Familie und Gesundheit
In: Handbuch Gesundheitswissenschaften, S. 517-540
Die Familie gilt als zentrales Setting für das alltägliche Gesundheitshandeln, für die Ausbildung gesundheitsrelevanter Verhaltensweisen, als Ort der Erholung und als Quelle sozialer Unterstützung. Sie trägt zum Wohlbefinden bei und bietet Unterstützung im Krankheitsfall. Der Familienbegriff ist dabei weit zu fassen: Er umfasst nicht nur heterosexuelle, verheiratete Paare mit Kindern, sondern schließt nichteheliche Lebensgemeinschaften (hetero- und homosexuell) ebenso ein wie Partnerschaften und Ein-Eltern-Haushalte. Die Rahmenbedingungen, unter denen Familien leben, sind nicht zuletzt vor dem Hintergrund einer aktivierenden statt unterstützenden Sozialpolitik schwieriger geworden. So stellt sich die Frage, wie Familien unterstützt werden können, deren Bewältigungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind. Der vorliegende Beitrag lenkt den Blick auf die gesundheits- und familienpolitischen Rahmenbedingungen und verknüpft strukturelle Einflussfaktoren (z. B. das Armutsrisiko von Ein-Eltern-Familien) mit gesundheitswissenschaftlichen Befunden. Einer Definition des Familienbegriffs und einem epidemiologischen Überblick zum Zusammenhang zwischen Lebensform und Gesundheit schließt sich eine Skizze der Erklärungsansätze zur protektiven Wirkung des Familienverbundes an. Diese liegt in vier Bereichen: soziale Unterstützung, Hilfen im Krankheitsfall und bei Pflegebedürftigkeit, Erholung und gesundheitsförderlicher Lebensstil. Der Beitrag thematisiert abschließend am Beispiel der familialen Pflege die Interaktion zwischen personalen und sozialen Faktoren und schließt mit gesundheitspolitischen Konsequenzen. (ICI2)