Für die dem Menschen dienlichen Leistungen der Natur hat sich der Begriff Ökosystemdienstleistungen etabliert. Auf der Basis des entsprechenden Konzepts sollen ökologische Leistungen (Gratis-Naturkräfte) besser in Entscheidungsprozessen berücksichtigt und eine nachhaltige Landnutzung gewährleistet werden.
Die Natur liefert uns viele Leistungen gratis: So bildet sich Grundwasser neu, bleiben Böden fruchtbar, erzeugt die Photosynthese pflanzliche Biomasse. Wir Menschen ziehen aus diesen "Ökosystemdienstleistungen" (kurz: ÖSD) vielfältigen Nutzen, sei es für die Ernährung, die Versorgung mit Wasser, für die Erholung oder den Schutz vor Naturgefahren. Große internationale Studien wie das Millennium Ecosystem Assessmenthaben sich eingehend mit den weltweit von Ökosystemen bereitgestellten Leistungen befasst und eindringlich auf die Folgen hingewiesen, die mit deren Verminderung oder Verlust einhergehen.Dieses hochaktuelle Thema wird von Wissenschaftlern ganz unterschiedlicher Disziplinen bearbeitet. Herangehensweisen, Begriffs- und Methodenverständnis sind entsprechend vielfältig. Was ist zum Beispiel mit Leistungsfähigkeit der Natur oder mit Naturkapital gemeint? Welche Werte der Natur sind besonders wichtig, wie sind sie verteilt und wie beurteilt bzw. vermittelt man sie? Können alle Ökosystemdienstleistungen einzeln und als Summe quantifiziert oder gar monetarisiert werden? Was ist zu tun, damit uns die vielfältigen Leistungen der Natur auch zukünftig zur Verfügung stehen?Das vorliegende Buch erläutert das vielschichtige Konzept der Ökosystemdienstleistungen, zeigt einen methodischen Rahmen zu ihrer Analyse und Bewertung auf und diskutiert Fallbeispiele, vor allem aus Deutschland.Angesprochen sind Wissenschaftler wie Praktiker aus dem behördlichen, ehrenamtlichen und freiberuflichen Bereich, vor allem im Umwelt- und Naturschutz sowie der Regional- und Flächennutzungsplanung, Fachleute aus der Wirtschaft, auf politischen Bühnen Tätige, Studierende sowie alle, die sich für ökologische, ökonomische, ethische und umweltpolitische Grundsatzfragen sowie Belange von Ökosystemen und Landschaften interessieren
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In: Wasserwirtschaft: Hydrologie, Wasserbau, Boden, Ökologie ; Organ der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall, Band 111, Heft 2-3, S. 41-45
Zahlungen für Ökosystemdienstleistungen (payments for ecosystem services , PES) sind Zahlungen an Grundbesitzer, deren Landbewirtschaftungspraktiken helfen, Ökosystemdienstleistungen ( ecosystem services , ES) zu erbringen. Im Kontext von Wassereinzugsgebieten sind die wichtigsten Leistungen die Bereitstellung, Reinigung und Regulierung von Wasser. PES wurde als Instrument konzipiert, das den Übergang zu einer ökologischen Wirtschaft erleichtern soll. Aus dieser Perspektive ist es eine Win-Win -Lösung für Umweltzerstörung und Armut. Heute ist PES ein weit verbreitetes Instrument für den Naturschutz. Als vereinzelte, privat finanzierte Projekte begonnen, hat PES seinen Weg in viele nationale und internationale Naturschutzpolitiken überall auf der Welt gefunden. Der PES-Wert für Vorgänge in Wassereinzugsgebieten betrug für das Jahr 2011 8-10 Mrd. US$ und er steigt weiterhin schnell an. Dieses Themenpapier wendet sich gegen die Vorstellung von PES als Allheilmittel gegen Umweltzerstörung und Armut. PES ist ein sich schnell verbreitender Mechanismus für die Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen und Naturschutz; bei der Umsetzung von PES mangelt es jedoch mitunter am Verständnis ihrer sozialen und wirtschaftlichen Wirkungen. Wir benennen deshalb eine Reihe kritischer Punkte, die im entwicklungspolitischen Kontext wenig politische Aufmerksamkeit erhalten haben, jedoch von großer sozialer Relevanz und Wirkung sind. Das Verständnis der kritischen Punkte rund um PES kann helfen, die folgenden Mängel zu überwinden oder zu verringern: Machtasymmetrien in PES-Verhandlungen. Bei PES verhandeln häufig Regierungen und Privatunternehmen mit marginalisierten Bevölkerungsgruppen. Die unterschiedlichen Ressourcen und Fähigkeiten dieser Akteure sind geeignet, sowohl die Ergebnisse der Verhandlungen als auch Umsetzung von PES zu beeinflussen. Die Interessen der marginalisierten Bevölkerungsgruppen zu schützen ist nicht nur eine gesellschaftliche Notwendigkeit, es trägt auch zur Nachhaltigkeit bei. Die Teilnahme an PES ist nicht immer freiwillig. Umweltgesetze, strenge Vertragsklauseln, unklare Partizipationsmechanismen und Druck von Intermediären tragen dazu bei, Dienstleister zu PES zu