Im vorliegenden Beitrag wird der Frage nachgegangen, inwieweit der Nationalismus für Adam von Trott zu Solz ein Motiv für den Widerstand gegenüber Hitler war. Insgesamt wird Trott als überzeugter Nationalist dargestellt. Trott wird im Spannungsfeld des deutschen Nationalisten mit antinationalsozialistischen Ressentiments eingeordnet, der letzlich aus sittlicher Überzeugung die bestehende Ordnung vom Wesen des Staates trennte. Der Nationalismus Trotts orientierte sich am Verständnis vom Dienst am Staat, der in seinem Handeln von einer inneren Moral geleitet sein muß. Das moralische Gebot Trotts fand Ausdruck im politischen Widerstand gegen einen Staat, der diese moralischen Grundsätze verloren hatte. (RG)
In einem Überblick über Tradition und Neubelebung der panarabischen Idee zeigt der Autor die verschiedenen, vielfach miteinander verknüpften weltanschaulichen, politischen und religiösen Richtungen des Panarabismus sowie Standort, Selbstverständnis und Interessen einzelner arabischer Führer und Staaten und ihr Verhältnis zueinander, zu Israel und zur Frage eines Palästinenserstaats. Er stellt die Entwicklung und wechselnde Haltung des z.Zt. die arabische Führungsrolle beanspruchenden Saddam Hussein dar, betrachtet die ambivalente Beurteilung der arabischen Politik seitens der Sowjetunion und stellt Vermutungen über Motive, eventuelle Änderungen bzw. Beibehaltung der sowjetischen Mittelostpolitik an. (BIOst-Gsh)
Der Monat April war in verschiedenen chinesischen Metropolen gekennzeichnet von antijapanischen Demonstrationen tausender junger Chinesen, die teils mit gewalttätigen Ausschreitungen gegen japanische konsularische Einrichtungen und Unternehmungen einhergin- gen. Westliche Medien sprachen in diesem Zusammenhang von den größten Massendemonstrationen seit den antiamerikanischen Protesten aufgrund der Bombardierung der chinesischen Botschaft in Belgrad im Jahr 1999. Einige Kommentatoren bemühten gar den Vergleich mit den Studentendemonstrationen des Jahres 1989, obgleich die möglichen Parallelen sich auf das Alter der Teilnehmer an den antijapanischen Demonstrationen beschränken dürften. Selbst das bei den Studenten des Jahres 1989 deutlich vorhandene Motiv der Sorge um das Vaterland kann den jungen städtischen Protestteilnehmern kaum uneingeschränkt zugute gehalten werden.
Religious & nationalist political movements have often been interpreted as defensive reactions to rapid social change, situations of anomie or alienation. The spread of Hindu-nationalism & communal violence in India likewise have often been seen as reactions to modernization or globalization. However, the current increase of communal violence between Hindus & Muslims is related to the Hindu-nationalist project. This is not a defensive one but a proactive project that seeks to replace a republican concept of the body politic with a religiously coded majoritarianism. Violence, organized by religious enemy images, communalized local social conflicts. Thereby diverse motives of discontent with the Indian state were integrated. Violence, moreover, opened spaces for action that conventional politics does not provide. The resolution of the conflict would be detrimental to its purpose for those who postulate its urgency as it serves as a perpetuum mobile of a movement, as a way of unifying a community, & of establishing a hierarchy of relevance whereby those who propagate the conflict also become the spokespeople for the community defined thereby. They have nothing to negotiate since the conflict is their aim. The claim that a religiously coded conflict cannot be negotiated is a means to perpetuate the conflict. 63 References. Adapted from the source document.
Im Mittelpunkt des Beitrags steht die Frage, in wie fern es der NS-Propaganda im Medium Schulbuch gelang, an bereits längerfristig etablierte Dispositionen der politischen Mentalität anzuknüpfen und auf diese Weise ihren Versprechungen Plausibilität zu verleihen. Der Schwerpunkt liegt auf der historischen Wissensvermittlung, da dem Geschichtsunterricht traditionell und auch durch die NS-Schulpolitik wichtige gesinnungsbildende Funktionen zugesprochen wurden. Im Dritten Reich kam es zu einer Radikalisierung des Weimarer Revisionssyndroms, der rebellisch-militante Nationalismus der Weimarer Republik wirkte fort. Elemente dieser Kontinuität waren der Deutungsrahmen des Befreiungskriegsmythos, die schon 1918 begonnene Aufwertung militanter Rebellenfiguren, der Topos vom Volkskrieg als Generator von nationaler Einheitssehnsucht, die Aufwertung von Arbeit und eine populistische Kapitalismuskritik. Insgesamt griff die legitimatorische Instrumentalisierung der Geschichte auf die im demokratischen Zeitalter hoch auratisierten Vorstellungen von Freiheit, Gleichheit, Solidarität und nationaler Einheit zurück, die im Konzept der "Volksgemeinschaft" gebündelt wurden. (ICE2)
