Inhalt: B Demografie und Erwerbsbeteiligung; B.I Einführung und Resümee; B.II Demografischer Wandel und Beschäftigung; B.III Frauenerwerbstätigkeit; B.IV Erwerbsbeteiligung Älterer; B.V Erwerbsbeteiligung im internationalen Vergleich; Literatur zu Kapitel B
"Politikmaßnahmen zur Beeinflussung der Erwerbsbeteiligung, also der Angebotsseite des Arbeitsmarktes, finden zunehmend mehr Beachtung: Zur Integration der Frauen in den Arbeitsmarkt werden Elternurlaub, Teilzeitarbeit und eine familienstatusunabhängige Einkommensteuer diskutiert. Zur Entlastung des Arbeitsmarktes wurde in der Bundesrepublik das Vorruhestandsgesetz eingeführt und gleichzeitig wird mit Blick auf den drohenden 'Rentnerberg' über Möglichkeiten einer höheren Alterserwerbstätigkeit nachgedacht. Eine Teilrente, die Teilzeitarbeit und (Teil-)Rentenbezug miteinander kombiniert, wird zur Vermeidung des 'Rentnerschocks' als weicher Übergang vom Berufs- in das Pensionärsleben vorgeschlagen. So engagiert diese Maßnahmen teilweise auch vertreten werden, so unklar ist aber ihre tatsächliche Wirkung auf die Erwerbsentscheidung. In diesem Beitrag werden daher in einem internationalen Vergleich zwischen Schweden und der Bundesrepublik Deutschland die Wirksamkeit solcher oder ähnlicher Maßnahmen analysiert. Beide Länder haben eine teils entgegengerichtete, teils aber auch gleichgerichtete Gesellschafts- und Sozialpolitik verfolgt. Insbesondere die Erwerbsbeteiligung der Frauen ist in Schweden sehr viel höher als in der Bundesrepublik. In Schweden wurden frühzeitig ein Eltern- und Pflegeurlaub für berufstätige Eltern mt einer Arbeitsplatzgarantie sowie ein Recht auf Teilzeitarbeit eingeführt. Die Rentenregelungen ermöglichen in Schweden wie in der Bundesrepublik ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Erwerbsleben, gleichzeitig wurde in Schweden die Teilrente eingeführt. Schweden ist also ein 'Vorreiter' bei zahlreichen wohlfahrtsstaatlichen Maßnahmen und deshalb ein ideales Vergleichsland für die Bundesrepublik. Die empirischen Analysen zeigen zwar, daß das Erwerbsverhalten im hohen Maße habitualisiert ist und durch langfristige Faktoren geprägt wird. Aber dennoch wird es auch durch institutionelle Faktoren beeinflußt, wobei überwiegend diejenigen Maßnahmen erfolgreich waren, die reale Handlungsoptionen eröffneten. Weniger bedeutend ist dagegen eine Sozialpolitik, die lediglich finanzielle Anreize bietet." (Autorenreferat)
"Politikmaßnahmen zur Beeinflussung der Erwerbsbeteiligung, also der Angebotsseite des Arbeitsmarktes, finden zunehmend mehr Beachtung: Zur Integration der Frauen in den Arbeitsmarkt werden Elternurlaub, Teilzeitarbeit und eine familienstatusunabhängige Einkommensteuer diskutiert. Zur Entlastung des Arbeitsmarktes wurde in der Bundesrepublik das Vorruhestandsgesetz eingeführt und gleichzeitig wird mit Blick auf den drohenden 'Rentenberg' über Möglichkeiten einer höheren Alterserwerbstätigkeit nachgedacht. Eine Teilrente, die Teilzeitarbeit und (Teil-)Rentenbezug miteinander kombiniert, wird zur Vermeidung des 'Rentenschocks' als weicher Übergang vom Berufs- in das Pensionärsleben vorgeschlagen. So engagiert diese Maßnahmen teilweise auch vertreten werden, so unklar ist aber ihre tatsächliche Wirkung auf die Erwerbsentscheidung. In dem Beitrag werden daher in einem internationalen Vergleich zwischen Schweden und der Bundesrepublik Deutschland die Wirksamkeit solcher oder ähnlicher Maßnahmen analysiert. Beide Länder haben eine teils entgegengerichtete, teils aber auch gleichgerichtete Gesellschafts- und Sozialpolitik verfolgt. Insbesondere die Erwerbsbeteiligung der Frauen ist in Schweden sehr viel höher als in der Bundesrepublik. In Schweden wurden frühzeitig ein Eltern- und Pflegeurlaub für berufstätige Eltern mit einer Arbeitsplatzgarantie sowie ein Recht auf Teilzeitarbeit eingeführt. Die Rentenregelungen ermöglichen in Schweden wie in der Bundesrepublik ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Erwerbsleben, gleichzeitig wurde in Schweden die Teilrente eingeführt. Schweden ist also ein 'Vorreiter' bei zahlreichen wohlfahrtsstaatlichen Maßnahmen und deshalb ein ideales Vergleichsland für die Bundesrepublik. Die empirischen Analysen zeigen zwar, daß das Erwerbsverhalten im hohen Maße habitualisiert ist und durch langfristige Faktoren geprägt wird. Aber dennoch wird es auch durch institutionelle Faktoren beeinflußt, wobei überwiegend diejenigen Maßnahmen erfolgreich waren, die reale Handlungsoptionen eröffneten. Weniger bedeutend ist dagegen eine Sozialpolitik, die lediglich finanzielle Anreize bietet." (Autorenreferat)
