Gesundheitsbewegungen in den USA: neue Initiativen im "anderen Amerika"
In: Reihe Perspektiven der Sozialpolitik 5
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In: Reihe Perspektiven der Sozialpolitik 5
In: Dokumentation des Gesundheitstages Berlin 7
Der Prozeß der zunehmenden Ersetzung staatlicher Gesundheitspolitik durch eine Kostenpolitik führt zu verstärkten- Versuchen der ideologischen und tatsächlichen Vereinnahmungder alternativen Gesundheitsbewegungen (Selbsthilfe als Subsidiarität von unten). Die in diesem Sektor vorhandenen innovatorischen Potentiale könnten sich auf dem: Gebiet der modernen Volkskrankheiten (Prävention und Betreuung) als sehr nützlich erweisen. Die Frage ihrer Weiterentwicklung oder ihres Untergangs durch Subsumption unter die Prinzipien von Marktökonomie bzw. unbezahlten sozialen Dienstleistungen ist deshalb ein wichtiges Element der Beurteilung der Entwicklung präventiver und kompensatorischer Sozialpolitik. Die gegenwärtigen Entwicklungen von und in Gruppen innerhalb der alternativen Gesundheitsbewegung verweisen auf drei Tendenzen: - Solche Gruppen, entwickeln sich zunehmend zu arbeitsteilig und nachfrageorientiert organisierten Gebilden zur Erzeugung von Waren und Dienstleistungen für Gesundheit und Wohlbefinden (Prozeß der Verbetrieblichung). - Insgesamt werden dadurch Produktion und Konsum von Dienstleistungen für Gesundheit und Wohlbefinden ausgedehnt; der Anteil der direkten Marktbeziehungen in diesem gesellschaftlichen Bereich nimmt dadurch zu (Prozeß der Marktorientierung). - Diese Tendenz koinzidiert mit den aktuellen Tendenzen der staatlichen Sozial- und Gesundheitspolitik; die u.a. dadurch gesetzten ökonomischen Rahmenbedingungen verstärken den Entscheidungsdruck zwischen Marktorientierung oder unbezahlten sozialen Dienstleistungen (Prozeß der Vereinnahmung). Aspekte dieser Tendenzen, ihrer Verarbeitung in Selbstverständnis und Außendarstellung sowie möglicher Alternativen, werden am Beispiel einer relativ hoch entwickelten Service- Einrichtung aus dem alternativen Sektor dargestellt und diskutiert.
BASE
Wie aus dem Nichts taucht Anfang der 80er Jahre eine neue Krankheit auf: AIDS. Medizin und Gesundheitsbewegung, schwule Szene und Politik sehen sich herausgefordert und bilden eine Allianz für Aufklärung. Diese Arbeit zeichnet die Entwicklung der AIDS-Politik nach: dargestellt werden verschiedene Interessen und Konzepte, alte Standeskämpfe in Politik und Medizin, neue Wege in der Gesundheitsförderung. Gefragt wird aber auch nach den tabuisierten Aspekten der AIDS-Debatte und welche Schlussfolgerungen sich heute für die Gesundheitpolitik ergeben: Ist AIDS ein Modellfall für die Gesundheitsförderung?
