Jerzy Jedlicki scharakteryzował inteligencję jako grupę społeczną specyficzną i typową dla struktur społecznych wschodniej i południowej Europy i odgrywającą szczególnie eksponowaną rolę w XIX i XX w. w tych właśnie regionach. Specyfika fenomenu inteligencji w polega m.in. na tym, że w terminem tym – jak np. w przypadku Polski, gdzie brak typowego dla Wielkiej Brytanii podziału na professionals i intellectuals – określić można wszystkie osoby, które posiadały odpowiednie kwalifikacje do pracy umysłowej. Inteligencję charakteryzowały świadomość grupowa i poczucie misji cywilizacyjnej wobec reszty społeczeństwa.
Eine neue Selbstdefinition Polens in einem veränderten gesellschaftlich-politischen Kontext der erweiterten Europäischen Union, ist eine schlüssige Folge nach den grundlegenden Transformationen der letzten zwei Jahrzehnte in Osteuropa. Die im Land vorherrschende Aufbruchstimmung steht im Einklang mit einem gewachsenen Selbstvertrauen der Polen, was sich u.a. auch in einer nach außen neuen Darstellung der eigenen Identität äußert. Allerdings scheint der Wahrnehmung dieses Wandels auf der deutschen Seite etwas Zwiespältiges anzuhaften. Der Beitritt Polens zur EU hat hierzulande in der Tat ein neues bzw. anderes Interesse für den östlichen Nachbarn geweckt: Polen - als ein Kooperationspartner in politisch ruhigen Zeiten, ein Partner, der einen ganz besonderen Wert darauf legt, in jeder Hinsicht als Gleichberechtigter behandelt zu werden. Das Gebot der Symmetrie in der Kommunikation ist zwar für alle Teilnehmer als Ideal erstrebenswert. Die Realität in der Geschäftskommunikation, vor allem im Wirtschaftsbereich, entspricht verständlicherweise diesem Denkbild noch nicht. Was die deutsch-polnische Kooperation betrifft, so können wir leider nicht sagen, daß die Beziehung so unbeschwert ist wie z.B. zu Portugal oder traditionell so gut funktioniert wie z.B. zu Ungarn. Die Tragödien des 20. Jahrhunderts haben das heutige Selbstverständnis der Deutschen und der Polen nachhaltig geprägt.
Die Autorin wendet sich Fragen europäischer Identität in Polen mit einer pragmatistisch-diskursiven Herangehensweise zu. Nach einer Darstellung von theoretischen Konzepten zum Thema 'kollektive Identität' geht sie zur Analyse der Entwicklungen in Polen seit dem Anfang der 1990er Jahre über. Die Darstellung basiert überwiegend auf theoretischen Publikationen und auf solchen, die die Diskussionen zum Thema 'Europa' dokumentieren. Darüber hinaus werden relevante Ergebnisse des Warschauer Zentrums für Meinungsforschung herangezogen. Sie geht von der These aus, dass der Diskurs bezüglich der Zugehörigkeit zu Europa gerade in der Zeit unmittelbar nach 1989 sehr wertezentriert geführt worden ist. Zur Begründung dieser These setzt sie sich mit dem Traumbild Europa, mit dem Europabild der Oppositionsbewegung der 1980er Jahre, mit dem Europabild in der Zeit des Umbruchs und des Transformationsprozesses (1989-1997), mit der Europadebatte der politischen Eliten sowie mit dem Aufkommen der europa-skeptischen Stimmen auseinander. Die Argumente der Europa-Skeptiker werden jenen der Europa-Befürworter entgegengesetzt und mit den Daten aus der Meinungsforschung verglichen. Der letzte Teil der Studie befasst sich mit den Europäischen Identitätsbildungsprozessen in der polnischen Gesellschaft seit 1997. Die Art und Weise, wie die Debatte durch die Parteien geführt wurde, prägte die öffentliche Meinung. Anhand von Daten aus der Meinungsforschung werden zwei dominante Argumentationsmuster unterschieden: Das eine befürwortet den Integrationsprozess, weil von diesem einen Nutzen erhofft wird; das andere sieht den Beitritt eher als etwas unausweichliches - die internationale Isolation des Landes soll vermieden werden. Europäische Identität im Sinne einer expliziten Wertegemeinschaft sei - so die Prognose - nur mit angemessenen Institutionen möglich. (ICG)