"In diesem Beitrag wird vorgeschlagen, konzeptionell zwischen Erwerbsformen mit prekärem Potenzial, prekärer Arbeit im Haushaltszusammenhang und im Lebensverlauf und prekären sozialen Lagen zu unterscheiden. Da für ein solches erweitertes Verständnis von Prekarität das Normalarbeitsverhältnis ein zu enger normativer Bezugspunkt wäre, muss eine Verständigung über das Teilhabeversprechen gesicherter Erwerbsarbeit neu gesucht werden. Prekaritätsforschung muss insbesondere den Haushaltszusammenhang, in dem atypische Beschäftigungsverhältnisse eingegangen werden, und Muster des Erwerbsverlaufs als notwendige Kontextinformationen berücksichtigen. Ausgewähltes empirisches Material zu Erwerbskonstellationen und Lebensverlausmustern werden diskutiert. Die Bezugnahme auf Castels 'Zonen' der Integration und Gefährdung soll auf der sozialstrukturellen Ebene die zunehmend ungleichen Möglichkeiten von Haushalten bezeichnen, die materiellen Risiken unsicherer Erwerbsbeteiligung zu kompensieren und Möglichkeiten und Bedingungen von Erwerbs- und Sorgearbeit zu wählen." (Autorenreferat)
This contribution focuses on the relation between wage inequality, participation behavior and employment and the analysis in the project 'Flexibility of the wage distribution, inequality and employment'. In this project we investigate whether the popular idea of an encrusted German labor market with institutional regulations, minimum wages, high reservation wages, union power or insider behavior is consistent with the actual conditions. At first we critically assess the hypothesis that wage compression in Germany leads to employment losses. It can be shown theoretically that higher wage dispersion lower labor market participation as a negative side-effect. Empirical analyses support this result. A higher regional wage level as well as low unemployment -- as an indicator for the stability of jobs -- come along with high participation. A rise in wage dispersion in the lower part of the wage distribution is connected with decreasing employment participation, in the upper part with rising employment participation. As a further result it is shown that interdependencies between regions strongly matter. Additionally we highlight stylized facts about the development of wage inequality. We compare the US and Germany -- countries with high and low wage flexibility respectively -- based on harmonized micro data. We analyze the hypothesis that rigidities due to institutional influences imply a deformation of the wage distribution in the left tail. Such a characteristic wage compression would have to appear particularly for groups of low wage workers in countries like Germany. The comparison with the US labor market suggests the assumption that the deformation of the German wage structure with negative impacts on employment is a distorted picture. A further topic addresses the consequences of setting bounds to the extending inequality in the lower part of the wage distribution by introducing a wage floor. We focus on the effects of a minimum wage on wage inequality and employment. This minimum wage was introduced in 1997 in the German construction sector related to the German Workers Posting Law. We find positive wage effects of the minimum wage regulation in Eastern as well as in Western Germany, albeit the wage reaction in Eastern Germany was considerably larger. When it comes to employment effects, negative effects arise for Eastern Germany and positive for West Germany, although the latter are not always statistically significant. This result shows that a binding minimum wage does not necessarily imply negative employment effects. Finally, this contribution deals with a specific aspect of the wage inequality, the gender pay gap. The focus here is on the influence of the regional context. Having controlled for differences in individual characteristics, education and work places between men and women we show that the gender-specific wage differential is considerably higher in rural than in metropolitan areas. This differential has decreased notably in the last three decades in both regional types. The pay gap between young women and men in rural areas, in an environment with low firm density, is almost constantly ten percentage points higher during the whole observational period than in metropolitan settings. This result is consistent with a theoretical model that additionally takes into account market power of firms.