In: WSI-Mitteilungen: Zeitschrift des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung, Band 44, Heft 9, S. 522-532
ISSN: 0342-300X
"In den Gewerkschaften hat in den letzten Jahren eine deutliche Aktivierung der Politik im Gesundheitsschutz in der Arbeitsumwelt eingesetzt. Mit einem gewissen Zeitverzug gegenüber der allgemeinen Umweltdiskussion erweisen sich zunehmend auch Arbeitsumweltthemen als öffentlichkeitswirksam und mobilisierungsfähig. Der Gesundheitsschutz in der Arbeitsumwelt steht vor allem wegen der bestehenden Umsetzung der fortschrittlicheren Bestimmungen des EG-Rechtes zum Arbeitsumweltschutz vor einer neuen Reformphase. Hierdurch wachsen auch die Anforderungen an die gewerkschaftliche Interessenvertretung beträchtlich. Vor allem durch neue tarifliche und betriebliche Handlungsansätze muß die aktive Rolle der einzelnen Arbeitnehmer und Belegschaften gestärkt werden mit dem Ziel der Initiierung einer breiten Gesundheitsbewegung in den Betrieben." (Autorenreferat)
In: Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis, Band 21, Heft 49/50, S. 119-128
ISSN: 0722-0189
In dem Buch "Die Nemesis der Medizin" hat Ivan Illich behauptet, daß das Medizinsystem die größte Bedrohung für die Gesundheit darstellt. Im Kontext dieses Ansatzes vertritt die Autorin die These, daß das bürokratisch und verwaltungstechnisch angeleitete, von Gesundheitsbewegungen und Patientenkollektiven unterstützte, durch Erziehung "eingebläute" und durch eine Vielfalt von Ritualen verinnerlichte "Streben nach Gesundheit" ein pathologisches Unterfangen ist. In den letzten fünfzig Jahren hat sich das Schwergewicht vom Heilen der Kranken auf das "Einstellen" der Gesunden, von der Behandlung durch den Fachmann auf die biologische Optimierung im Rahmen eines multiprofessionellen Gesundheitssystems umgestellt. "Gesundheit" ist damit zu einer polyvalenten Funktion des Sozialsystems geworden. Die Autorin untersucht die Folgen des "Selbstzwangs zur Gesundheit" für das Selbstverständnis der Frauen und ihr Gesundheitsverhalten. (pre)
In: Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis, Band 21, Heft 49/50, S. 141-149
ISSN: 0722-0189
Das Unbehagen an der "Schulmedizin" mit ihren "Apparaten" und den "unpersönlichen, kalten technischen Praktiken" hat viele Frauen (und Männer) veranlaßt, sich nach Alternativen umzusehen von homöopathischen und psychotherapeutischen Methoden bis hin zu alten Hausmitteln. Die Autorin untersucht und diskutiert in kritischer Absicht die alternativen Ansätze als "Opium" der verunsicherten Mittelschichten. Durch eine Analyse des Buch "Krankheit als Weg" von Thorwald Dethlefson wird die Ideologie der alternativen esoterischen Gesundheitsbewegung aufgedeckt. Der Glaube, Krankheiten auf spirituellem Wege beizukommen, setzt Gesundheit aufs Spiel. Die Autorin resümiert: "Die Bereitwilligkeit von Frauen, ihren Verstand aufzugeben und sich im Aberglauben zu verlieren, kommt bestimmten patriarchalen Kreisen sehr entgegen." (pre)
In: Ambulante Gesundheitsarbeit, S. 84-101
Es wird die These vertreten, daß die ökonomische Eigendynamik der alternativen Gesundheitsszene, soweit sie sich als Waren- und Dienstleistungsangebot verstetigt und verbetrieblicht, in die gleiche Richtung läuft wie die derzeitige Sozialpolitik: es dominieren die Reprivatisierung der Produktion und die Marktsteuerung der Verteilung von Gesundheits- und Sozialgütern. Dabei ergeben sich für alternative Gruppen im Übergangsbereich zwischen selbstbestimmtem Kollektiv und marktorientiertem Kleinunternehmen eine ganze Reihe von Entwicklungsmöglichkeiten und Gefahren, die am Beispiel zweier Projekte der ambulanten Hilfe für Behinderte erläutert werden. Es wird darauf hingewiesen, daß die Suche nach gesundheitspolitisch tragbaren Kompromissen einen Reflexions- und Diskussionsprozeß bei den beteiligten Gruppen voraussetzt, der bisher vermieden worden ist. Das Innovationspotential der Gesundheitsbewegung sollte dadurch nutzbar gemacht werden, daß sich die Institutionen der Sozialen Krankenversicherung den neuen Entwicklungen mehr als bisher anpassen. (GB)
