Geschlechterverhältnisse in der Konfliktprävention
In: Geschlechterverhältnisse in Krieg und Frieden: Perspektiven der feministischen Analyse internationaler Beziehungen, S. 189-198
Die Autorin geht von der These aus, dass Theorie und Praxis der internationalen Politik und auch der Gegenstandsbereich der internationalen Konfliktprävention männlich codiert sind. Am Beispiel von Ergebnissen aus einer Untersuchung über die seit 1993 in Estland arbeitende OSZE-Langzeitmission wird dies demonstriert. Langzeitmissionen gehören zu den typischen Instrumenten, um der Eskalation von Minderheitenkonflikten vorzubeugen. Ende 1999 waren in 22 von 54 OSZE-Staaten solche Missionen stationiert. Hintergrund der Entsendung einer solchen Mission nach Estland ist der Konflikt um die Staatsbürgerschaft. Nachdem Estland von der Sowjetunion unabhängig geworden war, wurde etwa ein Drittel der EinwohnerInnen von der Staatsbürgerschaft ausgeschlossen. Seitdem werden sie als "Russen" politisch, ökonomisch, sozial und kulturell diskriminiert. Die internationale Politik hat sehr früh das Gefahrenpotential dieser ethnopolitischen Sicht erkannt und in einer umfassenden Weise Konfliktprävention betrieben. Der Beitrag analysiert aus einem genderkritischen Blick die Arbeit der OSZE-Langzeitmission in Estland. (ICA2)