Der im Rahmen einer Tagung unter der Überschrift "Erwerbstätigkeit und soziale Lage der Frauen in den neuen Bundesländern - besser, schlechter oder anders als früher?" gehaltene Vortrag thematisiert die Auswirkungen der Transformation auf das Erwerbsverhalten der Frauen. Als zentrale Faktoren, die die Erwerbsbeteiligung und - orientierung von Frauen nach der Wende beeinflußten, werden behandelt: der generelle Trend einer Zunahme der Erwerbsbeteiligung von Frauen, globale Beschäftigungsprobleme und die Entwicklung der sozialen Rollenmuster. (IAB)
"Ergebnisse des Mikrozensus: Der in Deutschland einmal jährlich als Repräsentativerhebung bei einem Prozent aller Haushalte durchgeführte Mikrozensus liefert wichtige Daten über die Bevölkerung und den Arbeitsmarkt in Deutschland. Die Erhebungen zum Arbeitsmarkt beschränken sich nicht nur auf Daten über die Erwerbstätigkeit, sondern beziehen sich auch auf die Erwerbsbeteiligung, also das auf den Arbeitsmärkten verfügbare Potenzial. Dabei zeigen sich in den Daten des Mikrozensus 2003 für Bayern deutliche Unterschiede hinsichtlich Alter, Geschlecht, Familienstand und Ausbildung zwischen den am Erwerbsleben beteiligten Personen und den Nichterwerbspersonen. Im Gesamtniveau hat sich die Beteiligung am Erwerbsleben in den letzten zehn Jahren kaum geändert, allerdings gab es deutliche Verschiebungen." (Autorenreferat)
Der demografische Wandel und die Alterung der Gesellschaft sind auch an einer älter werdenden Erwerbsbevölkerung ablesbar. Dies wird die Sozialversicherungssysteme in vielen europäischen Ländern in den nächsten Jahren vor erhebliche Herausforderungen stellen, aufgrund vermehrter Erwerbsausstiege geburtenstarker Jahrgänge insbesondere auch Deutschland. Daher wird es sowohl gesellschaftlich als auch politisch zunehmend wichtiger werden, gerade ältere Personen so lange wie möglich im Erwerbsleben zu halten und die Beweggründe eines vorzeitigen Erwerbsausstiegs zu ermitteln. Das Ziel dieser Dissertation ist deshalb, Einflussfaktoren der Erwerbsbeteiligung älterer Personen auf dem deutschen Arbeitsmarkt und Erklärungen für die Erwerbsteilhabe mithilfe einer Lebenslaufperspektive zu ermitteln. Um die Beweggründe eines vorzeitigen Erwerbsausstiegs zu verstehen, werden zentrale Determinanten des Erwerbsausstiegs wie Gesundheit und psychosoziale Arbeitsbelastung sowie Erwerbsbiografien berücksichtigt und untersucht. Die vorliegende Dissertation umfasst drei empirische Studien, welche auf der "lidA – leben in der Arbeit"-Studie, einer prospektiven Kohortenstudie in Deutschland, basieren. In den Jahren 2011 und 2014 wurden sozialversicherungspflichtige Erwerbstätige der Jahrgänge 1959 und 1965 zu Themen wie Arbeit, Alter, Gesundheit und Erwerbsteilhabe befragt. In der Dissertation werden diese Befragungsdaten individuell mit Registerdaten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung verknüpft. Diese Sozialversicherungsdaten enthalten Informationen zu Beschäftigungsstatus und Erwerbsbeteiligung jeder Person auf dem deutschen Arbeitsmarkt ab 1975. Die erste Studie legt