"Entwickeln sich Parallelgesellschaften von Zuwanderern aus der Türkei, und was würde eine solche Entwicklung für die Zukunft der Integration in Deutschland bedeuten? Die Datenanalyse zu Lebenslagen der türkeistämmigen Bevölkerung zwischen 1999 und 2009 belegt eine nur geringe empirische Substanz der Behauptung,der Rückzug in die eigene Ethnie sei eines der drängendsten Integrationsprobleme." (Autorenreferat)
Der Beitrag begründet folgende These und Perspektive der Argumentation: Das Problem am "Ausländerproblem" ist, dass Gruppen von Menschen wegen ihrer fremden ethnisch-kulturellen Herkunft in ihrer Würde, ihrer Persönlichkeitsentwicklung und ihren Lebenschancen beeinträchtigt und von den universalistischen Gleichheitskriterien de facto ausgeschlossen sind. Mittels der "Stigma"-Theorie von Goffman (sie ist sozialkonstruktivistisch angelegt) werden diskriminierungstheoretische Überlegungen zum Konzept der (internationalen) "ethnischen Schichtung als etabliertem System kollektiver Diskriminierung" entwickelt. Die Ausführungen zeigen insgesamt Folgendes: Es handelt sich bei ethnischer Schichtung um die Verlagerung von direkter, offener Diskriminierung in strukturelle Diskriminierung. Sie bewirkt Segregation und soziale Statusvererbung. Formale (juristische) Gleichheit, so das Fazit, schließt "strukturelle Diskriminierung" keineswegs aus. (ICA2)
Die Untersuchung hat zwei Ziele: Sie versucht erstens Licht in die letzten Diskussionen um Inklusion und Exklusion und das Verhältnis zwischen sozialer Differenzierung und sozialer Ungleichheit (wie sie in der Systemtheorie nach Luhman ausgeführt wird) Licht zu bringen. Zum Zweiten wird gezeigt, daß die Bedeutung von Inklusion nur einen speziellen Aspekt des breiteren Konzeptes der Integration abdeckt und normalerweise im Kontext von Soziologie der Migration und der interethnischen Beziehungen benutzt wird. Die verschiedenen Dimensionen des Konzepts Integration werden dann aufgezeigt und zwar unter Berücksichtigung spezieller Aspekte der Integration von Migranten und ethnischen Minderheiten: ethnische Konflikte, strukturelle Assimilation, ethnische Pluralisierung und ethnische soziale Schichtung. (LOÜBERS)
In: Swiss political science review: SPSR = Schweizerische Zeitschrift für Politikwissenschaft : SZPW = Revue suisse de science politique : RSSP, Band 7, Heft 2, S. 97-108
Der Autor entwickelt in seinem Beitrag die These, dass es zur so genannten strukturellen Assimilation keine Alternative geben kann, wenn man die Marginalisierung der Migranten und das Entstehen dauerhafter ethnischer Schichtungen verhindern will. Unter "struktureller Assimilation" wird dabei der Einbezug der Migranten in das Bildungssystem und den Arbeitsmarkt, d.h. in die zentralen Institutionen der Aufnahmegesellschaft verstanden, was im Widerspruch zu einem Konzept der kulturellen Pluralisierung steht, das auch auf die räumliche, politische oder institutionelle Eigenständigkeit der ethnischen Gruppen auf der Ebene von Kollektiven abzielt. Nach Meinung des Autors kann es eine kulturelle Pluralisierung - vor dem Hintergrund der funktional differenzierten Gesellschaften - nur auf der Ebene der individuellen Lebensgestaltung geben. Zur Begründung seiner These diskutiert er einige zentrale theoretische Konzepte der Migrationssoziologie und untersucht sie hinsichtlich der empirischen Zusammenhänge von (System-) Integration, Assimilation und Segmentation, ethnischer Schichtung und sozialer Ungleichheit. Erst auf der Grundlage der sozialen Integration in die Aufnahmegesellschaft ist auch eine kulturelle Pluralisierung möglich, die das Aufkommen ethnischer Schichtungen vermeidet. (ICI2)
In: Swiss political science review: SPSR = Schweizerische Zeitschrift für Politikwissenschaft = Revue suisse de science politique, Band 7, Heft 2, S. 97-108
