Gruppendiskussion
In: Einführung in die politische Theorie und Methodenlehre, S. 69-87
Methoden der empirischen Sozialforschung stellen (systematisch kontrollierte) Wege der Kommunikation mit den Akteuren im Forschungsfeld dar. Dies erfordert grundlagentheoretische oder - "metatheoretische" Reflektionen. Die qualitative oder genauer: rekonstruktive Sozialforschung die der Autor am Beispiel der Gruppendiskussionsverfahren vorstellt, zeichnet sich dadurch aus, dass sie auf "Hypothesen ex ante" (also auf solche, die vorab der empirischen Forschung aufgestellt werden) verzichtet und sich auf diese Weise offen halten möchte für im Forschungsprozess selbst zu generierende Erkenntnisse über die konkreten Zusammenhänge innerhalb dieses Gegenstandsbereichs. Die Gruppendiskussion in der vom Autor entfalteten methodologischen Fundierung durch die "dokumentarische Methode" ist einer der Wege, die einen Zugang zur Praxis des Handelns eröffnen. In Anknüpfung an die Kultursoziologie von Bourdieu und auf der Basis der Wissenssoziologie von Karl Mannheim wird dieser Zugang auch als "praxeologisch" bezeichnet. Hiermit verbunden ist die Unterscheidung zwischen der sozialwissenschaftlichen Beobachtung und Interpretation der Praxis des Handelns der Akteure einerseits und der Beobachtung und Interpretation der Theorien, also der Common Sense-Theorien, welche diese Akteure selbst über ihr eigenes Handeln entwickelt haben, andererseits. Die Methode geht dahin, sich von den AkteurInnen über eine bereits vollzogene Praxis retrospektiv oder rekonstruktiv berichten zu lassen. Dies geschieht in Form von Erzählungen und Beschreibungen, also in Form von Interviews oder Gruppendiskussionen. (ICA2)