zwingen. Den implementierenden Organisationen sollte eine freiwillige Teilnahme garantiert werden. Darüber hinaus sollten PES-Politiken die Perspektive der Bauern berücksichtigen (d.h. was meinen Dienstleister zu benötigen?), sodass PES ein Werkzeug statt ein Hindernis für ländliche Entwicklung ist. PES-Systeme werden in Kontexten eingeführt, in denen eine ungleiche Verteilung der natürlichen Ressourcen auftritt. PES kann diese ungleiche Verteilung verschärfen und sogar die Verfügungsgewalt der weniger mächtigen Gruppen über ihre natürlichen Ressourcen schwächen. In vielen Situationen kann PES dazu führen, dass Dienstleister überhaupt keinen Zugang mehr zu den Leistungen haben, die sie zu schützen helfen, oder dass sie die Kontrolle über ihre Ressourcen verlieren. PES sollte an eine faire Verteilung der Rechte an natürlichen Ressourcen gebunden werden. PES kann im Wettbewerb mit kommunalen Organisationen stehen und die kulturellen und Naturschutzpraktiken untergraben, die nicht auf Geldzahlungen basieren
The ecosystem services approach has attracted tremendous attention from policymaking, planning and interdisciplinary sciences over the last decades. Despite its broad acknowledgement worldwide, there are a number of well-known conceptual and methodological limitations that impair its use and practical operationalisation. A brief discussion of these deficits is conducted from the integrated perspective of natural and social sciences. The paper then critically addresses the question of whether and to what extent the diversity, complexity and hybridity of the human-nature context should be shaped into a uniform scheme, disregarding the differing scales of the social, economic and ecological processes, functions and the trade-offs between them.
The ecosystem services approach has attracted tremendous attention from policymaking, planning and interdisciplinary sciences over the last decades. Despite its broad acknowledgement worldwide, there are a number of well-known conceptual and methodological limitations that impair its use and practical operationalisation. A brief discussion of these deficits is conducted from the integrated perspective of natural and social sciences. The paper then critically addresses the question of whether and to what extent the diversity, complexity and hybridity of the human-nature context should be shaped into a uniform scheme, disregarding the differing scales of the social, economic and ecological processes, functions and the trade-offs between them. ; Das Konzept der Ökosystemdienstleistungen hat in den letzten Jahrzehnten in beachtlichem Maße Eingang in die politische Entscheidungsfindung, die räumliche Planung und in die interdisziplinär ausgerichteten Wissenschaftsdisziplinen gefunden. Trotz seiner weltweiten Wahrnehmung und verbreiteten Anerkennung weist dieser Ansatz bekanntermaßen eine Reihe konzeptioneller und methodische Defizite auf, die seine Anwendung und Operationalisierbarkeit erschweren. Neben einer kurzen Diskussion der aus einer integrativen natur- und sozialwissenschaftlichen Perspektive heraus beleuchteten Limitierungen wirft der vorliegende Beitrag die Frage auf, ob und inwieweit es sinnvoll ist, die Vielfalt, Komplexität und Hybridität von Mensch-Umwelt-Systemen in ein einheitliches Bewertungsschema einzupassen und dabei die verschiedenen Ebenen der sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Prozesse, Funktionen und Zielkonflikte zu ignorieren.
Intersectionality originates in feminist critical theory as a perspective for analyzing categories of difference and relations of power. In this article we explore how the categories of 'human' and 'nature' are made meaningful in relation to each other and assemble an intersectional analytical lens drawing on theories from the fields of ecofeminism, critical animal studies and posthumanism. A common theme in these fields is the dualistic construction and representation of humans and nature as separate entities and we study how such dualism plays out in relation to issues of knowledge and subjectivity. The analytical lens is engaged to explore the concepts of biodiversity and eco-system services, which have emerged as keywords for conceptualizing human-nature relations in environmental research and policy. We assess debates around the concepts of biodiversity and eco-system services in scholarly publications, and how these reflect, reinforce, or contest dualistic and hierarchical constructions of human-nature relations. We look for principal tendencies, as well as challenging perspectives and voices.