Der Autor entwickelt in seinem Beitrag die These, dass es zur so genannten strukturellen Assimilation keine Alternative geben kann, wenn man die Marginalisierung der Migranten und das Entstehen dauerhafter ethnischer Schichtungen verhindern will. Unter "struktureller Assimilation" wird dabei der Einbezug der Migranten in das Bildungssystem und den Arbeitsmarkt, d.h. in die zentralen Institutionen der Aufnahmegesellschaft verstanden, was im Widerspruch zu einem Konzept der kulturellen Pluralisierung steht, das auch auf die räumliche, politische oder institutionelle Eigenständigkeit der ethnischen Gruppen auf der Ebene von Kollektiven abzielt. Nach Meinung des Autors kann es eine kulturelle Pluralisierung - vor dem Hintergrund der funktional differenzierten Gesellschaften - nur auf der Ebene der individuellen Lebensgestaltung geben. Zur Begründung seiner These diskutiert er einige zentrale theoretische Konzepte der Migrationssoziologie und untersucht sie hinsichtlich der empirischen Zusammenhänge von (System-) Integration, Assimilation und Segmentation, ethnischer Schichtung und sozialer Ungleichheit. Erst auf der Grundlage der sozialen Integration in die Aufnahmegesellschaft ist auch eine kulturelle Pluralisierung möglich, die das Aufkommen ethnischer Schichtungen vermeidet. (IZ-Doku)
In kritischer Auseinandersetzung mit zwei einflussreichen Modellen der Migration und Integration (Assimilation, Pluralismus) erarbeitet der Verfasser ein differenziertes Konzept für ein tief greifendes Verständnis der Strukturbedingungen von Integration unter den Gegebenheiten funktional und plural ausdifferenzierter Gesellschaften. Mit den Phänomen der Migration ergeben sich für die beteiligten Akteure und für das Aufnahmeland charakteristische Problemkonstellationen. Ethnische Vielfalt besteht im Idealfall ohne ethnische Schichtungen, in denen vertikale Differenzen zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen bestehen bleiben. Die Ausbildung ethnischer Schichtungen ist dabei keine zwangsläufige Folge von Migration, sondern lässt sich auch auf die rechtlichen und strukturellen Voraussetzungen zurückführen, die das Aufnahmeland bereitstellt. Mit steigender Gruppengröße sinkt die Motivation zur Assimilation ("Parallelgesellschaften"). Der Verfasser erarbeitet ein umfassendes Verständnis der Bedeutung von Migration in der global verflochtenen, funktional ausdifferenzierten modernen Gesellschaft und schließt seinen Beitrag mit Überlegungen zur Möglichkeit einer Rejustierung der institutionellen Rahmenbedingungen für Migration und strukturelle Assimilation. (ICE2)
Im vorliegenden Beitrag wird der Frage nachgegangen, ob und unter welchen Bedingungen die Begegnung von Gruppen unterschiedlicher ethnischer Herkunft zu Spannungen und Konflikten führt und welche Folgen langfristig für eine "moderne" bzw. "komplexe" Gesellschaft zu erwarten sind. Im Unterschied zu den Prognosen der Klassiker der Soziologie - wie Karl Marx und Max Weber - stellt der Autor fest, dass die ethnische Pluralisierung und die damit verbundenen ethnischen Konflikte mit der Modernisierung der Gesellschaft eher zu- als abnehmen. Nach einer Klärung des allgemeinen Konflikt-Begriffs und einer schematischen Darstellung des "Koordinationsmodells" in Bezug auf das Handeln von Gruppen betrachtet er die ethnischen Konflikte als besondere Form von "inter-ethnischen Beziehungen" und entwirft eine Typologie von Inter-Gruppen-Beziehungen. Er geht ferner auf die regionalen Ungleichheiten und auf die Differenzierungen des Arbeitsmarktes als strukturelle Bedingungen für die Entstehung von ethnischen Konflikten ein. Bei den Prozessen der alltäglichen Durchsetzung ethnischer Differenzierungen hebt er die Prozesse der sozialen Distanzierung, der räumlichen Segregation und der ethnischen Segmentation hervor. Abschließend wird die Entstehung von ethnischen Schichtungen und die Mobilisierung von ethnischen Bewegungen im Modernisierungsprozess betrachtet. (ICI)
Der Autor untersucht die Frage, inwieweit sich eine multikulturelle Gesellschaft bzw. die negativen Effekte der ethnischen Segmentation, der sozialen Distanzierung und der strukturellen Spaltung durch kommunikative Prozesse beeinflussen lassen. Hierzu stellt er zunächst die zentralen Konzepte der Migrationssoziologie zu den interethnischen Beziehungen vor, um anschließend ein Modell der Bedingungen für die Wirkung von Kommunikation zu entwickeln. Das Modell zur massenmedialen Beeinflussung erläutert er an zwei Beispielen, die aus einer Untersuchung über ethnische Vorurteile in der Aufnahmegesellschaft und über die strukturelle Assimilation von Migranten im Bildungsbereich stammen. Aufgrund der deutlichen Verfestigung ethnischer Schichtungen kann der Einfluss der Medienkommunikation zur sozialen Integration von Migranten und ethnischen Minderheiten insgesamt als eher gering eingeschätzt werden. (ICI)