur in Göttingen. Die berühmtesten Werke erscheinen in großen Abständen, davon zu Lebzeiten zwei unvollständig: die Ideen zu einer reinen Phänomemologie (1913) und die Krisis der europäischen Wissenschaften (1936). Diese programmatischen Einführungen in die Grundprobleme der Phänomenologie werden zeitlebens durch unveröffentlichte Analysen ergänzt, die Husserl auf etwa 45.000 Seiten in Gabelsberger Stenographie niederschreibt. 1916 folgt er dem Ruf an die Universität Freiburg, wo Martin Heidegger sein wohl berühmtester Schüler wird. Die Konversion zum Christentum schützt die Familie Husserl nicht vor den Schikanen der Nazis, die sie 1937 aus ihrer Wohnung vertreiben. Husserl stirbt 1939 in Freiburg.
In: Husserliana: Edmund Husserl - Gesammelte Werke 9
In: Psychologie & Gesellschaftskritik, Band 39, Heft 4, S. 97-113
Im Laufe des 20. Jahrhunderts entstand innerhalb der europäischen Phänomenologie eine innovative und originelle Strömung namens Leib-Phänomenologie, Phénoménologie de la perception. Ihre grundsätzliche Kritik des Intellektualismus, Sensualismus und Objektivismus ist einer wissenschaftstheoretischen Inspiration der etablierten akademischen Psychologie dienlich. Hierbei besteht ihr inhaltlicher Fokus in der Analyse von Leibesphänomenen an der Schnittstelle von Körper und Geist. Während die traditionelle Psychologie hauptsächlich über diese Phänomene hinweggeht, generiert die Leib-Phänomenologie eine integrative Perspektive, um eine ganzheitliche Berücksichtigung der menschlichen Lebenswelt in der Psychologie zu ermöglichen. Die bisherigen Konzepte einer phänomenologischen Psychologie verweisen demgegenüber jedoch bisweilen ausschließlich auf die Methode der Phänomenologie, nicht auf die Perspektiven, mit denen die Leib-Phänomenologie die Psychologie bereichern kann.
In: Husserliana: gesammelte Werke Bd. 9
Obwohl wir "sozialen Tugenden" wie Hingabe, Dankbarkeit, Staunen, Vergebung, Vertrauen und Aufrichtigkeit im alltäglichen Leben häufig begegnen, hat sich die zeitgenössische Psychologie bisher noch kaum mit ihnen befasst. Giuseppe Galli widmet sich in diesem Werk diesen positiven und konstruktiven zwischenmenschlichen Verhaltensformen. Aus multidisziplinärer Sicht werden die Struktur des Beziehungsfeldes charakterisiert und die so genannten Gegensätze der sozialen Tugenden herausgearbeitet, wobei der Autor wie in früheren Werken wiederum auf die Interpretation literarischer Texte zurückgreift
In: Harburger Beiträge zur Psychologie und Soziologie der Arbeit, Band Sonderbd. 03
Die nachhaltige Sicherung der individuellen Mobilität ist ein kritischer Faktor für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung postindustrieller Gesellschaften. Interdisziplinäre Forschungsanstrengungen werden besonders in den Verkehrswissenschaften, der Stadtplanung, den Informations- und Sozialwissenschaften unternommen. Sie gehen allgemein davon aus, dass Mobilität mehr ist als der Transport von Personen und Gütern. Andererseits dominiert im Anwendungsbezug eine instrumentelle Sichtweise, die das Fahren auf ein Mittel zum Zweck reduziert. Die vorliegende Arbeit erforscht dieses "Mehr" anhand der Erfahrungen und subjektiven Bezugssysteme der mobilen Akteure. Im Mittelpunkt steht das Fahren als individueller und kultureller Ausdruck von Mobilität. Es wird als eigenständige und eine sich selbst verstärkende Tätigkeit aufgewiesen. Die phänomenologische Perspektive bietet sowohl theoretisch als auch methodisch einen geeigneten Zugang um zu verstehen, was Fahren den Fahrenden bedeutet. Das Fahren wird von seiner leiblichen und sinnlichen Grundlage aus erschlossen, worin auch die fundamentale Unterschiedlichkeit zwischen Auto und Motorrad auf der einen und öffentlichen Verkehrsmitteln auf der anderen Seite liegt. Das Erleben von Raum und Landschaft unterstreicht dieses. Methodisch wird das alltägliche Erleben der Fahrenden in den Blick genommen, das narrative Gridinterview wird als eigenständiges empirisches Verfahren hierzu eingeführt. Mit der ökologischen Perspektive wird der Fokus auf die Frage der Möglichkeiten und Bedingungen ökologischen Handelns gelegt. Die Arbeit zeigt, dass Umweltbewusstsein als soziale Repräsentation keineswegs mit individuellen Handlungsorientierungen einhergeht. Grenzen und Möglichkeiten für die Transformation des umweltsensiblen öffentlichen Bewusstseins in individuelles Handeln werden diskutiert. Im Vergleich verschiedener Forschungsrichtungen und der eigenen Empirie zeigt sich, dass weder der pädagogische noch der technologische Diskurs die Tätigkeit des Fahrens ausreichend berücksichtigen. Hingegen liefert die kulturwissenschaftliche Forschung wichtige Ansatzpunkte, um individuelle, erfahrungsbasierte Bedeutungen des Fahrens zu verstehen. Diese Erkenntnisse werden in mehreren Modellen des Fahrens verdichtet, die das Phänomen über die Fachgrenzen hinaus aufarbeiten und vermitteln. Insgesamt bieten die dabei aufgefalteten Sinnbezüge sowohl Kriterien für die praktische Gestaltung und Beurteilung von Mobilitätstechnologien als auch einen fundierten psychologischen Beitrag zur interdisziplinären Mobilitätsforschung.
In: Psicologie
In: Psychologie und Gesellschaftskritik, Band 15, Heft 1, S. 13-29
Welchen Beitrag kann die wissenschaftliche Psychologie zur Gestaltung unserer Lebensbedingungen leisten angesichts der Herausforderungen der gegenwärtigen sozial-ökonomischen Krise? Zur Diskussion dieser Frage geht der Autor aus von einer - bewußt vereinfachenden - Gegenüberstellung zweier Wissenschaftsauffassungen in der Psychologie; der naturwissenschaftlich-nomologischen und der sozialwissenschaftlich-hermeneutischen. Die Überlegungen gliedern sich in drei Thesen: (1) Die "Krise der Psychologie" besteht in der Blindheit des nomologischen Wissenschaftsverständnisses für die gegenwärtige gesellschaftliche Krise. (2) Die nomologische Psychologie kann zur Bewältigung lebenspraktischer Problemlagen strukturell nur "Anfängerwissen" beisteuern. (3) Aus dem hermeneutischen Ansatz läßt sich demgegenüber eine "Psychologie der Krise" bzw. der Krisenbewältigung entwickeln. Die vertretene Gegenposition besteht in der Forderung, die wissenschaftliche Psychologie zu einer Psychologie zu entwickeln, deren Gegenstand Krisen und Konflikte im menschlichen Zusammenleben sind. Das erfordert ein Wissenschaftsverständnis, dessen Grundlage nicht das Messen, sondern das Sinnverstehen ist. Hierzu gibt es neben dem akademischen "Hauptstrom" der nomologischen Psychologie vielfältige Ansätze einer verstehenden, humanistischen, phänomenologischen, historischen, kritischen, kultur-, sozial- und geisteswissenschaftlichen Psychologie. (pmb)
In: Epistemata
In: Reihe Philosophie Band 602