Einübung in Bürgerlichkeit
In: Bürgerlichkeit ohne Bürgertum: in welchem Land leben wir?, S. 189-202
Mit der Frage nach der Bürgerlichkeit kann man in der heutigen Bundesrepublik schätzungsweise 15 Prozent der Bevölkerung ansprechen, die von ihren materiellen Voraussetzungen, ihrem Bildungshintergrund und ihrer beruflichen Position als Trägergruppe bundesrepublikanischer Bürgerlichkeit gelten können. Dabei sollte man nach Ansicht des Autors weniger die Selbstständigkeit des Erwerbs und ein ständisches Lebensführungsideal voraussetzen, sondern eine soziale Position, die eine gewisse berufliche Selbstverantwortung, die Möglichkeit einer Reflexion auf das gesellschaftliche Ganze und einen Sinn für persönliche Selbstständigkeit impliziert. Dies sind nach allgemeiner Auffassung die drei Kriterien von Bürgerlichkeit, welche übrig bleiben, wenn man diese nicht mehr unbedingt auf eine soziale Großgruppe des Bürgertums bezieht. Nach einer kursorischen Bestandsaufnahme der Sozialstrukturanalyse diskutiert der Autor folgende Fragestellungen: Die erste betrifft den Grund für die neue Attraktivität von Bürgerlichkeit. Die zweite Frage richtet sich darauf, was heute die Suche nach Traditionen von Bürgerlichkeit in Deutschland verstellt. In einem kurzen Rückblick auf die Bundesrepublik wird drittens untersucht, wie sich die Frage nach der Bürgerlichkeit in der Nachkriegszeit entwickelt hat. Schließlich geht es viertens darum, Kriterien für das anzudeuten, was ein bürgerlicher Lebensstil genannt werden kann. Zuletzt wird die Frage aufgeworfen, in welche Widersprüche sich die heutige Frage nach der Bürgerlichkeit verfängt. (ICI2)