Integration sozialer und medizinischer Dienste: Beispiele gemeindenaher Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland
In: WSI-Mitteilungen: Zeitschrift des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung, Band 38, Heft 10, S. 600-606
ISSN: 0342-300X
"Die derzeitigen häufigsten Erkrankungen und Behinderungen sind wesentlich ökonomisch und psychosozial bedingt bzw. mitbedingt. Darüber hinaus sind chronische Krankheiten und Behinderungen für die Betroffenen (und insbesondere für bereits sozial Benachteiligte) ein einschneidendes, ihr gesamtes Leben potentiell veränderndes Ereignis, das u.a. einhergehen kann mit der Gefährdung des Arbeitsplatzes. Im Gegensatz zur großen Bedeutung sozialer Faktoren bei der Entstehung und dem Verlauf der heutigen Massenkrankheiten steht die in der Bundesrepublik Deutschland vorhandene weitgehende (organisatorische, personelle, finanzielle) Trennung von medizinischen und sozialen Diensten mit der Folge, daß die rechtzeitige Erkennung. Prävention, Behandlung und Rehabilitation sozial bedingter bzw. mitbedingter Erkrankungen und Behinderungen erschwert bzw. verhindert wird. Soziale Dienste in der gemeindenahen Gesundheitsversorgung (Gesundheitszentren, Sozialisationen, sozialpsychiatrische Dienste, soziale Dienste der Krankenkassen usw.) nehmen zwar zahlenmäßig zu, ihre Ausstattung und die Möglichkeiten der Intervention im medizinisch dominierten Gesundheitswesen sind jedoch begrenzt. Echte kooperative Einrichtungen ('medizinische und soziale Dienste in gemeinsamer Verantwortung') sind selten, ihre gesundheitspolitische Bedeutung ist jedoch unbestritten." (Autorenreferat)