Kriminalisierung durch Armut?
In: Theorie und Praxis der sozialen Arbeit: TUP, Band 45, Heft 5, S. 174-182
ISSN: 0342-2275
Etwa zeitgleich mit einer Zunahme von Kriminalität im Eigentumsbereich ist eine Zunahme von Armut und eine Veränderung der Armutsstruktur zu verzeichnen. In dem Beitrag wird untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen Armut und Kriminalität besteht, denn eine vordergründige Betrachtung der Sozialstruktur der Population in der Untersuchungshaft, der materiellen Situation von Bewährungsprobanden und der Gefangenenpopulation in den Strafhaftanstalten bestätigt diesen Eindruck. Dagegen wird die These aufgestellt, daß ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Armut und Kriminalität nicht darin besteht, daß Arme eher kriminell werden, sondern darin, daß sie eher kriminalisiert werden. Dieses Problem, daß Armut zu Kriminalisierung führt, wird ergänzt durch das Faktum, daß Kriminalisierung wiederum Verarmungsprozesse verschärft. Dieser Wechselwirkungsprozess wird erläutert. (ICA)