Die neue Reihe bietet die Plattform für ein sich gerade im Bereich der Linguistik ausformendes neues Forschungsprogramm namens "Koloniale und Postkoloniale Linguistik". Die Inspiration für diese neue linguistische Teildisziplin stammt aus der Missionarslinguistik und der rezenten Diskussion über die Zusammenhänge zwischen Sprache, Linguistik und Kolonialismus. Die Zusammenführung dieser beiden Perspektiven zeichnet die "Koloniale und Postkoloniale Linguistik" besonders aus.KPL/CPL macht in erster Linie solche Texte der interessierten Öffentlichkeit (Linguisten, Historiker, Muttersprachler der Objektsprachen usw.) in kommentierter Form zugänglich, die über die Sprachen der ehemaligen europäischen Überseebesitzungen handeln und während der Kolonialepoche abgefasst wurden. Spezielles Augenmerk wird auf bisher unveröffentlichte oder heute nur schwer zugängliche Texte gelegt. In KPL/CPL werden ausserdem Studien veröffentlicht, die der Frage nachgehen, inwiefern die kolonialzeitlichen linguistischen Texte den politischen und kulturellen Diskurs des Kolonialismus reflektieren. In der Reihe erscheinen sowohl Monographien als auch Sammelbände. Alle Manuskripte unterliegen einem Begutachtungsverfahren (double blind). Die bevorzugten Publikationssprachen sind Englisch und Deutsch.Herausgeberrichtlinien für die Reihe und Hinweise zur Manuskripteinreichung finden Sie unter:http://www.ids-mannheim.de/lexik/LexikalischerWandel/kpl-cpl.In the Americas, both indigenous and postcolonial languages today bear witness of massive changes that have taken place since the colonial era. However, a unified approach to languages from different colonial areas is still missing.The present volume studies postcolonial varieties that emerged due to changing linguistic and sociolinguistic conditions in different settings across the Americas. The studies cover indigenous languages that are undergoing lexical and grammatical change due to the presence of colonial languages and the emergence of new dialects and creoles due to contact. The contributions showcase the diversity of approaches to tackle fundamental questions regarding the processes triggered by language contact as well as the wide range of outcomes contact has had in postcolonial settings.The volume adds to the documentation of the linguistic properties of postcolonial language varieties in a socio-historically informed framework. It explores the complex dynamics of extra-linguistic factors that brought about the processes of language change in them and contributes to a better understanding of the determinant factors that lead to the emergence and evolution of such codes
Der Genozid in Ruanda kostete 1994 in nur hundert Tagen mehr als eine Million Menschen das Leben. Zu Opfern wurden vor allem die Tutsi, aber auch oppositionelle Hutus. Beginnend mit den "hamitischen Theorien" aus der Kolonialzeit rekonstruiert Anne Peiter zunächst die ideologischen, dann die komplexen innen- und außenpolitischen Zusammenhänge, die zum Genozid führten. Mithilfe von Text- und Bildquellen schildert sie den Verlauf der Massengewalt, die extreme Grausamkeit der Täter_innen und die Schnelligkeit der Massaker, um sich schließlich der Frage zuzuwenden, warum die internationale Gemeinschaft unfähig war, rechtzeitig einzugreifen. Überlegungen zum erinnerungspolitischen Umgang mit der Katastrophe seit der Befreiung der Überlebenden runden den Überblick ab. Peiters Beobachtungen zeigen: Dreißig Jahre nach dem Ereignis muss die Frage nach der Vermeidung von Genoziden neu gestellt werden. Die vergleichende Betrachtung zwischen dem Genozid in Ruanda und dem Genozid an der jüdischen Bevölkerung Europas mag sich in diesem Kontext als nützlich erweisen. Wie kann dem Ruf "Nie wieder!" tatsächlich zur Wirksamkeit verholfen werden?