In: "Gesundheitsreform" und die Folgen, S. 167-170
In dem Beitrag setzen sich die Autoren mit der Arbeit von Hagen Kühn "Gesundheitsförderung und Interessenvertretung. Zur Rolle von Gewerkschaften und Gesundheitsbewegung" (in Argument-Sonderband 186, 1989) auseinander. In dieser Arbeit diskutiert Kühn die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für erfolgreiches gewerkschaftliches Handeln in kritischer Auseinandersetzung mit dem Artikel der Autoren "Gesundheit - ein Stiefkind der Arbeitskultur" (in Argument-Sonderband 162, 1989). Auf die Einwände Kühns hin präzisieren sie die Fragestellung ihres ersten Beitrages wie folgt: Welche subjektiven, wenngleich kulturell tradierten Bedürfnisse und Gewohnheiten halten die Beschäftigten davon ab, sich individuell und/oder kollektiv für ihre Gesundheitsinteressen am Arbeitsplatz einzusetzen? Die Autoren sind entgegen Kühn davon überzeugt, daß die Gewerkschaften nur dann langfristig erfolgreich sein können, wenn eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den subjektiv-kulturellen Motiven der Beschäftigten erfolgt. (pmb)
In: Psychologie und Gesellschaftskritik, Band 19, Heft 4, S. 5-21
'Bewegung und Gesundheit - Gesundheit durch Bewegung. Fitneß. Well-Being. Bis in alle deutsche Provinz. Auf Krankenschein. Oft freilich trügt der Schein: Bewegung macht so wenig gesund wie Gesundheit schön ist. Das versprechen Bilder, Chiffren letztlich für Glückserwartungen. Als Bumerangeffekt herauskommen könnte durchaus als neue Gesundheitsbewegung ein Leerstellen besetzender saluto-genetischer Totalitarismus. Und alles könnte suchthaft um-schlagen: Aus Lauf würde Wahn ... Entsprechend deute ich beanspruchte Gesundheit durch neue Bewegungskultur und Fitneß-Ästhetik: Als gesellschaftliche Zwangsveranstaltung, die im neuen Deutschland das protestantisch-asketische Moment verstärkt und letztlich - immer risikobehaftet - aktuelle Lebens-Lust einschränkt. Und weil auch aktive Jogger und Walker und Wogger gelegentlich 'vor der Zeit' sterblich sind, betone ich, wenngleich fragend-betont, das 'dionysische' Moment unserer conditio humana.' (Autorenreferat)
In: Forschungsjournal Neue soziale Bewegungen, Band 2, Heft 3/4, S. 67-75
ISSN: 0933-9361
Ellis E. Huber ist der erste Ärztekammerpräsident, der sich selbst der "Gesundheitsbewegung" sozial kritischer Ärzte und Patienten zurechnet. Im vorliegenden Beitrag beschreibt er das Selbstverständnis der "Fraktion Gesundheit", die die Politik der Berliner Ärztekammer vor standespolitischer Borniertheit bewahren und an ihrer öffentlichen Verantwortung orientieren will. Voraussetzung dafür sei ein verändertes ärztliches Berufsverständnis und eine neue Sicht der ärztlichen Verantwortung. Er beschreibt die Entwicklung dieses neuen Verständnisses von Medizin und Gesundheit seit Beginn der siebziger Jahre: den Abschied vom Modell expertokratisch definierter Gesundheitssicherung, die Versuche einer Integration von medizinischer und psychosozialer Betreuung, das neue Interesse an der Psychosomatik, das Entstehen von psychosozialen Beratungsstellen und Gruppenpraxen und später das Entstehen einer alternativen Standespolitik. Mit ihrer Neudefinition des Verhältnisses zwischen Ärzteschaft und Gesellschaft will die "Fraktion Gesundheit" bewußt an Berliner Traditionen der Sozialmedizin anknüpfen. (pka)
In: Theorie und Praxis der sozialen Arbeit: TUP, Band 49, Heft 5, S. 163-169
ISSN: 0342-2275