Der Verfasser argumentiert, dass der Nahost-Konflikt mehr von ideologischen als wirtschaftlichen Faktoren bestimmt ist. Das Verhältnis ist umgekehrt in Südafrika, wo ökonomische Erwägungen überwiegen. Die gefürchtete kommunistische Bedrohung war nach dem Mauerfall und der Auflösung der Sowjet-Union auch in Afrika beendet, das Rassenregime war intern durch Unruhen und Streiks unter Druck, aber unbesiegt und für längere Zeit unbesiegbar. Es konnte von einer Position der relativen Stärke aus eine Verhandlungslösung suchen. Nachdem der burische Nationalismus wirtschaftlich mit seinem englischsprachigen Rivalen gleichgezogen war, konnte die burische Bourgeoisie selbstvertrauend die politische Macht abtreten, um ihre wirtschaftlichen Errungenschaften zu erhalten. Das neoliberale Bündnis mit den neuen schwarzen Machthabern eröffnete bisher verschlossene Märkte weltweit, befreite die Apartheid-Erfinder von ihrer unrühmlichen rassistischen Vergangenheit und erlaubte es ihnen, sich als 'weiße Afrikaner' zu fühlen. (ICB2)
Gegenstand des Beitrags sind die spekulativ-utopischen Europaideen der Locarno-Ära zwischen 1925 und 1930. Der Beitrag geht der Frage nach, welche Gedanken- und Motivverbindungen in den Entwürfen der früher Europa-Bewegungen enthalten waren, die in der neofunktionalistisch orientierten Realgeschichte der europäischen Integration von 1952 bis heute verloren gingen. Dies geschieht anhand von drei Fallbeispielen von Intellektuellen, die in der Locarno-Ära übereinstimmend eine Position jenseits von Internationalismus und Nationalismus einnahmen und deren eingehendes Nachdenken über eine sinnvolle Synthese von nationaler und europäischer Identität in den frühen Europa-Bewegungen aufgenommen wurde. In der Europa-Konzeption dieser kosmopolitischen Kritiker des Internationalismus der frühen Weimarer Republik sollten nationale und übernationale Loyalitäten der Individuen miteinander vermittelt werden. Behandelt werden Thomas Manns Eintreten für die Paneuropa-Bewegung, Robert Curtius' "kosmopolitische" Europakonzeption und Werner Pichts Weg durch die internationalen Kulturinstitutionen. (ICE2)
In seinem Beitrag erörtert der Autor die Entstehung sowie die gesellschaftlichen Hintergründe des Attentats gegen Hitler und damit des tragischen Scheiterns des Umsturzversuches der NS-Diktatur am 20. Juli 1944. So wird zunächst die Machtergreifung der Nationalsozialisten aus einer obrigkeitsstaatlichen Tradition heraus beschrieben. Die Ablehnung des NS-Regimes geht auf individuelle moralische Entscheidungen zurück, die über die Grenzen kollektiver Befangenheit hinweg Menschen verschiedenster Herkunft vom Mitmachen zum Widerstehen führte. Die Vielfalt der politischen und geistigen Kräfte, die sich früher oder später der nationalsozialistischen Gleichschaltung entzogen oder gar widersetzt haben, fand wohl an bestimmten Wendepunkten zu engeren Kontakten. Aber im Verhalten und Planen sind die Unterschiede der Widerständler groß geblieben. Bürgerlicher Widerstand entfaltete sich mithin vor allem an drei Stellen: (1) im partiellen Widerstehen der Kirchen gegen die ideologische Gleichschaltung, (2) in den wachsenden Bedenken liberaler wie konservativer Kreise gegen die brutale Wirklichkeit der NS-Herrschaft und (3) schließlich in jener Kritik desillusionierter Militärs am Risiko- und Kriegskurs Hitlers, die in der Krisensituation des Sommers 1938 zum ersten Mal wirksam wurde und in den Kriegsjahren bis 1944 zu mehreren Putschversuchen führte. Dabei stellte der Krieg die Opposition schließlich vor durchaus veränderte Bedingungen. Einerseits wurde es immer schwerer, Nationalsozialismus und Deutschland voneinander zu trennen: Der Appell an den Patriotismus wirkte stärker als die Bedenken gegen das Regime. Dazu kam die im Krieg gesteigerte Reglementierung und allseitige Überwachung des Lebens. Andererseits verlangte der Krieg aber auch ein größeres Maß an Improvisation und Pragmatismus. Noch dringender als vor dem Krieg war nach dem Scheitern aller bisherigen Versuche, das Regime zu ändern, ein grundlegendes Umdenken geboten. Das erfolgte besonders mit den Überlegungen und Forderungen des so genannten 'Kreisauer Kreises' um Graf Moltke, der im Außenamt tätig war (1940-1943): Bruch mit dem Nationalismus, Fortschritt zu einem europäischen Internationalismus, in dem die französische Hegemonie von Versailles wie der alte und neue deutsche Hegemonialismus überwunden werden und deutsch-französische wie deutsch-polnische Verständigung an die Stelle einer Durchsetzung umstrittener Gebietsansprüche treten. Die Motive der Widerstandsbewegung fasst der Autor abschließend wie folgt zusammen: Es war die Grunderfahrung des deutschen Widerstandes, dass Staat, Obrigkeit und Nation nicht länger absolut gesetzt werden sollten, dass überstaatliche Werte und eine menschenwürdige Form des politischen Prozesses ebenso wichtige Bezugspunkte für die Loyalität des Staatsbürgers sind, dass es um ein waches Verfassungsverständnis im freiheitlichrechtsstaatlichen Sinne und um einen unverbrüchlichen antitotalitären Konsens der Demokraten geht. (ICG2)