den Fokus auf das geschlechtsspezifische Lohngefälle, den Gender Pay Gap (GPG), als ein Beispiel für Erwerbsbiografien. In der Studie wird mittels Mehrebenenanalysen untersucht, wie sich die Einkommensverläufe von Männern und Frauen über das Erwerbsleben hinweg verändert haben. Die zweite Studie analysiert mithilfe von Pfadanalysen den Einfluss von psychosozialen Arbeitsbelastungen und Gesundheit auf die Frühberentungsabsichten von Erwerbstätigen in Abhängigkeit von unterschiedlichen Erwerbsbiografien, welche durch Sequenzanalysen auf Grundlage von Beschäftigungsformen ermittelt werden. Die dritte Studie beschäftigt sich mit dem Einfluss psychosozialer Arbeitsbelastungen auf den vorzeitigen Erwerbsausstieg und untersucht, welche Rolle Gesundheit in diesem Zusammenhang einnimmt. In der Studie wurde eine Survivalanalyse und darüber hinaus eine Mediationsanalyse angewandt. Mithilfe der Verknüpfung von Befragungs- und Registerdaten kann eine qualitativ hochwertige Datenbasis älterer Erwerbspersonen in Deutschland erzeugt werden. Die Ergebnisse aller drei Originalarbeiten verdeutlichen, dass eine Lebenslaufperspektive bei der Analyse von Erklärungsfaktoren der Erwerbsbeteiligung nützlich sein kann. Die Ergebnisse zeigen zum einen, dass der geschlechtsspezifische Verdienstunterschied weiterhin eine relevante Herausforderung auf dem deutschen Arbeitsmarkt darstellt und auch unabhängig von sozioökonomischen oder arbeitsbezogenen Faktoren beobachtbar ist. Zum anderen nimmt der GPG über das Erwerbsleben hinweg zu und ist somit vor allem für die ältere Erwerbsbevölkerung und deren Alterseinkünfte nach dem Erwerbsleben relevant. Darüber hinaus deuten die Ergebnisse darauf hin, dass hohe psychosoziale Arbeitsbelastungen mit einer vorzeitigen Berentungsabsicht verbunden sind, wobei Gesundheit in dieser Assoziation eine vermittelnde Rolle einnimmt. Weitere Ergebnisse zum vorzeitigen Erwerbsausstieg zeigen, dass ein schlechter Gesundheitszustand den Einfluss von arbeitsbedingtem Stress auf den vorzeitigen Erwerbsausstieg mediiert. Mit Blick auf das Erwerbsleben verdeutlichen die Ergebnisse der Dissertation die Rolle von Gesundheit im Zusammenhang mit psychosozialen Arbeitsbelastungen und dem Erwerbsverbleib älterer Erwerbstätiger in Deutschland. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung von Interventionen zur Verringerung von arbeitsbedingtem Stress, zur Förderung von Gesundheit und damit zur Verminderung des frühzeitigen Ausstiegs aus dem Arbeitsmarkt.
Der folgende Beitrag beschreibt einige Aspekte der Erwerbsbeteiligung von Frauen anhand von Informationen durch den Mikrozensus. So sind Frauen in stärkerem Maß als früher am Erwerbsleben beteiligt. Das Ausbildungsniveau von Frauen gleicht sich weiter dem der Männer an, die strukturellen Unterschiede bei der Erwerbstätigkeit zwischen Frauen und Männern haben sich, bei anhaltender Konzentration bei den Frauen auf wenige Berufsgruppen, nicht verringert. Erwerbsbeteiligung und Arbeitsmarktchancen von Frauen werden weiter auch von der familiären Situation beeinflußt. (TL2)