In der sozial- und fachpolitischen Diskussion scheinen Selbsthilfegruppen und -organisationen zunehmende Bedeutung zu erlangen. Bei kritischer Retrospektive nach den Kriterien sozialpolitischer Rahmenbedingungen, Organisationsformen, Finanzierung und Innovationsfähigkeit läßt sich jedoch eine deutliche Stagnation feststellen. In den Ausbaujahren des Sozialstaates hat deren Anerkennung als Träger sozialer Dienste eine veränderte Beziehung zu den Verbänden der freien Wohlfahrtspflege i.S. staatlicher Einbindung bewirkt. Ein zunehmender Legitimationsdruck bewirkte dagegen aber auch immer unflexiblere und bürokratischere Reaktionen auf soziale Problemlagen. Infolge der mitunter überschätzten Erfolge z.B. der Gesundheitsbewegung hat sich eine Unmenge an informellen Selbsthilfegruppen und -initiativen entwickelt, hin zu einem wettbewerbsähnlichen System vieler Organisationen, auch zwischen privaten und öffentlichen Trägern. Entgegen der ursprünglichen Intention der finanziellen Förderung als Gemeinschaftsaufgabe, war bei Selbsthilfe eine Stagnation eingetreten. Die "wahren" Anwälte der Selbsthilfe und damit die Adressaten der Förderansprüche (bei knappen Finanzmitteln) sind nicht eindeutig zu bestimmen. Aus der Bewertung der Ist-Situation werden Notwendigkeiten für eine optimale Entwicklung vorgeschlagen. (DJI/EL)
In: Gegenwartskunde: Zeitschrift für Gesellschaft, Wirtschaft, Politik und Bildung, Band 32, Heft SH. 4, S. 113-125
ISSN: 0016-5875
Das Gesundheitswesen in der Bundesrepublik ist gekennzeichnet durch eine "Verschränkung von Staats- und Verbandsmacht", die den Handlungsspielraum staatlicher Gesundheitspolitik erheblich beschränkt. Darüberhinaus ist zu beachten, daß der Gesundheitszustand der Bevölkerung wesentlich von den "wirtschaftlichen und sozialen Lebensbedingungen" und den Faktoren des primären Netzwerks" (Lebensweise) abhängig ist. Maßnahmen zu einer "Neuorientierung der Gesundheitspolitik" können nach angebots- und konsumentenorientierten Strategien unterschieden werden, wobei für letztere Variante das Erreichen einer bestimmten medizinischen Versorgungswelle Voraussetzung ist. Angebotsorientierte Strategien der Weiterentwicklung der medizinischen Infrastruktur in der sozialpolitischen Gesetzgebung der siebziger Jahre in der BRD sind: (1) Einstieg in die Prävention; (2) Neuordnung der Krankenhausfinanzierung; (3) Erhöhung der Arzneimittelsicherheit; (4) Arbeitsschutz. Merkmale solcher angebotsorientierter Strategien sind der Ausbau vorhandener Institutionen, die Ausnutzung von Verbandsantagonismen durch die staatliche Gesundheitspolitik und eine quantitative und qualitative Vermehrung des "Angebots an Gesundheitsleistungen". Ausgangspunkte für die Formulierung konsumentenorientierter Strategien sind der Ausschluß der Patienten von der gesundheitspolitischen Diskussion und die Vermittlung (Mediatisierung) der Patientenbedürfnisse durch Verbände von Institutionen. Kostensteigerungen im Gesundheitswesen, Medizinerschwemme und eine "para-institutionelle Gesundheitsbewegung" erfordern konsumentenzentrierte Strategien der Verbände im Gesundheitswesen. (IB)
Eine Art Festschrift für die 2004 emeritierte Bremer Professor für Lebenswelt-, Gesundheits- und Krankheitsforschung Annelie Keil (BA 2/00). Bekannte Vertreter der Gesundheitsbewegung, wie z.B. Ellis Huber (BA 5/04), E. Göpel ("Macht Geld PatientInnen gesund?": ID 9/00), Alf Trojan ("Gesundheit fördern statt kontrollieren": ID 50/92), H. Milz (BA 1/95) oder die ehemalige Bibliothekarskollegin und heutige Professorin für Global Health an der Yale University, I. Kickbusch, entwerfen hier so etwas wie eine europäische Gesundheitspolitik - ein Gesundheitswesen, das jenseits von Staat und Marketing eine integrierte Gesundheitsversorgung realisiert, in der alle Beteiligten in sozialer Verantwortung und im Dienste einer individuellen und psychosozialen Gesundheit agieren. Die Autoren stellen hierfür sowohl die Kriterien und Bedingungen als auch die zu entwicklenden Strategien zusammen. - Ergänzend zu den momentan boomenden Titeln zur "Gesundheitsrevolution" von E. Huber (s.o.), D. Grönemeyer (ID 43/03) oder J. Blech (BA 10/03). (3) (Uwe-F. Obsen)