Russlands Nuklearstrategie gegenüber Europa – wie organisiert man Abschreckung gegen Deeskalation mit nuklearen Schlägen?
In: Sirius: Zeitschrift für strategische Analysen, Band 2, Heft 4, S. 323-338
ISSN: 2510-2648
Zusammenfassung
Wie können die Vereinigten Staaten und ihre NATO-Verbündeten russische nukleare Deeskalationsangriffe abschrecken? Die russische Nuklearstrategie fordert im Fall eines Konflikts mit der NATO den frühzeitigen Einsatz von Kernwaffen, mit dem Ziel, westliche Regierungen dazu zu zwingen, um Frieden zu ersuchen, oder aber eine weitere, potenziell katastrophale nukleare Eskalation zu riskieren. Viele westliche Wissenschaftler und Analytiker haben diese Drohung erkannt, aber bislang ist keine klare Abschreckungsstrategie dagegen formuliert worden. Dieser Aufsatz analysiert potenzielle Strategien zur Abschreckung russischer nuklearer "Deeskalationsschläge" und zur Vereitelung russischer nuklearer Zwangsmittelandrohung. Er vertritt die These, die NATO müsse Russland davon überzeugen, dass jeder nukleare Schlag nicht zu einer Deeskalation, sondern zu einer weiteren nuklearen Eskalation führen werde. Anders gesagt, die USA müssen damit drohen, auf russische nukleare Deeskalationsschläge hart und glaubwürdig zu reagieren, und Russland klarmachen, dass dies auch einen begrenzten nuklearen Vergeltungsschlag einschließen könnte.