Die heutigen politischen Entscheidungsträger müssen sich im Hinblick auf die begrenzte Belastbarkeit der Umwelt und die Grenzen menschlicher Belastbarkeit der Herausforderung stellen, die komplexen Wechselwirkungen zwischen menschlichem Handeln und der natürlichen Umwelt zu verstehen und zu gestalten. Dies ist besonders in städtischen Regionen, in denen die erhöhte Umweltbelastung evident ist, von hoher Relevanz, was am Beispiel des kontinuierlichen globalen Rückgangs von Ökosystemdienstleistungen in Folge der anhaltenden Verstädterung deutlich wird. Zukünftige politische Entscheidungen können nur zielführend sein, wenn sie integrativ in dem vielseitigen Ursache-Wirkungs-Gefüge städtischer Veränderungen betrachtet werden. Für solch ein Bestreben erscheint ein systemischer Ansatz, wie er in dieser Dissertation gewählt wurde, vielversprechend. Das Ziel dieser Doktorarbeit ist es, die wesentlichen Prozesse und Dynamiken, die charakteristisch sind für das komplexe System einer Stadt, in einem kombinierten Modellansatz abzubilden. Zu diesem Zweck wird ein demographisch angetriebenes Modell zur Berechnung der Wohnnachfrage und des Wohnangebotes mit einem räumlich expliziten Landnutzungsmodell verknüpft. Die Auswirkungen von Landnutzungsänderung auf die städtische Struktur, sowie auf das Angebot von Ökosystemdienstleistungen werden mit Hilfe von zum Teil neu entwickelter Indikatoren untersucht. Zusätzlich wird das Modell genutzt um das städtische Systemverständnis unter Verwendung von Szenariosimulationen voranzutreiben und szenariospezifische Auswirkungen auf die Stadtstruktur und das Angebot von Ökosystemdienstleistungen zu ermitteln. Die Szenarien basieren auf nicht-räumliche, demographische Veränderungstrends, z.B. Bevölkerungswachstum, -schrumpfung oder Überalterung; sowie räumliche Trends, z.B. durch veränderte Nachfragepräferenzen oder veränderten Planungsvorgaben. Das Untersuchungsgebiet stellt die Metropolregion Berlin dar. Dem kombinierten Modell wird aufgrund der verbesserten Anbindung von kausalen Triebkräften und der Nutzung eines fortschrittlichen Verfahrens zur Berechnung von Wohnstandortentscheidungen, eine überzeugende Reproduktion von Landnutzungsänderung nachgewiesen. Städtische Prozesse der Suburbanisierung und der Reurbanisierung können abgebildet werden, durch die Integration simultan ablaufender Wachstums- und Schrumpfungsprozesse in unterschiedlichen Wohnnutzungstypen. Mit Hilfe von verschiedenen Simulationsergebnissen wird nachgewiesen, dass die Zunahme der Bevölkerung, sowie die Alterung der Bevölkerung den Flächenverbrauch, die Fragmentierung der Landschaft und den Verlust an Ökosystemdienstleistungen deutlich erhöhen. Im Gegensatz dazu können diese Kenngrößen durch Bevölkerungsrückgang und der Veränderung von Wohnpräferenzen hin zu zentraleren Wohnlagen verringert werden. Darüber hinaus wird gezeigt, welche Landnutzungsänderungen sich besonders gut, bzw. besonders schlecht auf das Angebot von Ökosystemdienstleistungen und deren Verflechtungen (wie Synergien oder Trade-offs) auswirken. Die Doktorarbeit schlussfolgert mit der detaillierten Beschreibung der systematischen Verknüpfungen von menschlichen Entscheidungen, stadtstrukturellen Veränderungen und Umweltwirkungen, was schließlich in einer Wirkungskette städtischer Systemdynamiken mündet. ; Today's political decision makers are challenged to tackle the complex interactions between human activities and the natural environment within the context of limited environmental and human resilience. This becomes especially important in urban regions, where environmental effects are particularly evident, as indicated for instance by a continuous global decline of ecosystem services (ES) due to the increase of urban areas. Future decision-making can only be effectively promoted if the multiple cause-effect relationships driving urban and ES change are understood. For this purpose, a systemic approach seems promising and was chosen in this dissertation thesis. The aim of this thesis is to provide a combined model approach that is able to reveal the currently observed urban processes and dynamics which characterize the complex urban system. To this end, a demographically-driven residential demand and supply model is linked to a spatially explicit land-use change (LUC) model. The effects of LUC on the urban pattern and ES provisioning are analyzed using partly newly developed indicators. Additionally, the chosen model approach should serve to increase understanding of the urban system. In order to accomplish this, varying scenarios were developed to determine their respective effects on the urban pattern and ES, including both aspatial demographic shift trends such as population growth, shrinkage and population aging, as well as spatial trends such as demand preference and planning shifts. The case study presents the Berlin metropolitan region. The combined model provides a very satisfactory reproduction of land-use change by improving the causal relations of LUC drivers within sophisticated residential choice mechanisms. It is able to reproduce the simultaneous growth and shrinkage in varying residential types, and includes the processes of reurbanization and suburbanization. Future simulations indicated that population growth and population aging—expedited by population shrinkage—increases land consumption, landscape fragmentation and ES loss. In contrast, population shrinkage and shifting preferences towards reurbanization can effectively reduce these same aspects. It could be shown which particular land-use transitions most significantly affect ES degradation or improvement, and how they relate to ES linkages in terms of synergies and trade-offs. The thesis concludes with a detailed description of systematic linkages regarding human decisions, the urban pattern and environmental effects, resulting in a functional chain of urban system dynamics and depicting the strength of the connection between the relevant system parameters.