Die dokumentarische Interpretation von Lernorientierungen bei parteipolitisch Engagierten
In: Zeitschrift für qualitative Forschung: ZQF, Band 14, Heft 2, S. 327-344
ISSN: 2196-2146
Ausgangspunkt dieses Beitrags, in dem von den Ergebnissen einer kleineren Untersuchung berichtet wird, ist die Annahme, dass Menschen in Parteien informelle und nonformale Lernprozesse durchlaufen. Die Mitglieder der jeweiligen Partei knüpfen dabei auch an ihre eigene Lebensgeschichte und die in ihnen erworbenen Orientierungen, u.a. ihre "Lernorientierungen" (Nohl 2013), an. Diesen Zusammenhang von Lebenserfahrungen und Lernorientierungen (vgl. auch Nohl 2009, S. 7) habe ich in der Interpretation von drei narrativen Interviews (vgl. Schütze 1983), die ich mit langjährig und ehrenamtlich engagierten Parteipolitiker_innen auf kommunaler Ebene - von der Christlich Demokratischen Union (CDU) sowie von Bündnis 90/Die Grünen - geführt habe, in den Blick genommen. In der Auswertung, die der dokumentarischen Methode der Interpretation (vgl. Bohnsack 2010; Nohl 2009), verfolgte ich die Frage, wie parteipolitisch engagierte Menschen lernen und welche biographisch generierten Lernorientierungen die Lernprozesse strukturieren. Aus Platzgründen werde ich in diesem Aufsatz vor allem auf die empirisch erfassten Lernorientierungen und somit auf die Strukturiertheit des Lernens eingehen. Was die befragten Politiker_innen gelernt haben, wird nur in Umrissen angedeutet. Bevor ich die im Zugemeiner empirischen Analyse rekonstruierten Lernorientierungen vorstelle (Kapitel 2) und resümiere (Kapitel 3), möchte ich die theoretischen Grundlagen der Untersuchung darlegen (Kapitel 4).