"Untersuchungen zum politischen Elitenwandel in der ersten Phase der Transformation Polens unterstreichen mehrere Sachverhalte. Erstens: Es handelte sich bei der Zäsur von '1989' um einen Elitenaustausch, dessen Vorbedingungen bis zu den Studentenprotesten vom März 1968 zurückgehen. Zweitens: Die Intelligenz als Gruppe nimmt in der ersten Phase der Transformation integrierende Aufgaben wahr, die sie stellvertretend für die politisch nicht handlungsfähigen neuen 'Mittelklassen' ausübt. Krisensymptome und Spaltungstendenzen sind für die Herausbildung neuer (partei-) politischer Eliten kennzeichnend. Zwei Befunde sind von Bedeutung: Artikulierte Interessenpositionen treten hinter symbolischen Themen des Eliten-Machtkampfes zurück. Sozialstrukturelle Differenzierungslinien spielen für die Herausbildung neuer politischer Parteien und Eliten in der ersten Phase der Transformation keine Rolle. Bestrebungen für eine 'neue' Übereinkunft im Spektrum der Post-Solidarnosc-Eliten sind nur in Ansätzen zu erkennen." (Autorenreferat)
In: Schriftenreihe des Interdisziplinären Zentrums für Bildung und Kommunikation in Migrationsprozessen (IBKM) an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg Nr. 61
Welchen Einfluss hat die Konstruktion von Nation auf die kollektive Identitätsbildung? Welches Verständnis von Nationalität ist in Mittel- und Osteuropa vorherrschend? Inwieweit müssen Fragen der kollektiven Identität in der internationalen Austauschpädagogik berücksichtigt werden? Diesen Fragen geht die sich im interdisziplinären Feld sozial-, politik- und erziehungswissenschaftlicher Diskurse bewegende Arbeit nach und beleuchtet damit einen hoch aktuellen, in der Forschung bisher jedoch nur wenig beachteten Gegenstand. Den Ausgangspunkt der Überlegungen bildet das Spannungsverhältnis zwischen europäischer Integration und nationaler Selbstfindung in Ländern Mittel- und Osteuropas. Vor diesem Hintergrund werden Konstruktionen von Nationalität und kollektiver Identität, nationale Mythen und Symbole, ihre Entstehungsgeschichten, Wirkungen, Rahmungen und Funktionalitäten diskutiert. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Betrachtung Polens, wo die Ambivalenz zwischen Nationalismus und Homogenisierung einerseits und Europäisierung und Pluralisierung andererseits eine einmalige Plakativität und Evidenz erfährt. Die Reflexion darüber, wie diese Disparität aktuelle politische und gesellschaftliche Entwicklungen beeinflusst und vor welche Herausforderungen sie die pädagogische Praxis stellt, gehört zu den zentralen Fragestellungen dieser Arbeit.
Der Verfasser stellt die Frage, wieviel soziale Realität sich hinter dem Begriff des Bildungsbürgertums verbirgt, der erst im 20. Jh. von den Historikern geprägt wurde. In jenen Jahrzehnten, in denen das Bildungsbürgertum als soziale Formation am ehesten identifizierbar und besonders einflußreich gewesen zu sein scheint (ca. 1750 bis 1850), verweist der begriffsgeschichtliche Befund nicht darauf, daß den Zeitgenossen ein berufsübergreifende und gleichzeitig von anderen sozialen Klassen und Schichten abgesetzte soziale Formation genügend erfahrbar oder bewußt gewesen wäre, um sie mit einem eigenen Begriff zu belegen. Es ergibt sich der Eindruck eines sehr langwierigen, jedoch kontinuierlichen Prozesses der inneren Fragmentierung und Entkonturierung des Bildungsbürgertums vom späten 18. bis zum frühen 20. Jh. Trotz der Einschränkungen aber existierte so etwas wie ein distinktes und einflußreiches Bildungsbürgertum in Deutschland in deutlich höherem Ausmaß als im übrigen Europa. Insgesamt gesehen gravitiert der Begriff des Bildungsbürgertums auf dem Kontinuum zwischen realitätsnaher Verallgemeinerung und idealtypischem Konstrukt sehr nah auf den zuletzt genannten Pol hin. (KS)
