Muslime im Zwischenkriegseuropa und die Dekonstruktion der Faszination vom Westen: eine kritische Auseinandersetzung mit Šakīb ʾArslāns Artikeln in der ägyptischen Zeitschrift al-Fatḥ (1926 - 1935)
In: Bonner Islamstudien Bd. 33
Šakīb Arslān (1869–1946) gehörte zu den bedeutendsten und talentiertesten arabischen Schriftstellern seiner Generation. In den Jahren von 1918 bis 1946 konnte sich der gebürtige Libanese aus seinem europäischen Exil heraus weltweit als einer der einflussreichsten Vertreter des Reformislams und der arabischen Sache etablieren. Seine Schriften und seine anti-kolonialen Aktivitäten waren eine Inspirationsquelle für viele jüngere Muslime, die von einer baldigen Befreiung ihrer Heimatländer von der europäisch-kolonialen Herrschaft träumten. Arslān legte großen Wert darauf, die Unabhängigkeitsbewegungen in der arabischen und islamischen Welt an die panislamische Ideologie zu binden. Das Aufkommen nationalistisch-säkularer Bewegungen in muslimischen Ländern stellte für ihn eine der größten Gefahren dar, die es nach der Wende des Ersten Weltkrieges um jeden Preis zu beseitigen galt. Die vorliegende Studie ist eine Auseinandersetzung mit Šakīb Arslāns zahlreichen Artikeln in der ägyptischen neo-salafitischen Zeitschrift al-Fatḥ, die er zwischen 1926 und 1935 veröffentlichte. Sie bietet einen Einblick in die Ideenwelt eines arabischen Exilanten, der seine Hoffnungen, Ängste und Erwartungen mit einem islamisch-orientierten Publikum teilt, in der Hoffnung, den Islam als sozio-politische Ordnung in einer völlig transformierten Welt aufrechtzuerhalten. Zum Autor: Mehdi Sajid studierte Islamwissenschaft und Philosophie in Bonn. Die vorliegende Dissertation erfolgte am Institut für Orient- und Asienwissenschaften an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Mehdi Sajid ist Mitherausgeber des Sammelbandes Muslims in Interwar Europe. A Transcultural Historical Perspective (Brill 2015). Seit Dezember 2014 ist er Postdoc-Forscher am Department of Philosophy and Religious Studies an der Universität Utrecht.