"Intellektuelle in strategisch relevanten Positionen als oppositionelle und kritische Sozialwissenschaftler bzw. Kulturschaffende oder reformorientierte Parteimitglieder und technokratische Manager bzw. Bürokraten haben sich in unterschiedlichen Handlungskonstellationen am demokratischen Übergang beteiligt und zur Konstituierung einer politischen Öffentlichkeit beigetragen. Insofern sie Bildung von Bürgerbewegungen und neuen Parteien beeinflußt haben, gehören sie nach den ersten parlamentarischen Gründungswahlen zu den neuen politischen Eliten der postsozialistischen Länder. Der damit eingeleitete Perspektivenwechsel von zivilgesellschaftlich orientierten Bürgerbewegungen zur Elitendemokratie hat aktuelle Kontroversen unter Beteiligten wir externen Beobachtern u.a. über den Verfassungspartriotismus als Ausweg ausgelöst. Über den Vorwurf des Elitismus wird leicht vergessen, daß diesem einmalig institutionalisierten Rekrutierungskanal für den politischen Elitenwechsel unter Bedingungen der sich selbstbeschränkenden, ausgehandelten oder sanften Revolutionen eine richtungsweisende Bedeutung für die pluralistische Strukturierung des Politischen wie auch für die Geltung des Rechts zukommt. Die anfängliche und von Szelenyi konstatierte Dominanz der teleologischen Intelligenz mit ihren traditionellen osteuropäischen Vorlieben für Gesellschaftsentwürfe bildet den notwendigen politischen Rahmen für die Einführung der Marktwirtschaft und die unvermeidliche 'Selbsthinüberrettung' der ehemaligen Nomenklatura und der Spezialisten. Wo dieser politische Systemwechsel - wie z.B. in Rußland - ausgeblieben ist, verlagert sich das strategische Gewicht der Transformation zugunsten der manageriellen und bürokratischen Elitegruppen aus spätsozialistischer Zeit, die ihr positionales, kulturelles und ökonomisches Kapital ohne politische Kontrolle und unter Bedingungen der Rechtsunsicherheit für regionale Wirtschaftsinteressen und korporatistische Einflußnahmen im ungewissen Prozeß der Staatenneubildung einsetzen. Wenn gelegentlich in Ostmitteleuropa die bloße Modifikation der ehemals sozialistischen Verfassungen während des Übergangs kritisiert wird, so ist auf die Konsensbildungsprozesse in der politischen Öffentlichkeit nach 1989 zu verweisen, die möglicherweise verfassungsgebende und erneut polarisierende Akte überflüssig machen könnten, wenn sie die Rechtssicherheit und die soziale Akzeptanz von Verfassungsgerichtsbarkeit stützen. Neue Verfassungen wären ohnehin nicht geeignet, die Rekrutierung ökonomisch erfolgreicher Gruppen zu beeinflussen, die inmitten von ungleichzeitigen und vielschichtigen Reproduktionsstrukturen agieren, deren gesamtgesellschaftliche Koordination allerdings des Rechtes bzw. der Legalität bedarf. Neue Verfassungen könnten allenfalls dazu dienen, das - etwa in Polen - virulent gebliebene Verhältnis zwischen Präsidial- und parlamentarischer Demokratie auszubalancieren bzw. einvernehmliche Staatenauflösungsprozesse - wie im Falle der Tschechoslowakei - zu begleiten. Als Gegenbeispiel möge Rußland herangezogen werden, dessen neue Verfassung eine autoritäre und zentralistische Dominanz gegenüber den Regionen zu behaupten versucht." (Autorenreferat)
Nach der Flugzeugkatastrophe von Smolensk, in der ein Teil der politischen Elite Polens im April 2010 ums Leben kam, ist in Polen erneut die Frage nach der nationalen Identität und ihren Bestandteilen diskutiert worden und eine Diskussion über einen zeitgemäßen polnischen Patriotismus ausgebrochen. Dabei treffen sich traditionelle Vorstellungen, die das Polentum eng mit dem Katholizismus und mit Stolz auf die Vergangenheit verbinden, mit Überlegungen eines offenen oder alltäglichen Patriotismus, der geeigneter erscheint, neue Elemente in Konzepte der Nation, der nationalen Identität und des Patriotismus zu integrieren. So fremd dem deutschen Zeitungsleser polnische Debatten über die Nation bisweilen auch zu sein scheinen, so fügt sich dieser Diskurs doch in eine philosophische Tradition des Westens ein, die im Rahmen eines philosophisch verstandenen Republikanismus seit einigen Jahren Patriotismus als Bindeglied der Gesellschaft ansieht. Liefert aber der polnische Diskurs über Patriotismus den Kitt der Gesellschaft im 21. Jahrhundert?